Neue Standardkonventionen für Euro Swaptions verschoben

Eine Arbeitsgruppe der ISDA (International Swaps and Derivatives Association) hatte sich im vergangenen Jahr darauf geeinigt, Zinsoptionen in Euro künftig standardmäßig anders zu berechnen. Die neue Berechnungsmethode sollte per 9. Juli 2018 in Kraft treten. Doch daraus wird vorerst nichts. Kurzfristig hat die ISDA ihren Mitgliedern mitgeteilt, dass die Umstellung des Marktstandards erstmal auf September/Oktober 2018 verschoben wird. Einen genauen Stichtag hat die ISDA diesmal nicht genannt.

Umstellung in der Diskontierung

Die Änderung der Standardkonventionen für auf Euro lautende Zinsoptionen betrifft die Art der Diskontierung. Wie bei allen Zinsprodukten wird auch bei Zinsoptionen ein Barwert berechnet. Bei auf Euro lautende Swaptions ist diese Berechnung bisher mathematisch nicht exakt. Das liegt daran, dass Euro Swaptions standardmäßig falls nichts anderes vereinbart wurde per Barausgleich gesettelt werden. Bei einer 10Y10Y Swaption also wird am Ende der 10-jährigen Optionslaufzeit der Wert des 10-jährigen Swaps berechnet, und dieser Barwert dann zwischen den Vertragsparteien ausgeglichen. Bei physisch gesettelten Optionen würden die Vertragsparteien am Ende der Optionslaufzeit in einen Swap eintreten, in unserem Beispiel mit 10 Jahren Laufzeit.

Die Berechnung bisher orientiert sich am Wert der Optionen mit physischem Settlement. Die Diskontierung erfolgt mit nur einem einzigen Swapsatz. Das ist mathematisch aber nicht korrekt sondern nur eine sehr krumme Annäherung. Künftig soll das mathematisch korrekte Modell verwendet werden, in dem jeder Zahlungsstrom mit dem entsprechenden Diskontierungsfaktor abgezinst wird.

Nicht alle Banken waren bereit

Die Umstellung auf das neue Bewertungsmodell fällt nicht allen Banken leicht. Das Modell, das implementiert werden muss, ist deutlich aufwändiger als die bisherige, einfache Diskontierung. Es verwendet eine Volatilitäts- sowie eine Korrelationsmatrix über die gesamte Kurve hinweg und muss zusätzlich noch die Libor-OIS Basis berücksichtigen. Das ist technisch und mathematisch um ein Vielfaches komplexer. Zudem handelt es sich um ein komplett neues Bewertungsmodell, das in den betroffenen Banken zunächst programmiert und im Anschluss validiert werden muss, ein Prozess, der viel Zeit in Anspruch nehmen kann.

Änderung der Vola-Matrix mit weitreichenden Konsequenzen für viele Derivateportfolien

Die Umstellung der Berechnung des Settlementpreises für Euro Swaptions hat aber noch weitreichendere Konsequenzen als die reine Herausforderung für das neue Bewertungsmodell. Denn die Umstellung von der physisch gesettelten Annäherungsbewertung auf die korrekte, cash-gesettelte Diskontierung wird dann auch die Marktpreise für Zinsoptionen verändern. Da aus den im Markt quotierten Zinsoptionen die impliziten Volatiltäten rückberechnet werden, und diese impliziten Volas für die Bewertung vieler anderer, vor allem exotischer Zinsderivate verwendet werden, haben die plötzlichen Verschiebungen in der Volatiltiäts-Matrix Auswirkungen auf sämtliche Exotics Portfolien. Wie stark sich die Änderungen auswirken werden, wird sich zeigen. Die Verschiebung der Umstellung kann aber durchaus auch damit zu tun haben, dass die Folgewirkungen auf die gesamte strukturierte Welt der Zinsderivate noch nicht ausreichend simuliert wurde und man unvorhergesehene Bewertungsrisiken abwenden wollte.

Quotierungen auf Totem bereits für beide Verfahren

Der Marktstandard wird also nicht wie geplant per 9. Juli 2018 geändert. Trotzdem werden die ersten, großen Marktteilnehmer ihre Quotierungen, die sie an Totem liefern, ab nun parallel für physisch als auch cash gesettelte Swaptions in Euro berechnen. Aus den eingegangenen Quotierungen berechnet Totem den Durchschnitt. Es ist dies ein erster, aber wichtiger Schritt in der Bewertungsumstellung. Wie schnell die Market Maker für Euro Swaptions nun das neue Modell umsetzen und die Auswirkungen auf ihre exotischen Derivateportfolien simulieren und Risikorückstellungen entsprechend anpassen, bleibt spannend. Spätestens im Oktober 2018 wird sich zeigen, ob alle bereit sind und die Umstellung auf eine korrekte Diskontierung erfolgreich war.

Benötigen Sie Unterstützung bei der Umstellung?

Die Quants von BahlConsult GmbH haben das neue Bewertungsmodell gemäß Cedervall und Piterbarg bereits implementiert. Wir unterstützen Sie gerne bei der Umsetzung, Programmierung und Validierung Ihres Bewertungsmodells für den neuen Marktstandard für Euro Swaptions.