Unconstrained Bond Funds, oder Fixed Income Fonds ohne Auflagen: Sie sind der Inbegriff des aktiven Fondsmanagements. Hier können sich die Manager frei und flexibel bewegen, ihr ganzes Können und Wissen einsetzen und je nach Markt und Trend zum Wohle des Investors investieren. So zumindest die Theorie.
Unconstrained oder auch Nontraditional Bond Funds steht die ganze, große, bunte Welt des Fixed Incomes offen. Sie dürfen in alles investieren, was zum Dunstkreis der Anleihenwelt zählt. Ob kurz oder lang laufend, sicher oder riskant, im Inland oder Ausland, in Euro oder gar einer exotischen Währung, ob direkt oder über Derivate, alles ist erlaubt. Klassische Staatsanleihen von guten bis riskanten Staaten, Unternehmensanleihen, aber auch Zinsderivate, Emerging Markets Anleihen, Zinsfutures und High Yield Bonds, alles kann ins Portfolio gepackt werden. Der Fondsmanager kann sogar short gehen, wenn er fallende Preise erwartet.
Damit, so möchte man meinen, erzielt der aktive Manager für seine Investoren überproportional gute Gewinne in jeder Marktlage. Schließlich kann er genau dort die Chancen wahrnehmen, wo sie sich gerade bieten, ohne von lästigen Anlagevorschriften und dem Diktat des Long-Only eingeengt zu werden. Doch leider weit gefehlt. In den letzten Jahren zählten vor allem die Anleihenfonds ohne Auflagen, die sogenannten Unconstrained Bond Funds, zu den Underperformern der Branche. Laut Morningstar hat die Gruppe der Nontraditional Bond Funds im vergangenen Jahr sogar im Schnitt ein Minus von 1,53% eingefahren. Auf 3-Jahres-Sicht kommen sie immerhin auf eine positive Wertentwicklung von 1,43%. Damit waren sie unter den Bond Fund Kategorien nicht allein. Manch anderen erging es nicht unbedingt besser, aber das lag dann meist an der Spezialisierung auf bestimmte Regionen oder Emittentengruppen.
Dabei ist die Idee der unbeschränkten Anleihenfonds durchaus interessant. Das fanden in den vergangenen Jahren auch viele Investoren und haben über die letzten Jahre geschätzte 150 Milliarden Dollar in dieses Marktsegment gesteckt. Allerdings ist das Anlagevolumen mittlerweile wieder rückläufig, denn viele Anleger haben begonnen, Kapital aufgrund der schlechten Performance abzuziehen.
Ein Grund für das schlechte Abschneiden der unbeschränkten Anleihenfonds mag darin liegen, dass viele Manager versucht haben, dem Wunsch ihrer Investoren nach überdurchschnittlichen Renditen zu entsprechen, und dadurch hohe Risiken in Regionen eingegangen sind, die sich im Nachhinein als unglücklich herausgestellt haben. Mit qualitativ hochwertigen Staatsanleihen war in den letzten Jahren einfach keine tolle Rendite zu erreichen. Also mussten Anleihen mit hohen Kupons ins Portfolio, wie etwa Emerging Market Bonds oder High Yield Anleihen mit schlechten Credit Ratings. Doch gerade diese beiden Segmente haben außerordentlich schlecht performt und viel an Wert eingebüßt.
Ein anderer Grund für das unrühmliche Abschneiden vieler dieser Fonds mag auch sein, dass sie zu einem Massenprodukt geworden sind, das von vielen Managern angeboten wird. Darunter hat auch die Qualität gelitten. Und wie wir bereits aus der Aktienfondswelt wissen, ist nicht immer in allen Fonds das drin was außen drauf steht. Nicht alle Unconstrained Bond Funds investieren tatsächlich so frei, flexible und dynamisch, wie es die Werbebroschüren vorgeben. Sie dürften zwar in alle Märkte und Währungen gehen, tun dies aber häufig gar nicht. Die Vielfalt in so manchem dieser Portfolien ist eher überschaubar. Die Möglichkeit, über Derivate short zu gehen und damit von fallenden Preisen zu profitieren, nehmen viele Manager erst gar nicht oder nur sehr gering in Anspruch.
Das begrenzte tatsächliche Universum, in das viele der Fonds investieren, mag natürlich auch daran liegen, dass der Anspruch, überall auf der Welt und in alle Märkte investieren zu wollen, ein unverschämt hoher ist. Wer kennt sich schon überall aus? Wer hat schon genug Research und auch den nötigen Marktzugang, um überall auch tatsächlich fundiert, informiert und kosteneffizient mitspielen zu können? Bestimmt nicht alle.
Noch ein Nachteil übrigens, den diese unlimitierten Anleihenfonds haben, und der oft vergessen wird, sind die hohen Kosten. Diese sollte sich ein interessierter Investor in jedem Fall auch ansehen. Denn wenn bereits 1,5% bis 2% der Wertentwicklung für das Decken der laufenden Kosten verloren gehen, wieviel bleibt dann am Ende für den Investor?
Nicht alle Unconstrained Bond Funds haben in den letzten Jahren schlecht abgeschnitten. Es gibt tatsächlich einige, die ihre Strategie gut gewählt haben und ihren Investoren das geliefert haben, was sie versprochen hatten. Es lohnt sich also, bei Kaufinteresse genau hinzusehen, was der Manager macht, welche Investments sich tatsächlich im Portfolio befinden, wie gut der Anbieter global aufgestellt ist und auch wie die Kostenstruktur ist. Wie immer kommt man auch hier nicht am Kleingedruckten vorbei!