Mit Makro und Volatilitäts-Strategien auf Aktien, Long oder Short Beta, Event Driven und Multi-Strategie sowie sonstigen aktienlastigen Handelsstrategien, mit denen die meisten Hedge Funds noch vor zehn oder zwanzig Jahren groß geworden sind, reißt man heute niemanden mehr vom Hocker. Die meisten Anleger – sowohl private als auch institutionelle – gähnen nur müde und verweisen auf die große Anzahl günstiger Spezial-ETFs (Exchange Traded Funds), die solcherlei Strategien mittlerweile nachbilden. Das zwingt Hedge Funds zum Umdenken.

2018 war kein gutes Jahr für Hedge Funds

Die letzten Jahre waren zudem alles andere als leicht für viele Hedge Funds. Im Schnitt erlitten Hedge Funds weltweit im Vorjahr Verluste von 3%, und auch in den Jahren davor waren die Gewinne vergleichsweise mager und dümpelten einstellig vor sich hin. Nicht wenige Fonds wurden geschlossen, und selbst Stars der Szene wie David Einhorn mussten herbe Niederlagen hinnehmen.

Inflation, Credit, Rates und Alternative Investments

Die Antwort so mancher Hedge Funds ist die Umorientierung auf Strategien, die noch nicht von passiven ETFs zu Dumpingpreisen angeboten werden. Darunter fallen vor allem Märkte, die intransparent und illiquide sind. Aktuell im Trend etwa liegen Wetten auf CO2-Emissionsrechte, die wieder neu aufkeimen. Vor zehn Jahren gab es hier schon einmal den Versuch, instititutionelle Anleger an CO2-Rechten partizipieren zu lassen. Damals erlitten sie bösen Schiffbruch damit. Doch auch Credit und Rates geraten zunehmend in den Fokus von Hedge Funds. Mehr und mehr Quants, die sich auf die Modellierung und Bewertung komplexer Derivate aus dem Zins- und Creditbereich spezialisiert haben, werden von Hedge Funds angeworben.

Exotische Derivate als Gewinnbringer?

Die gestiegenen Zinsen in den U.S.A. machen das ursprüngliche Geschäftsmodell von Hedge Funds wieder deutlich einfacher: Laufender Carry durch die Verzinsung der Einlagen, und stark gehebelte Gewinne durch Derivate-Strategien. Ein gewisser Shift ist dabei allerdings bei den Assetklassen zu bemerken. Waren es früher hauptsächlich Aktienderivate und Indexfutures, die long und short gehandelt wurden, geht der Trend heute mehr und mehr in Richtung Währungen, Zinsen und Credit.

Gut für den Markt, interessant für Anleger

Anleger kann es freuen, denn ihnen werden dadurch breitere Möglichkeiten in wichtigen Märkten eröffnet. Doch auch für den Markt selbst ist die zunehmende Aufmerksamkeit großer, liquider Hedge Funds nicht unbedingt ein Nachteil. Gerade in den letzten zehn Jahren hatten sich viele kleinere Banken aus dem Handel mit komplexeren Derivaten zurückgezogen. Gründe waren vor allem eine komplexere Regulierung aber auch Veränderungen bei Bewertungsthemen. Aufwändigere Modelle und eine regelrechte Explosion in der Anzahl der verwendeten Zinskurven drücken die Kosten für die Umsetzung neuer Modelle und Infrastruktur in die Höhe. So ist die Zahl der Market Maker für viele Produkte kleiner geworden. Bei Cross Currency Swaps lag es an teuren Eigenkapitalvorschriften, bei Swaptions an Modell- und Kurvenfragen. Doch wengier Konkurrenz bedeutet in der Regel auch weitere Spreads und schlechtere Preise für den Kunden.

Mehr Komplexität, neue Chancen?

Das Geld ist vorhanden, und Investoren suchen nach attraktiven Anlagemöglichkeiten. Das Angebot exotischer Hedge Funds steigt langsam an. Ein Hindernis ist die höhere Komplexität, die Strategien auf Zins-, Währungs- und Kreditderivate mit sich bringen, und damit veränderte Anforderungen sowohl auf Fund- aber auch Investorenseite. Wie stark sich der Trend durchsetzen wird, bleibt spannend.