hkstreetbw1Auch bei ETFs gibt es Unterschiede im Kleingedruckten. Manche von ihnen verwenden zur Nachbildung des Index keine Aktien oder Anleihen, sondern Derivate. Diese werden auch häufig als „Synthetische ETFs“ bezeichnet. Dadurch ändert sich die Kostenstruktur und damit die Gebühren, die von Investoren bezahlt werden müssen. Die Nachbildung mit Derivaten kann sich aber auch auf die Performance auswirken.

Beliebt sind ETFs, deren Konstruktion auf Derivaten basiert, vor allem in Emerging Markets, wo der Aktienmarkt schwer zugänglich sein kann. Ein Beispiel dafür war bis vor Kurzem China, das seinen Kapitalmarkt bis vergangenes Jahr gegenüber ausländischen Investoren stark abgeschottet hatte. Diese Beschränkung des ausländischen Aktienbesitzes hat zum Boom der sogenannten „China A-Share Access Products“ geführt, eine Nachbildung von chinesischen Aktien über Derivate. In diese CAAPs flossen dann viele Milliarden an ETF Vermögen, zum Beispiel des iShares FTSE A50 China Index ETF. Aber auch für ETFs auf den indischen Markt sind synthetische Konstruktionen nötig, da Indien Ausländern kaum erlaubt, überhaupt am Kapitalmarkt aktiv zu werden.

Durch die indirekten Investitionen können synthetische ETFs preislich deutlich gegenüber der Indexperformance differieren. Das lässt sich einerseits durch höhere Kosten der derivativen Strategie als auch die unterschiedliche Liquidität und damit Spreads bei den Derivaten erklären.

Vor allem in schwer zugänglichen Märkten haben auf Derivate basierte, synthetische ETFs durchaus auch Vorteile. Oder es gibt keinen wirklichen Alternativen, wie noch heute am Beispiel Indien zu sehen ist. ETFs sind in diesem Fall deutlich einfacher zu kaufen und zu verkaufen als Direktinvestments, für die viele Investoren sonst nur schwer oder keinen Marktzugang haben. Auf der anderen Seite sind synthetische ETFs mit höheren Kosten verbunden und damit auch hohen Managementgebühren für Investoren.

Der Trend geht immer mehr weg von synthetischen ETFs. Auch für China, das seit Ende 2014 seine Aktienmärkte zunehmend für ausländische Direktinvestitonen öffnet, werden neue ETFs nicht mehr synthetisch aufgelegt. Trotzdem lohnt sich beim Kauf von ETFs (wie übrigens bei allen Investmentprodukten!) immer noch ein Blick ins Kleingedruckte in den Prospekten, um bei Gebühren, Performance und Liquidität keine unliebsamen Überraschungen zu erleben.