BahlConsult GmbH: unabhängige Beratung zu Swaps, Derivaten und strukturierten ProduktenUnter PRIIPs (Packaged Retail Investment and Insurance Products) versteht man Finanzprodukte für Retail Investoren, die mehrere oder unterschiedliche Investments oder Wertpapierarten miteinander verbinden und diese unter einer gemeinsamen Hülle verpackt haben. Gemeint sind etwa stukturierte Anleihen und Zertifikate, Fonds, aber auch diverse Versicherungsprodukte, die beispielsweise eine Investition in Anleihen, Aktien oder Immobilien beinhalten.

Der Begriff selbst entstammt der bürokratischen Feder der Europäischen Kommission, die für verpackte Retail Finanzprodukte einen besseren Schutz der Kleinanleger anstrebt. Für alle Produkte, die unter die Gruppe der PRIIPs fallen, müssen Anbieter in Zukunft standardisierte Informationsblätter verfassen, die es Investoren erleichtern sollen, die Risiken, Kosten und Details der meist sehr komplexen Produkte besser zu verstehen. Derzeit ist der Anlegerschutz für solche Produkte in jedem Land unterschiedlich geregelt und nicht immer besonders gut. Mit der neuen EU Direktive zu PRIIPs soll sich das ändern und Privatinvestoren bei strukturierten Anlagen besser vor Falschinformationen geschützt werden.

Zu den PRIIPs zählen unter anderem:

  • Investmentfonds, die für Privatanleger offen sind
  • Lebensversicherungspolicen mit einem Anlageelement
  • Strukturierte Produkte wie etwa Zertifikate und strukturierte Anleihen
  • Repacked Produkte, die von Zweckgesellschaften begeben wurden
  • Versicherungen und Sparprodukte, die mit Investments kombiniert sind

Allerdings gibt es im derzeitigen Entwurf für die Direktive auch eine Reihe von Ausnahmen. So fallen individuelle und betriebliche Altersvorsorgeprodukte nicht unter die Richtlinie, gleichgültig, wie strukturiert das Investment sein mag. Zudem sind Einlagen, die ausschließlich einem Zinsrisiko unterliegen, ausgenommen.

In dem neuen, einheitlichen Informationsblatt für Kleinanleger sollen folgende Informationen – in verständlicher Sprache und mit möglichst wenig Fachbegriffen und möglichst kurz verfasst – zu finden sein:

  • Die Art des Produkts, also ob es sich um eine Anleihe, eine Aktienoption, einen Investmentfonds auf Aktien ect. handelt
  • Die wichtigsten Merkmale des Investments, wie Laufzeit, Zinssätze, Referenzwerte,…
  • Ob es eine Kapitalgarantie gibt oder ob ein Kapitalverlust möglich ist
  • Die Kosten des Produkts inklusive Vermittlerprovisionen
  • Das Risikoprofil der Anlage
  • Informationen zur Wertentwicklung
  • Andere wichtige Informationen, die für das Verständnis des Produkts notwendig sein können
  • Warnhinweise bei sehr komplexen Produkten

Durch die einheitlichen Informationen sollen Retail Investoren:

  • die Produkte besser verstehen und dadurch bessere und fundiertere Anlageentscheidungen treffen können
  • verschiedene PRIIPs miteinander vergleichen können
  • die Kosten und Gebühren vergleichen können, und zwar inklusive der Vermittlerprovisionen und versteckten Gebühren

Für die Berechnung der Kosten strebt die Europäische Kommission übrigens Online Rechentools für jedes Mitgliedsland an, über welche Kleinanleger die Gesamtkosten für alle PRIIPs ganz einfach berechnen und vergleichen können.

Die Informationen auf dem Basisinformationsblatt sollen zudem einklagbar sein. Wenn das Blatt Fehler oder irreführende Informationen enthält, sollen sich Kleinanleger darauf berufen können und damit Schadensersatzansprüche geltend machen können.

Zertifikate, strukturierte Anleihen und Finanzprodukte mit Versicherungsbestandteilen werden bereits seit vielen Jahren fleissig an Kleinanleger verkauft. Dafür gibt es von den Banken, Sparkassen, Bausparkassen und Versicherungen jede Menge Verkaufsbroschüren oder auch sogenannte Termsheets, auf denen die wichtigsten Informationen zusammengefasst sind. Doch jede Information, jede Broschüre und jedes Termsheet sieht anders aus und enthält andere Details. Eine Vereinheitlichung ist deshalb ausgesprochen zu begrüßen und hilft mit Sicherheit, den Markt ein wenig transparenter zu gestalten.