Die britischen Aufsichtsbehörden erhöhen schon seit einiger Zeit den Druck auf Marktteilnehmer, den LIBOR Referenzsätzen den Rücken zu kehren und die von ihr präferierten Overnight Sätze SONIA, SOFR & Co zu verwenden. Ein ausgesprochen drastisches Mittel kommt jetzt von der Bank of England, die jegliche auf LIBOR gelinkte Sicherheiten für ihr Sterling Monetary Framework Programm zunächst hart bestraft und ab dem 31.12.2021 völlig aus der Liste der möglichen Sicherheiten verbannt.
Die Bank of England führt Haircuts auf LIBOR-Sicherheiten ein
Vielleicht ist es Zufall, doch gerade jetzt, wo Andrew Bailey von der britischen Finanzaufsicht an die Spitze der Bank of England wechselt, setzt es von der britischen Zentralbank einen herben Schlag geben LIBOR gelinkte Assets. Um Liquidität von der Zentralbank zu erhalten, hinterlegen Banken Sicherheiten in Form von Anleihen oder Kreditportfolien. Meist handelt es sich um Verbriefungen von Hypothekardarlehen oder Emissionen supranationaler Organisationen, die ihrerseits besichert sind oder über beste Ratings verfügen. Ab Oktober 2020 werden Sicherheiten, die sich auf LIBOR beziehen, allerdings deutlich abgestraft oder sogar gänzlich von der Liste gestrichen. Ende Februar hat die Bank of England eine Marktinformation veröffentlicht, die schwindelerregende Haircuts für alles, das irgendwie mit LIBOR zu tun hat, vorgibt. Es sind davon sogar ganze Portfolien betroffen, bei denen nur ein einziger auf LIBOR gelinkter Kredit oder Swap enthalten ist. Wertpapiere, die sich in irgendeiner Form auf LIBOR beziehen, dürfen ab Oktober 2020 gar nicht mehr als Sicherheit hinterlegt werden.
Ab 31.12.2021 ein Haircut von 100% auf LIBOR-linked Collateral
Die Höhe der Abschläge ist gestaffelt, beginnend mit 10% ab 1. Oktober 2020, 40% ab 1. Juni 2021 und ab dem 31. Dezember 2021 beträgt der Abschlag 100%, was gleichbedeutend ist mit einer Ablehnung von LIBOR gelinktem Collateral. Gleichzeitig gelten ab dem 31.12.2021 LIBOR gelinkte Collaterals nicht mehr als einlieferungsfähig.
Keine neu begebenen LIBOR gelinkten Sicherheiten mehr ab 1. Oktober 2020
Von der Liste der erlaubten Sicherheiten werden alle Wertpapiere gestrichen, die direkt oder indirekt über Swaps an LIBOR gebunden sind, und zwar dann, wenn sie entweder ab dem 1. Oktober 2020 emittiert wurden oder eine Laufzeit haben, die länger als 31. Dezember 2021 ist. Das gilt auch für Verbriefungen, deren zugrundeliegende Kreditportfolien auch nur einen einzigen ab dem 1. Oktober 2020 vergebenen Kredit beinhalten, der an LIBOR gekoppelt ist. Selbst neue Loans werden ab dem 1. Oktober nicht mehr akzeptiert. Das Aus für LIBOR-gelinkte Neugeschäfte, die als Collateral dienen können, steht demnach unmittelbar bevor.
Ab 31.12.2021 gar keine LIBOR Collaterals mehr akzeptiert
Das gänzliche Aus für LIBOR gelinkte Sicherheiten gleichgültig welcher Art kommt mit dem 31.12.2021. Ab diesem Zeitpunkt werden keine Sicherheiten mehr akzeptiert, die irgendwo in ihren Bedingungen oder zugrundeliegenden Swaps etwas mit LIBOR zu tun haben, also auch keine Loan Portfolien mehr. Ab Oktober werden dann also Anleihen wie LIBOR Floater von der Inter-American Development Bank (Rating Aaa/AAA/AAA), Hypothekarfloater von Banken (ebenfalls alle Aaa/AAA/AAA) und Hypothekarverbriefungen bester Qualität nicht mehr akzeptiert. Ohnedies waren bei der Bank of England nur Anleihen mit bestem Rating zugelassen. Der mögliche Collateral Pool reduziert sich dadurch deutlich.
Der Druck auf den Markt erhöht sich
Die Bank of England will damit sicherstellen, dass durch einen möglicherweise ungeordneten Übergang von LIBOR auf SONIA, SOFR & Co die Geldmarktgeschäfte der Zentralbank nicht beeinträchtigt werden. Als Governor der Bank of England hat Andrew Bailey damit auf jeden Fall ein interessantes, neues Druckmittel gefunden, um Marktteilnehmer zu motivieren, ihr Geschäft auf SONIA umzustellen.