Die Aufsichtsbehörden von Großbritannien und der USA haben sich zum Ziel gesetzt, die LIBOR Referenzzinssätze Ende 2021 auslaufen zu lassen und durch Overnight Rates zu ersetzen. Die meisten Marktteilnehmer aber halten an den LIBOR Rates fest und möchten den Zinsmarkt am liebsten so weiterlaufen lassen wie bisher. Doch der Druck von Seiten der Aufsichtsbehörden steigt, und damit auch die Unzufriedenheit vieler Banken.
Unzufriedener Brief von US Regionalbanken
Am 26. Februar 2020 schickte eine Gruppe regionaler US-Banken einen offenen Brief an die Aufsichtsbehörden Federal Reserve, die Federal Deposit Insurance Group sowie das Office of the Comptroller of the Currency. Darin schreiben sie, dass sie ebenfalls die Wichtigkeit sehen, solide Referenzzinssätze zu etablieren, die sich auf tatsächliche Geschäftsdaten beziehen. Sie halten den von den Aufsichtsbehörden als einzige Alternative verordneten SOFR (Secured Overnight Funding Rate) allerdings für gänzlich ungeeignet, um die LIBOR Sätze zu ersetzen. Ihre Argumente sind dabei legitim und einleuchtend. Der SOFR ist ein Repo Satz, wobei die zugrundeliegenden Repurchase Agreements alleinig mit U.S. Treasuries besichert sind. Amerikanische Regionalbanken aber nehmen gar nicht Teil am Treasury Repo Markt sondern funden sich fast ausschließlich unbesichert.
SOFR hat Schwachpunkte
In ihrem Brief weisen die Banken darauf hin, dass ein ausschließlich mit U.S. Treasuries besicherter Referenzzins gerade in Krisenzeiten anfällig ist für Verzerrungen. Das Timing dieses Kommentars hätte passender kaum sein können. Durch die Corona Krise findet derzeit weltweit ein Run auf Safe Haven Assets statt, darunter selbstverständlich amerikanische Staatsanleihen. Diese verteuern sich dadurch seit wenigen Tagen dramatisch, und entsprechend beeinflusst das natürlich die Repo Raten. Am 3.3.2020 lage SOFR noch bei 1,64%, am 9.3.2020 nur noch bei 1,09%, Tendenz weiter fallend. 10-jährige Treasury Futures sind seit Jahresbeginn von 128 auf 138 gestiegen. Der Swap-Staatsanleihen-Spread hat sich seit Ende Februar von minus sechs auf in der Spitze plus acht am 9.3.2020 augeweitet. Entsprechend erhöhen sich dann aber auch die Kosten für Sicherheiten, wenn diese neue gekauft oder geliehen werden müssen. Für alle, die sich unbesichertes Geld leihen, taugt SOFR in diesen Tagen nicht als Referenzzins. Und was für Banken gilt, gilt entsprechend auch für die meisten Kreditnehmer.
AMERIBOR als Alternative in USD?
In Europa hat kaum noch jemand von AMERIBOR gehört. Tatsächlich wird dieser seit 2015 an der American Financial Exchange gehandelt und bezieht sich auf unbesicherte Overnight Geschäfte. Damit ähnelt der AMERIBOR dem EONIA und dem neuen €STR in seiner Struktur. An der Cboe gibt es eine ganze Reihe AMERIBOR Futures unterschiedlicher Termstructures bis drei Monate. Die Banken verlangen in ihrem Brief, dass der AMERIBOR neben dem SOFR ebenfalls als offizielle Benchmark erlaubt sein soll, wenn LIBOR seinem Ende zugeht. Eine Antwort der Aufsichtsbehörden auf den Vorschlag steht allerdings noch aus.
Unzufriedenheit bei Banken wächst
Der Brief ist nicht der erste seiner Art. Bereits im September 2019 haben Banken in einem Brief an die Aufsichtsbehörden ihren Unmut über den neuen SOFR geäußert, der LIBOR ersetzen soll. Damals verlangten Banken, dem SOFR einen entsprechenden Credit Spread zu verpassen, der die Fundingsituation von Banken widerspiegelt. Der Unmut bei Banken über die gezwungene LIBOR Abschaffung wächst, und auch die Verzweiflung. Schließlich ist das mögliche Ende des LIBORS nicht mehr allzu weit entfernt.