Mit gutem Gewissen Geld anlegen
Investieren, darunter versteht man eine Geldanlage mit dem Ziel positiver Erträge und der Vermehrung des eingesetzten Geldes. Wohltätigkeit hingegen ist das Geben von Geld für gute Zwecke, ohne dass der Geldgeber dafür eine direkt messbare Rendite erhalten würde. Das relativ neue Feld des Impact Investing versucht, diese beiden miteinander zu verbinden. Warum nicht Gutes tun und dabei Rendite erwirtschaften? Warum nicht in solche Unternehmen, Personen und Projekte investieren, die neben einem monetär hoffentlich erfolgreichen Geschäftsmodell auch noch den guten Zweck fördern? Was bisher der alleinige Fokus von Förder- und Entwicklungsbanken war, hat sich nach und nach zur allgemeinen Anlageform für Finanzinvestoren entwickelt.
Impact Investing: Engagement in vielen Bereichen
Beim Impact Investing – Investieren mit positiver Wirkung – werden von Fonds und institutionellen Investoren hauptsächlich Themen aufgegriffen, die in die Bereiche Mikrofinanzierung, Gesundheit, saubere Technologien, bezahlbarer Wohnraum, Nachhaltigkeit in Landwirtschaft und Konsum, sowie soziale Dinge wie die Schaffung von Beschäftigungsmöglichkeiten, Unternehmensgründungen, Inklusion, Kultur und Bildung fallen. Die Projekte sollen für Menschen neue Möglichkeiten schaffen, erfolgreich für sich und ihre Gesellschaft tätig zu werden. Sie liefern Startkapital, technische und technologische Möglichkeiten, schaffen die richtigen Rahmenbedingungen und verbessern die Umwelt und Lebensumstände. Das kann, muss aber nicht in Entwicklungsländern stattfinden. Investitionen mit positiven Effekten finden auch in Industrienationen statt.
80% der Investitionen verfolgen harte Renditeziele
Bei all dem sozialen, guten Willen verfolgen trotzdem 80% der Impact Investoren hoch gesteckte Renditeziele. Sie investieren. Es handelt sich nicht um wohltätige Spenden, sondern um eine richtige Geldanlage, mit der lieber mehr als weniger Erträge eingespielt werden sollen. Laut einer Studie des Global Impact Investing Networks waren per Ende Dezember 2016 insgesamt 10,6 Milliarden US-Dollar in entsprechenden Fonds investiert, wovon vier fünftel der Fonds marktübliche Renditeziele verfolgten. Zwischen 2012 und 2016 erwirtschafteten diese 80% im Schnitt tatsächlich positive Erträge von 2,6%. Die restlichen 20% hatten explizit keine marktüblichen Renditeziele, und entsprechend machten sie einen Verlust von durchschnittlich 6,8%.
Hohe Zuwachsraten für Impact Fonds
Die Anlageform des Impact Investments ist noch relativ jung, und auch die vorhandenen Projekte sind nicht in unendlicher Größe in Formen vorhanden, die für große Fonds in Frage kommen. Trotzdem wuchsen die Assets under Management (das verwaltete Vermögen) laut der Global Impact Investment Study 2017 zwischen 2012 und 2016 um durchschnittlich 15% pro Jahr. Das sind Zuwachsraten, von denen andere Anlageformen nur träumen können.
Mit hohen Kosten verbunden
Impact Investing ist keine einfache Angelegenheit. Die Projekte und Unternehmen, in die investiert wird, sind meist weder leicht zu finden, noch sind sie einfach zu analysieren. Im Bereich des Impact Investing kann man wenig automatisieren. Selbst die laufende Kontrolle, die Projektbegleitung, die ganze Abwicklung kann sich als mühsam, zeitraubend und komplex herausstellen. Gerade bei Investitionen in fremden, weit entfernten Ländern sind zudem ganz andere Risiken zu beachten, müssen verlässliche und ehrliche Partner vor Ort gefunden und bezahlt werden. Der Investitionsprozess ist hier komplex und kann lange dauern. Da wundern die doch sehr hohen Expense Ratios (Kosten von Verwaltung, Handel und Abwicklung im Verhältnis zum verwalteten Vermögen) von durchschnittlich 3% nicht wirklich. Je nach Sektor, in dem die Fonds tätig sind, steigen die Kosten sogar auf bis zu 10% an. Mit komplett automatisierten ETFs (Exchange Traded Funds) können sie damit nicht mithalten. Eine hohe Expense Ration frisst aber arg in die Rendite, und am Ende bleibt dem Investor entsprechend weniger vom erwirtschafteten Ertrag. Wirft das Projekt 6% Rendite ab, die Kosten des Fonds sind aber 3%, so bleiben für den Investor nur noch 3% übrig. Der Nachteil von aktiv gemanagten Fonds, und noch mehr bei einer derart komplexen Assetklasse.
Aber: Gute Risikokennzahlen
Bei all den hohen Kosten gibt es aber auch Vorteile von Impact Fonds. Über die Gründe ist noch wenig erforscht, aber sieht man sich die Daten an, weisen Impact Portfolien eine sehr geringe Volatilität auf, und auch die Sharpe Ratio (ein Risikomaß für den Ertrag im Verhältnis zum eingegangenen Risiko) ist überraschend hoch. Zudem sind die Ausfallraten mit 0,7% erstaunlich gering. Als Beimischung können gerade große Investoren hier tatsächlich positive Portfolioeffekte erzielen. Aus dem Bereich Microfinance ist bekannt, dass gerade sehr kleine, ärmere Kreditnehmer ihre Schulden pünktlich und zuverlässig zahlen, und möglicherweise zeigt sich dieser Effekt auch in anderen sozial engagierten Projekten.
Viele Spezialgebiete und verschiedene Anlageformen!
Impact Investing ist kein Einheitsbrei. Als interessierter Investor muss man sich genau umsehen, denn es gibt viele, unterschiedliche Schwerpunkte, die von den einzelnen Fonds, die auf dem Markt sind, gesetzt werden. Denn unter dem Begriff Impact Investing können sich sowohl große Immobilienprojekte für nachhaltigen und leistbaren Wohnraum bis hin zu Telekommunikation, Forschung und Entwicklung, Bildung, Technologie und vielem mehr verstecken. Jeder Schwerpunktbereich ist dabei eine Welt für sich und unterliegt ganz eigenen Risiken, Kosten und Renditeerwartungen. Auch die Struktur der angebotenen Investition kann unterschiedlich sein, vom klassichen Investmentfonds über geschlossene Beteiligungen, Anleihen, Schuldscheindarlehen, Luxemburger Spezialfonds oder Zertifikate, in Euro, US-Dollar, Yen oder anderen Währungen, währungsgesichert oder ungehedged, alles ist denkbar und alles wird angeboten. Ein interessantes Gebiet, das aber nicht nur auf Seite des Fonds mit viel Arbeit verbunden ist, sondern auch beim Investor ein wenig Zeit, Geduld und Aufmerksamkeit einfordert!