Vertrauen ist wichtig für die Gesellschaft

Eigentlich ist das Thema Vertrauen ein sozialwissenschaftliches Forschungsgebiet, und trotzdem ist es für den Finanzmarkt sehr relevant. Denn nicht nur Ärzte, Priester und Anwälte leben vom Vertrauen, das ihnen entgegen gebracht wird, sondern auch Banker. Sie gehören mit zu den Berufsgruppen, denen pauschal Vertrauen entgegen gebracht wird.

Das mag mit der Komplexität ihrer jeweiligen Spezialgebiete zu tun haben. Wer versteht schon genau, warum unser Körper funktioniert, die Sache mit Gott und dem ewigen Leben, diese vielen Gesetzesparagrafen, oder eben der Kreislauf aus Geld, Aktien, Derivaten und Investitionen. Für unser Leben ist Vertrauen in das System, in das Ungewisse und auch in die Fähigkeiten anderer sehr wichtig. Dabei hat Vertrauen nicht nur mit Ungewissheit zu tun, sondern auch ganz viel mit Risikobereitschaft und Bindung.

Anleger möchten ihrem Berater vertrauen

Die kürzlich erschienene, mittlerweile dritte Studie des CFA Institute zum Thema Vertrauen „Why Trust Matters“ zeigt auch diesmal, wie wichtig Investoren – sowohl Kleinanleger wie institutionelle Investoren – das Thema Vertrauen nehmen. Tatsächlich ist Vertrauen der entscheidende Faktor, warum sich jemand für einen Berater entscheidet und diesen weiterempfiehlt.

Vertrauen ist gut, Rendite ist besser

Beim Investieren geht es um Geld, und wenn es um Geld geht hört bekanntlich bei vielen die Freundschaft auf. Deshalb ist Vertrauen allein bei Anlageentscheidungen nicht genug. Wichtig ist, dass auch das Ergebnis passt, also die Rendite entsprechend hoch ausfällt. Die CFA Studie kommt deshalb zum interessanten Ergebnis, dass Vertrauen zwar der Hauptgrund ist, warum sich jemand für einen Berater entscheidet. Schlechte Wertentwicklungen sind hingegen der häufigste Grund, warum sich jemand wieder von seinem Berater trennt. Vertrauen allein ist offensichtlich gut, eine satte Rendite aber noch besser. Vielleicht liegt darin einer der Gründe, warum es in der Finanzberatung nicht nur gute, ehrliche und ethisch korrekte Berater gibt, sondern auch jede Menge korrupter Betrüger und Scharlatane, die ihren Kunden das Blaue vom Himmel versprechen.

Desto älter, desto misstrauischer

Die Autoren der Studie haben auch das Vertrauen nach Altersgruppen analysiert. Interessanterweise vertrauen jüngere Investoren ihren Beratern mehr als ältere. Sie stellen die Frage, ob Vertrauen mit der Zeit generell abnimmt. Es mag aber auch einfach daran liegen, dass jüngere Menschen heute besser über Finanzprodukte und Finanzthemen informiert sind. Über Internet, Smartphone und Co kann sich heute jeder einfach und schnell über verschiedene Themen des Finanzmarkts informieren, selbst über komplexe Themen wie Derivate. Hinzu mag kommen, dass die jüngere Generation versierter in Fremdsprachen ist, vor allem Englisch, und es ihr leichter fällt, die vielen Informationen, die es über den Finanzmarkt nur in fremdsprachigen Texten gibt, zu verstehen. Zudem nutzen jüngere Investoren mehr der technologischen Neuerungen, die ihnen angeboten werden, wie Apps und Online-Trading.

Zu einem Teil mag es aber durchaus sein, dass mit dem Alter der Erfahrungsschatz größer wird und damit automatisch das Misstrauen gegenüber Finanzberatern.

Die Deutschen sind besonders misstrauisch

Das Vertrauen, das Anleger ihren Beratern entgegen bringen, ist regional sehr unterschiedlich. Das mag mit der Kultur zu tun haben, aber auch mit Erfahrungen, mit dem Anlegerschutz sowie mit der Struktur des Beratungssystems in einem Land und auch dem Bildungssystem. Tatsächlich sind die Deutschen aus der Studie als jene mit dem geringsten Vertrauen in ihre Berater hervor gegangen (24%). Zum Vergleich: In Frankreich liegt der Anteil der Investoren, die ihren Beratern vertrauen, bei 40%, in England bei 31%, in den USA bei 48% und in China sogar bei 70%.

Privatanleger vertrauen weniger als institutionelle Investoren

Das Misstrauen bei Privatanlegern ist deutlich höher als bei institutionellen Investoren. Hier mag tatsächlich das bessere Verständnis, mehr Wissen und auch ein leichterer Zugriff auf aktuelle Finanzinformationen eine Rolle spielen. Wer sich täglich durch seinen Beruf mit den Finanzmärkten beschäftigt und zudem Zugriff auf Informationssysteme wie Reuters oder Bloomberg hat, wird auch versierter mit Bankern umgehen. Bei Privatanlegern hingegen überwiegt häufig die Unsicherheit durch fehlende Transparenz und zu geringe Information.

Transparenz ist Anlegern wichtig!

Transparenz schafft Vertrauen. Das versteht bereits der Pizzabäcker, der im offenen Fenster seine Pizza belegt und in den Ofen schiebt, um damit Kunden zu locken. Auch Anlageberater schaffen Vertrauen, indem sie transparent sind. Besonders Kosten und Gebühren spielen eine große Rolle. Aber auch die Offenlegung von Interessenkonflikten ist Anlegern wichtig. Verkaufsprovisionen fallen eindeutig in diese Kategorie, wie auch alle anderen Kick-Backs und Vergünstigungen, die ein Banker oder Anlageberater von Produktanbietern erhält. Dass die Realität mit den Wünschen der Privatanleger nicht mithält, kann man anhand der Zufriedenheit sehen. Obwohl über 80% der Anleger sagen, Gebührentransparenz und die Offenlegung von Interessenkonflikten sei ihnen sehr wichtig, sind doch nur 48% der Privatinvestoren zufrieden mit der Kostentransparenz und 43% mit Informationen zu Interessenkonflikten. Interessanterweise sind institutionelle Investoren mit ihren Beratern viel zufriedener.

Datenschutz und Vertrauen

Doch nicht nur Kosten und Renditen sind den Anlegern wichtig, es geht ihnen offensichtlich um viel mehr. Der Datenschutz wird von vier fünftel der Investoren als wichtig eingestuft. Niemand möchte, dass Daten zu Vermögen, Finanzanlagen und Erträgen an andere Personen oder Unternehmen gelangen. Ein guter Datenschutz schafft offensichtlich Vertrauen. Datenlecks und der nachlässige Umgang mit persönlichen Daten sind übrigens mit einer der drei wichtigsten Gründe, warum Investoren ihren Berater verlassen!

Technologie ist wichtig, persönlicher Kontakt noch wichtiger

Wer befürchtet, uns könnten bald nur noch Robo-Advisers automatisiert über Algorithmen völlig anonym und als Masse beraten, kann sich aktuell noch getrost zurück lehnen. Denn die Nachfrage nach persönlichen Beratern aus Fleisch und Blut ist nach wie vor groß. Robo-Advisern vertrauen nicht einmal die jüngeren Investoren besonders. Was sich wohl ändert ist die Art der Kommunikation, die heute vielfach über Chat, Video und Smartphone gerne auch nebenher und zwischendurch geführt wird, anstatt im mit Statussymbolen überladenen Besprechungsraum. Der persönliche Berater ist aber auch in der modernen Kommunikation weiterhin wichtig. Was sich ändert sind die Forderungen, die Anleger heute an ihre Berater stellen. Sie fordern nicht nur eine überdurchschnittliche Performance, sondern auch Transparenz, Datenschutz und ethische Grundsätze. Der Kunde will an erster Stelle stehen, und das fordern auch immer mehr aktiv ein.