Impact Investing könnte man frei übersetzen als Investieren mit positiver Wirkung, wobei das Positive dabei sowohl sozialer Natur sein kann, also ein Beitrag für das Leben der Menschen, aber auch für unsere Umwelt, plus – nicht zu vergessen – ein positiver Ertrag für den Investor in Form von Rendite und finanziellem Gewinn. In welchen Ländern dabei investiert wird spielt keine Rolle.
Feste Prinzipien und eine einheitliche Struktur
Den Kinderschuhen ist das Impact Investing mittlerweile entwachsen. Noch vor wenigen Jahren waren sich Investoren ziemlich uneinig darüber, welche Finanzanlagen und Projekte qualifiziert sind, um Impact Investing genannt zu werden. Heute stimmen die meisten Vereinigungen und Asset Manager großteils überein über die Grundregeln und die Rahmenbedingungen dieser Spezialform der Vermögensanlage. Um als Impact Investing zu gelten, müssen Anlagen mindestens folgende Prinzipien erfüllen:
- Die klare Absicht durch die Investition einen positiven Einfluss in sozialer oder ökologischer Sicht zu nehmen.
- Eine Gewinnabsicht, also keine Spenden, Zuschüsse, Stipendien oder Verlustprojekte, sondern eine positive Rendite und Gewinne.
- Kontrolle und Transparenz: Die Investition wird aktiv verfolgt, die Auswirkungen und Renditen anhand festgelegter und standardisierter Methoden gemessen und darüber transparent berichtet.
Ein wachsender Markt
Der Trend zu nachhaltigen Investments und sozialem und ökologischem Engagement ist zwar nicht neu, erfreut sich aber immer noch guter Wachstumszahlen. Das Global Impact Investing Network (GIIN) schätzt, dass Ende 2018 bereits 502 Milliarden US-Dollar in Impact Investing Portfolien investiert waren, von einer weitreichenden Bandbreite an Investoren. Nicht nur Vermögensverwalter bieten Impact Investing Portfolien an. Mittlerweile investieren auch Stiftungen, Familiy Offices, Versorgungswerke und Pensionsfonds, Versicherungen, Banken und Förderbanken in diesem Sektor. Der Schwerpunkt lag dabei in Nordamerika, gefolgt von Europa. Noch sehr unterrepräsentiert ist Impact Investing im asiatischen Raum.
Neu: Einheitliche Einteilung und Performance-Messung macht Anlagen vergleichbar
Die Bandbreite an Angeboten im Bereich Impact Investing wächst laufend. Für Investoren wird es deshalb immer schwieriger, den Überblick zu bewahren und Angebote zu vergleichen. Eine Möglichkeit, verschiedene Projekte und Portfolien durch die Brille des Impact Investings vergleichbar zu machen, bietet seit Mai 2019 das IRIS+ System des Global Impact Investing Networks. Es unterteilt zunächst alle Projekte in 16 klar definierte Kategorien wie zum Beispiel Landwirtschaft, Bildung, Klima, Gesundheit, etc. Danach wird die Art der Umsetzung bestimmt, also ob das Projekt in Form von Finanzierung, Zertifizierung, Produktion, Modernisierung von Technologie, Marktverbesserungen, Forschung, etc. umgesetzt wird und welche strategischen Ziele verfolgt werden. Dafür werden zu verschiedenen Punkten wie Demographie, soziale Aspekte, Rahmenbedingungen, Geographie, etc. Daten und Informationen zusammengefasst, diese unter anderem mit den Zielen, Auswirkungen und Risiken kombiniert, und so versucht, die Projekte thematisch und zahlenmäßig vergleichbar zu machen. Durch die Einteilung nach IRIS+ können gleichartige Projekte und Anlagen schneller gefunden und verglichen werden.
Geld trägt Verantwortung
Geld alleine macht den Menschen bekanntlich nicht glücklich, doch Geld kann viel verändern. Das generelle Selbstverständnis von Investoren in Bezug auf Wirkung und Auswirkung ihrer Investitionen ist dabei leider heute noch nicht gefestigt genug, um Impact Investing zum integrierten Bestandteil der Anlage werden zu lassen. Geldgeber tragen eine Verantwortung, derer sich nicht alle bewusst sind. Das mag auch daran liegen, dass die Investment Industrie es bisher verabsäumt hat, die positiven sozialen und ökologischen (Neben)effekte von Investitionen zu betonen und diese greifbar und vor allem messbar zu machen. Eine entsprechend angepasste Risiko-Ertrags-Messung, die auch die positiven Auswirkungen erfasst, könnte dabei auf jeden Fall helfen.
Ratings für Produkte und Projekte als nächstes Ziel
Investoren mögen es einfach und leicht vergleichbar. Ratings sind deshalb trotz aller Unzulänglichkeiten in vielen Kategorien beliebt und nachgefragt. Verschiedene Organisationen arbeiten bereits daran, Ratings für Impact Investing Produkte zu entwerfen. Dadurch könnte das laufend wachsende Universum an möglichen Anlagen sowohl für private aber vor allem auch für institutionelle Investoren besser greifbar werden. Ein Nachteil von offiziellen Ratings liegt auf der Kostenseite. Impact Investing Anlagen zählen heute schon zu den vergleichsweise teuren Produkten was Gebühren betrifft, und ein Rating würde die Kosten weiter nach oben treiben. Auf die Bekanntheit von Projekten und Produkten könnte sich ein offizielles Rating hingegen positiv auswirken und die Anzahl an Investoren erhöhen, die nur in geratete Produkte investieren wollen und dürfen. Doch weit wichtiger als Kosten und Bekanntheit ist die Transparenz, die seriöse Produktangebote von unseriösen Betrugsfirmen trennt, die leider immer häufiger als skrupellose Taschendiebe auf dem Zug der Nachhaltigkeit mitfahren. Gerade deshalb ist ein externes und unabhängiges Rating ein wichtiges Element, um Impact Investing voran zu bringen.
Es bleibt noch viel zu tun
Impact Investing ist ein wunderbarer Trend, der ertragreiche Investitionen mit Sinn und Verantwortung verknüpft. Das Segment wächst und die Investment Community macht sich Gedanken über Verbesserungen. Trotzdem ist das Volumen auch heute noch vergleichsweise gering, und auch seriöse Projekte und Unternehmen, die sich als Investition eignen würden, liegen nicht gerade massenhaft am Wegesrand. Es bleibt noch viel zu tun, auch in Bezug auf Bildung, Werbung, Regulierung und Förderung von Impact Investing. Nachhaltigkeit ist vielen Menschen heute ein Anliegen. Doch die Verknüpfung zur Geldanlage passiert nicht automatisch. Fortschritte sind sichtbar, doch erst, wenn alle Beteiligten überzeugt hinter dem positiven Gesamteffekt ihrer Geldanlagen stehen, wird der Erfolg von Dauer sein. Es bleibt also noch viel zu tun.