ETFs haben sich zum Liebling von großen und kleinen Investoren gleichermaßen entwickelt. Laut Fortune sind derzeit etwa drei Billionen USD in Exchange Traded Funds investiert. Damit hat sich das Anlagevolumen in diesem Segment binnen fünf Jahren verdoppelt. Kein Wunder, denn ihre niedrige Kostenstruktur, der einfache und günstige Kauf und Verkauf über die Börse und eben ihre leicht zu verstehende Einfachheit machen Exchange Traded Funds zu einem sehr vielseitigen und umfangreich einsetzbaren Anlageinstrument.
Doch immer mehr ETFs entwickeln sich weg von den einfachen Indextrackern der Vergangenheit. Immer mehr Anbieter beginnen, mit Leverage, also dem Einsatz von geliehenem Geld, sowie Short Positionen zu experimentieren. Sie setzen zunehmend auch Derivate ein, und das nicht nur zur Absicherung, sondern als Position.
Dabei ist gerade bei ETFs bisher der größte Erfolgsfaktor, dass sie passive Investments sind. Der Trend von aktiven zu billigeren passiven Fonds ist bereits seit Jahren spürbar. Allein Fidelity Investments, der aktive Fondsmanager par excellence, musste in 2014 Abflüsse von 16 Milliarden Dollar verzeichnen. Gehen deshalb immer mehr Anbieter von Finanzprodukten dazu über, ihre gar nicht mehr so simplen und auch gar nicht mehr so passiven Produkte zunehmend als ETFs zu bezeichnen? Wird nun das als einfach, sicher, liquide und übersichtlich bekannte Produktsegment Opfer seiner eigenen Popularität?
Investmentstrategien mit Währungsbaskets, Zinsswaps oder Long-Short-Strategien kennen wir bisher aus der Welt der Structured Notes und Hedge Fonds. Aber zunehmend werden diese Strategien auch als Exchange Traded Funds angeboten und von Investoren gekauft. Es gibt bereits ETFs auf Immobilienportfolios, High Yield Bonds und Loans, deren Underlyings alles andere als hoch liquide sind. Andere ETFs hebeln den abgebildeten Index, so wie es bisher aus Turbo Zertfikaten bekannt war.
Die Namen dieser meist neuen Fonds weisen meist schon auf ihre ausgefallenen Strategien hin. Sie verwenden Begriffe wie „Hedged“, „Leveraged“, „2x Shares“, „Smart Beta“, „Alpha“, „Short“ und so weiter. Noch sind die exotischen ETFs in der Minderheit, aber mit 20% Marktanteil ist ihr Anteil in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Nicht zuletzt die niedrigen Kosten im Vergleich zu strukturierten Anleihen oder gar Hedge Fonds locken Investoren.
Solange jedem klar ist, worauf er sich einlässt, ist gegen diese Investmentstrategien auch wenig einzuwenden. Die niedrigen Kosten sprechen für sich, und auch die freie Handelbarkeit über eine Börse oder einen elektronischen Handelsplatz. Zusätzlich sind ETFs deutlich transparenter als ihre dunklen Cousins aus der Hedge Fonds Welt, denn Exchange Traded Funds unterliegen genauen Publizitätspflichten. All das sind deutliche Verbesserungen für Investoren auf der Suche nach speziellen Investmentstrategien.
Investoren müssen sich allerdings von dem Gedanken verabschieden, dass ETFs nur langweilige, geradlinige und günstige Indexabbilder sind. Exchange Traded Funds haben die nächste Stufe erreicht. Sie versuchen, nach und nach alles für jeden zu sein, und vor allem wollen die Anbieter nun auch ein Stück vom fetten Kuchen des Smart Beta und Long-Short abhaben, der bisher den Hedge Fonds und Structured Notes vorbehalten war.