Für Start-Ups ist die nun mehr schon lange andauernde Niedrigzinsphase ein wahrer Segen. Sie müssen sich über neues Funding wenig Gedanken machen. Für neue Ideen sprudelt das frische Geld nur so. Nicht nur renommierte Namen wie Airbnb oder Uber können sich über einen reichen Geldsegen freuen. Auch viele bisher unbekannte Namen werden großzügig gefördert und finanziert.
Venture Capital heisst das neue Modewort. Investoren gieren förmlich danach, in das Google, Airbnb, Uber oder Facebook der Zukunft zu investieren und damit den ganz dicken Fisch zu fangen. Venture Capital Funds schießen wie Pilze aus dem Boden. Allein in 2014 wurden von Venture Capital Firmen geschätzte 56,4 Milliarden Dollar in Startups invesiert, Tendenz steigend. Hedge Fonds wandeln sich zu Venture Capitalisten, und auch bisher normale Investmentfonds Anbieter und Private Equity Investoren ändern ihre Strategien und wollen ein Stück vom VC-Kuchen.
Die Niedrigzinsphase trägt ihren Anteil dazu bei. Aus dem Aktienmarkt ist die Luft raus. Anleihen zahlen keine Zinsen. Emerging Markets performen so schlecht wie schon lange nicht mehr. Gold glänzt mit seiner vor sich hin dümpelnden Entwicklung ebenfalls nicht mehr. Inflation ist zumindest in den USA und Europa kein Thema. Der Immobilienmarkt ist in guten Lagen leergefegt. Und für Spekulationen mit Währungen kann sich auch nicht jeder erwärmen. Da scheinen Startups mit coolen Ideen und Venture Capital mit den enormen Renditechancen beim Entdecken des nächsten Googles eine geradezu verführerische Sache zu sein.
Nachdenklich macht allerdings, dass so gut wie keines der Startups bisher Gewinne erwirtschaftet, viele von ihnen aber mit Millionen bis Milliarden Dollar bewertet werden. Je nach Großzügigkeit der Venture Capitalisten werden zudem zunächst teure Büroetagen in erstklassigen Lagen angemietet, mit Designermöbeln und coolen Lounges ausgestattet, und auch am Gehalt der meist sehr jungen Mitarbeiter wird nicht gespart. Glitzy und Shiny nach außen, aber nicht immer viel dahinter? Ein gutes Beispiel ist Spotify. Das 2006 gegründete Unternehmen wird aktuell mit 8,5 Milliarden USD bewertet, hat aber bisher jedes Jahr immer höhere Verluste eingefahren. Kann ein Investor mit solchen Unternehmen auch nachhaltig Gewinne erzielen?
Zudem fällt auf, dass zwar tausende Startups finanziert werden, es aber kaum Exits in Form von Börsengängen oder Unternehmensverkäufen gibt. Die Venture Capitalisten halten ihre Investitionen mittlerweile deutlich länger als bisher. Den Investitionen in knapp 4.000 Startups standen laut CB Insights 2014 gerade einmal 686 Exits gegenüber, davon 98 IPOs und 588 Unternehmensverkäufe. Durch das lange Warten mit dem Exit erhöht sich für die Investoren allerdings das Risiko, und auch die Gewinne durch den Verkauf rücken in weitere Ferne.
Wie nachhaltig diese Entwicklung ist, und ob hier eine neue Spekulationsblase entsteht, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Bis dahin bleiben Venture Capital und Startup Finanzierung die Lieblingsthemen vieler Investoren. Bei denen, die sich mit dem VC-Fieber angesteckt haben, beginnen bei dem Thema die Augen zu glänzen und sie verfallen in einen wahren Goldrausch. Immerhin haben es in den letzten Jahren stolze 139 Start-Up Unternehmen auf die „Fortune Unicorn List“ geschafft, die Liste der Milliarden-Dollar-Startups.