Zinsrisiko zählt neben dem Währungsrisiko zu den wichtigsten finanziellen Risiken, denen Unternehmen, Banken, die öffentliche Hand und institutionelle Investoren ausgesetzt sind. Futures, Zinsswaps und Zinsoptionen zählen vielfach zum Mittel der Wahl im Zinsrisikomanagement. Über sie können wir Zinsrisiken entweder auf Mikroebene steuern, also für jedes Grundgeschäft separat, oder als Makro-Hedge mit Blick auf Delta, Gamma, Duration und Volatilität.

Datenlage bei außerbörslichen Geschäften wird immer besser

Waren die Umsatz- und Preisdaten bei börsengehandelten Govie-Futures und Bond-Futures schon immer gut vorhanden, fehlte dem Markt und den Behörden lange Zeit die Transparenz für den außerbörslichen Handel mit Swaps und Swaptions. Eine wichtige Datenquelle gerade für den OTC-Handel war und ist deshalb schon lange die auf globale Umfragewerte basierende Studie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, der „BIS Triennial Central Bank Survey„. Wie schon der Name sagt, findet die Umfrage alle drei Jahre statt, zuletzt für April 2019. Dafür wurden diesmal 53 Zentralbanken und Aufsichtsbehörden befragt, die ihrerseits wiederum Daten von etwa 1300 Banken und Brokern sammelten und zusammenfassten. Der Datenschatz ist ausgesprochen interessant, auch wenn es sich nur um eine punktuelle Beobachtung für den Monat April im Dreijahresabstand handelt.

Dank neuer Verordnungen und Gesetze müssen mittlerweile zudem in vielen Ländern die außerbörslichen Geschäfte gemeldet werden und vielfach sogar zentral gecleared. Auch dadurch ist die Datenlage besser geworden und zeigt einmal mehr die unglaubliche Bedeutung und Größe des Marktes für Zinsderivate.

Höheres Volumen, kürzere Laufzeiten

Im April 2019 wurde laut den Erhebungen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich das Äquivalent von atemberaubenden 6,5 Billionen US-Dollar täglich an Nominalbeträgen gehandelt. Im Vergleich zur Studie aus April 2016 war das mehr als doppelt so viel (damals waren es 2,7 Billionen US-Dollar Nominal). Nun gut, Nominalbeträge sagen gerade bei Zinsderivate absolut nichts über das Risiko der Positionen aus, doch die Zahl ist durchaus bemerkenswert.

Eine gewisse Erklärung der gigantischen Nominalbeträge liegt denn auch in den Laufzeiten der Swaps. Denn diese sind über die letzten Jahre deutlich kürzer geworden. Insgesamt 61% aller Geschäfte waren in den Overnight Index Swap (OIS) und Forward Rate Agreement (FRA) Segmenten zu finden. Dort werden traditionell höhere Nominalbeträge gehandelt, wenngleich das DV01 oder Zinsrisiko bei kurzen und sehr kurzen Laufzeiten deutlich kleiner ist als bei längeren Laufzeiten. Es dürfte also beim Anstieg der gehandelten Nominalbeträge eine direkte Korrelation zu den gesunkenen Laufzeiten und veränderten Laufzeitsegmenten geben.

Dollar auf Platz 1

Woran sich in den letzten drei Jahren nicht geändert hat, und zwar absolut nichts, ist die Verteilung der Marktanteile auf die einzelnen Leitwährungen. Swaps, FRAs und Swaptions in US-Dollar hatten im April 2019 einen Marktanteil von 50,3%, verglichen mit 50,7% im April 2016. Auch die Euro denominierten Zinsderivate waren mit 24,4% in 2019 nach 23,9% in 2016 quasi unverändert. Sterling kommt auf 8,3 in 2019 nach 8,9 in 2016, und auch beim Yen gab es mit 3,3% 2019 nach 3,1% in 2016 so gut wie keine Veränderung. Blickt man allerdings länger zurück, haben Dollar und Euro ihre Rollen getauscht. Bis inklusive 2013 hielten Produkte in Euro immer einen Marktanteil von 40-50%, und Dollar stets um die 30%. Ökonomisch dürfte sich die stärkere Nachfrage nach Zinsrisikomanagement in US-Dollar Produkten auf die deutlich höheren Zinsen und die steilere Zinskurve im Dollar zurückführen lassen.

Zinsoptionen sind wichtig

Außerbörslich gehandelte Zinsoptionen sind was die gehandelten Nominalbeträge angeht über die Jahre deutlich gestiegen. Wurden 2004 – wohlgemerkt vor der Finanzmarktkrise – täglich Swaptions, Caps und Floors mit Nominalbeträgen von 171 Milliarden US-Dollar gehandelt, so waren es 2019 456 Milliarden US-Dollar. Allerdings ist ihr Anteil am gesamten OTC Zinsderivate-Markt deutlich geschrumpft in dieser Zeit. Von 17% Marktanteil in 2004 auf nur noch 7% in 2019. Trotzdem, 456 Milliarden täglich in Zinsoptionen, das ist beachtlich, auch aus Risikosicht. Denn Optionen zählen zu den sogenannten Hebelprodukten, und ihr Anteil am Gesamtrisiko des Marktes ist nicht unerheblich.

Handel findet in London und New York statt

Unabhängig von der jeweiligen Währung, die den Nominalbeträgen zugrunde liegt, sind die großen Handelszentren für außerbörsliche Zinsderivate unangefochten London und New York. London hält mit 50,2% den mit Abstand höchsten Marktanteil, gefolgt von New York mit 32,2%. Weit abgeschlagen finden sich Hong Kong (6%), Tokyo (1,8%), Singapur (1,5%), Paris (1,6%), Toronto (1,7%), Sydney (1,3%) und Frankfurt (0,8%). An den global Playern scheint sich also wenig verändert zu haben. Die großen Desks in London und New York haben den Markt weiterhin fest in der Hand, und das Rad der Zinsderivate dreht sich nach wie vor schnell, reibungslos und mit hohem Volumen. Trotz Regulierung. Trotz Central Clearing. Trotz dem drohenden Libor-Aus. Denn eines hat sich nicht verändert: Der praktische Nutzen und die Wichtigkeit von Zinsderivaten im Zinsrisikomanagement.