In einer groß angelegten, globalen Umfrage des CFA Institute aus März 2018 darüber, wie das Finanzunternehmen der Zukunft aussehen wird, haben 68% der Befragten angegeben, dass die zunehmende Verwendung von Technologie dazu füht, dass sie Asset Managern mehr vertrauen. Schafft also Technologie mehr Vertrauen?

Technologie, AI und Roboter: Fluch oder Segen?

Unsere Unterhaltungsindustrie spielt erfolgreich mit dem Gruselelement der künstlichen Intelligenz. Schon vor 15 Jahren musste Will Smith in I, Robot die Menschheit auf spektakuläre Weise vor der Versklavung durch Roboter retten. In 2014 warnte der mittlerweile verstorbene Wissenschaftler Stephen Hawking davor, dass künstliche Intelligenz am Ende die Menschheit auslöschen könnte. Professor Hawking sagte, irgendwann könnten sich die selbstlernenden Systeme alleine weiter entwickeln und die Menschen damit überholen und überflüssig machen.

Im Alltag sehen Menschen Technik als Helfer

Die Realität, wie die meisten Menschen sie sehen und erleben, sieht allerdings anders aus. Mehr Technik schafft mehr Vertrauen. Auf Flugreisen lehnen sich viele entspannt zurück, weil ohnedies der Autopilot steuert und kein Mensch, dem womöglich schlecht, schwindelig oder sonst etwas werden könnte, wie man es aus alten Filmen kennt, in denen dann eine Stewardess auf abenteuerliche Weise das Flugzeug landen muss. Oder am Bankautomaten, wo die Maschine das Geld zählt und nicht der Mitarbeiter. Der Taschenrechner, der das richtige Ergebnis einer komplizierten Rechnung in gefühlter Echtzeit ausspuckt, in der Küche, wo Thermomix & Co sich um das Essen kümmern, in der Medizin, in der die Diagnose-Software im Labor unsere Krankheiten erkennt, Fabriken, in denen Roboter heben, stemmen, schweissen, montieren, stanzen, schneiden, verkleben, verpacken und andere schwere Arbeiten erledigen. Im modernen Auto verlassen wir uns gerne auf die Elektronik, und selbst bei der Navigation geht nichts mehr analog. Wer sich Sorgen darüber macht, in Zukunft könnten Pflegekräfte für die Versorgung der Alten fehlen, dem wird von Pflegerobotern erzählt, die uns bald in Vielem helfen werden.

Parallel dazu sorgen sich viele vor der permanenten Überwachung, die wir uns durch Smartphone, Tablet, moderne Fernseher und das vernetzte Haus ins eigene Heim holen. Doch auf die Annehmlichkeiten durch moderne Technik verzichten wollen die wenigsten. Ganz im Gegenteil, wir holen uns mehr und mehr Technik in unser Leben.

Sind Emotionen und Bauchgefühl nicht mehr zeitgemäß?

Big Data hat etwas geschaffen, das für die Menschheit noch neu ist. Wir vertrauen nicht mehr auf Erfahrung, Bauchgefühl und Emotionen. Alles was heute zählt sind harte Daten und Fakten. Zahlen lügen nicht, wird heute gerne gesagt. Wenn die Datenlage dies oder jenes vorgibt, dann muss es so sein und nicht anders. Emotionen müssen beherrscht werden, im Idealfall auch überwunden. Die Management- und Lebensratgeber dazu könnten ganze Buchhandlungen füllen, wenn es diese denn noch so reichlich gäbe. Ob das der richtige Weg für die Weiterentwicklung der Menschheit ist, wer weiß. Noch gelingt es den Menschen ohnedies nicht in jedem Bereich, Emotionen, Ängste und Bauchgefühle zu überwinden. Zumindest die Politik scheint davon noch ausgenommen. Aber wer weiß schon, was die Zukunft bringen wird, vielleicht auch den virtuellen Bürgermeister?

Aktives Asset Management verliert Anhänger

Dennoch, der Wunsch der Gesellschaft nach weniger Emotionen und mehr Automatisierung ist auf dem Vormarsch. Diese Trendänderung weg vom emotionalen Führer zur datengesteuerten, künstlichen Intelligenz bekommen auch Asset Manager zu spüren. Seit Jahren sehen sie einen Abfluss von Geldern weg von aktiv gemanagten Fonds, in denen es um bewusste Entscheidungen eines menschlichen Fondsmanagers geht, hin zu automatisierten Algorithmen und passiven Anlageformen wie ETFs, in denen es stur um Formeln und nicht mehr um Emotionen geht. Den Bauchentscheidungen, Gefühlen und Emotionen des aktiven Managers wird nicht mehr in gleicher Weise vertraut. Die menschliche Psyche ist undurchsichtig. Ein Algorithmus hingegen folgt einer bekannten Formel. Die ohnehin komplexe Sache der Vermögensanlage erhält dadurch eine gewisse Transparenz und Logik. Und Transparenz und Nachvollziehbarkeit schaffen wiederum Vertrauen.

Kostendruck und wenig Zeit

Hinzu kommt der Kostenfaktor. Einmal programmiert, arbeitet der Algorithmus ohne Lohn. Das ultimative Ziel ist sogar der selbstlernende Algorithmus, der sich alleine weiter entwickelt. Noch höhere Einsparungen, noch mehr Effizienz, noch weniger menschliches Fehlerpotenzial. Außerdem sind Computer viel, viel schneller. Quantencomputer sind nicht mehr weit entfernt, sie stehen vor unserer Schwelle. Mit unseren menschlichen Gehirnen können wir nicht annähernd mithalten mit den Rechen- und Datenleistungen, den möglichen Vernetzungen und der unermüdlichen Genauigkeit, mit der Maschinen ohne Pause unheimlich viel erledigen können. Allein der Gedanke daran sprengt die menschliche Vorstellungsfähigkeit. Gepaart mit Kostendruck und der Suche nach Marge und Rendite ist es kein Wunder, dass künstliche Intelligenz eine derart große Anziehungskraft auf die Finanz- und Unternehmenswelt ausübt. Das Potenzial ist unerschöpflich.

Technik, Zukunft und Vertrauen

Die Umfrage des CFA Institute bestätigt die positive Einstellung, die in der Finanzwelt in Bezug auf den Einsatz von Technologie herrscht. Entsprechend wird es hier weiter Entwicklungen geben und sich die Art und Weise, wie wir unser Vermögen verwalten, managen und vermehren weiter stark verändern. So wie unsere gesamte Gesellschaft und unser ganz alltäglicher Alltag auch. Und am Ende werden nur jene Akteure dauerhaft Erfolg haben können, die diese Trends erkennen und sie zu ihrem Nutzen einsetzen.