Aktiv gemanagte Fonds haben es schwer

Aktiv gemanagte Fonds und Portfolien stehen unter Druck. Waren sie früher die unangefochtene Wahl sowohl für Privatanleger als auch institutionelle Investoren, laufen ihnen seit Jahren günstige Passivstrategien wie ETFs (Exchange Traded Funds), ETCs (Exchange Traded Commodities) und ETNs (Exchange Traded Notes) den Rang ab. Seither verlieren aktive Portfolien kontinuierlich an Volumen. Kein Wunder also, dass sich die ein oder andere Fondsgesellschaft etwas einfallen lässt, um Investoren zu locken. Denn ein simples Aktien- oder Bondportfolio, das einen traditionellen Index abbildet, und dafür 1% an Gebühren berechnet, ist schlicht nicht mehr konkurrenzfähig.

Unconstrained Bond Funds: Zwanglos ohne enge Vorgaben

Um zu überleben erfinden sich viele aktive Fondsmanager neu. Einer dieser Trends, der seit etwa 10 Jahren stark beworben wird, ist jener von „unconstrained“ oder zwanglosen Fonds, meist im Fixed Income Bereich, obwohl auch zwanglose Aktienfonds am Start sind. Sie werden angepriesen als die berühmte eierlegende Wollmilchsau: Tolle Renditen in jeder Markt- und Lebenslage, immer einen Schritt voraus, und mit allen nur erdenklichen Chancen, die es an den Finanzmärkten gibt. Denn schließlich dürfen Fondsmanager von unconstrained Funds zwanglos ohne Anlagevorschriften in alles investieren, was sie gerade vielversprechend finden.

Alle Märkte, alle Ratings, alle Währungen, alle Derivate sind erlaubt

In der Regel gibt es bei der Gruppe der unconstrained Funds keine Einschränkungen für den Fondsmanager. Er oder sie darf Anlagen aller Ratingklassen erwerben, also auch qualitativ schlechte Anleihen, Aktien und Finanzprodukte, um damit hoffentlich höhere Renditen zu lukrieren. Zudem darf in alle Sektoren investiert werden, in jeder Währung, in jedem Land der Welt, und als Draufgabe dürfen Derivate wie Swaps, Futures, Calls und Puts gehandelt werden, um das Portfolio entsprechend zu hebeln oder strategisch zu positionieren. Über Derivate kann der Fondsmanager auch short gehen und bestimmte Risikokennzahlen und Strategien ändern, ohne sein zugrundeliegendes Portfolio aufzulösen. Die Möglichkeiten scheinen tatsächlich grenzenlos und erinnern an Hedgefonds.

Nicht alle machen von allen Möglichkeiten Gebrauch

Wie viel Gebrauch der jeweilige Manager von seinem Freibrief macht, steht auf einem anderen Blatt. Die meisten Portfolien sind am Ende tatsächlich weniger bunt als vermutet, wohl auch deshalb, weil eine grenzenlose Palette auch ein unheimlich breites Wissen erfordern würde. Die meisten Fondsmanager sind nicht ohne Grund auf einen bestimmten Markt oder eine Produktgruppe fokussiert. Zu viele Länder, Unternehmen, Währungen und Marktusancen würden ein zu breites Wissen und eine zu weit gefächerte Expertise verlangen, und damit ein entsprechend großes Management-Team mit großer Erfahrung. Gerade der Einsatz von Derivaten und gehebelten Strategien erfordert zudem ein gewisses Spezialwissen. Das sprengt in der Regel das Setup klassischer, aktiver Assetmanager. Viele der „zwanglosen“ Fondsmanager konzentrieren sich deshalb trotz fehlender Anlagevorschriften im Gros auf die Märkte und Produkte, die sie kennen und verstehen.

Anlagevorschriften haben ihren Zweck

Anlagevorschriften haben eine lange Tradition und haben sich durchaus als nützlich erwiesen. In der Regel geben sie die Anlageklassen vor, Gewichtungen, die Qualität der Anlagen, sowie die erlaubten Strategien und den Einsatz von Derivaten. Sie dienen als Richtschnur und Grenze für den Fondsmanager, und geben dem Anleger eine gewisse Sicherheit und Kontrolle. Dem Fondsmanager nehmen sie zudem einen gewissen Druck, denn wenn „sein“ Markt in einem Jahr nicht performt, wird ihm auch niemand einen Strick daraus drehen, wenn sein Portfolio ähnlich schwach abgeschnitten hat.

Performance ist volatil und durchschnittlich

Doch was taugen die Versprechen der Unconstrained Funds nun wirklich? Die Wertentwicklung der größten Unconstrained Bond Funds ist weder atemberaubend gut, noch besonders schlecht. Über die Jahre hinweg liegen sie im oberen Mittelfeld von Bondportfolien, allerdings mit größeren Schwankungen. Immer wieder sind auch Jahre mit deutlich negativer Wertentwicklung dabei. Besonders übel hat den Unconstrained Bond Funds das Jahr 2015 mitgespielt. Die Strategien der Fondsmanager gehen offensichtlich nicht in allen Jahren auf, und in anderen machen sie kaum einen Unterschied. Etwas schlechter hingegen schneiden derzeit Unconstrained Aktien Fonds ab, deren Wertentwicklung mit dem breiten Markt meist nicht mithalten kann.

Gebühren von 0,90% – 1,90%

Die Wertentwicklung hängt unter anderem auch direkt mit den Gebühren der aktiv gemanagten Fonds zusammen. Bei einigen der Fonds sind die Gebühren mit knapp zwei Prozent noch immer erstaunlich hoch und erinnern an Hedgefunds, aber auch hier merkt man den Druck durch die passiven Exchange Traded Products. Die meisten Unconstrained Funds verlangen für Ihre Management-Leistung heute tatsächlich „nur“ noch 0,90%. Doch auch diese 90 Basispunkte wollen erst verdient sein, vor allem im Fixed Income Sektor!

Hedge Funds in cognito oder aktives Management in Reinform?

Fonds ohne Anlagevorschriften, die jederzeit auch die ganze Bandbreite an Derivaten nutzen dürfen, erinnern stark an Hedgefunds. Die meisten der unconstrained Funds sind aufgrund ihres alternativen Anlagestils deshalb auch nur für institutionelle Investoren geöffnet. Schließlich ist die völlige Freiheit des Managements auch mit höheren Risiken verbunden, sowie einer deutlich höheren Volatilität der Wertentwicklung. Auf der anderen Seite bieten unconstrained Funds Investoren das, was sie von einem aktiven Management erwarten: Der Fondsmanager als Experte, der im besten Interesse des Investors alle nur möglichen Chancen im Markt aktiv nutzt. Hier muss der Investor zumindest keine Sorge haben, zu hohe Gebühren für einen Closet Tracker zu bezahlen. Auf der anderen Seite benötigen Investoren hier umso größeres Vertrauen in die Fähigkeiten des individuellen Managers. Ob es sich tatsächlich lohnt, diese Entscheidung muss am Ende jeder Investor für sich selbst treffen.