Exchange Traded Commodities werden stark beworben

Sieht man sich ein wenig um, so fällt auf, dass der neue Trend unter den Anbietern passiver Anlageprodukte in Richtung Rohstoffe geht. Exchange Traded Commodities nennt sich das Produkt, das im Layout eng verwandt mit Exchange Traded Funds und Exchange Traded Notes ist.

Rohstoffe als Alternative?

Die Aktienmärkte sind extrem hoch und viele Experten sprechen schon von einer Übertreibungsphase, oder gar einer Blase, die platzen könnte. Anleihen hingegen schwächeln seit einem Jahrzehnt und dümpeln mit niedrigen Renditen vor sich hin. Mögliche Zinserhöhungen in naher oder mittlerer Zukunft schweben zusätzlich über dem Rentenmarkt und machen Bonds nicht besonders attraktiv. Immobilien taugen auch nicht mehr, denn der Markt ist ausverkauft oder schon zu teuer, was also tun? Sind Rohstoffe tatsächlich eine gute Alternative, um sein Geld zu parken?

Die Assetklasse hat Vorteile

Für Rohstoffe als Assetklasse spricht natürlich einiges. Die Märkte sind eine Klasse für sich, die Korrelation gegenüber den Wertpapiermärkten ist versetzt und oft tatsächlich sehr niedrig. Wer seine Risiken verteilen möchte, also auf Diversifizieren setzt, für den mögen Rohstoffe durchaus interessant sein. Obwohl hier klar unterschieden werden muss, welches Produkt man sich im Detail ansieht. Schließlich liegen den Wertentwicklungen von Schweinebäuchen, Milch, Kaffee, Getreide, Öl und Aluminium komplett unterschiedliche Fundamentaldaten und Einflussfaktoren zugrunde. Auch die Liquidität ist je nach Basiswert sehr, sehr unterschiedlich. Tatsächlich nämlich werden viele Rohstoff-Futures nur wenig gehandelt. Die aktivsten Futures findet man auf Währungen und Zinsen.

Abbildung über Futures

Wobei wir auch schon bei der Konstruktion der ETCs oder Exchange Traded Commodities wären. Sie werden nämlich über Futures abgebildet. Im Fall von Long-ETCs (die Mehrzahl), in der Investoren auf steigende Rohstoffpreise setzen, werden Futures gekauft. Erdöl, Erdgas oder Aluminium in großen Mengen einzukaufen, wäre für eine Bank, die das Produkt auflegt, schließlich ausgesprochen unhandlich. Futures sind hier durchaus praktisch, denn sie sind einigermaßen liquide, können bei Bedarf glatt gestellt werden und sind zudem einfach zu bewerten.

Die Krux mit den Rollkosten

Wäre da nicht die Krux mit den Rollkosten. Denn Futures haben nun mal wie alle Termingeschäfte ein begrenztes Leben. Irgendwann läuft der Future aus, meist früher als einem lieb ist. Benötigt man den Future aber noch weiter, muss man sich den nächsten Kontrakt kaufen. Der Preis des alten Kontrakts, der ausläuft, und der Preis des länger laufenden, neuen Kontrakts, sind selten gleich. Der Preis des neu zu kaufenden Futures ist entweder niedriger, was schön wäre, aber in der Regel meist teurer. Händler sprechen dann von Contango und von Rollkosten.

Das Prinzip aus Contango (hier fallen Rollkosten an) und Backwardation (hier wäre der länger laufende Kontrakt günstiger) wurde übrigens vor vielen Jahrzehnten von den Star-Ökonomen Keynes und Hicks volkswirtschaftlich erklärt. In der Backwardation gibt es mehr richtige Hedger, die sich absichern wollen, und hier einen Verlust ihrer Position über die Laufzeit hinweg in Kauf nehmen, wohingegen im Contango die Spekulanten in der Überzahl sind.

Eine Möglichkeit, Rollkosten gering zu halten, ist die Taktik, nicht nur den nächsten Future-Kontrakt zu halten, sondern mehrere Laufzeiten. Doch gerade bei Erdöl schlagen die Rollkosten bitter zu Buche und drücken auf die Performance, Verteilung über mehrere Laufzeiten hin oder her.

ETCs sind rechtlich Schuldverschreibungen

ETCs sind wie ETFs rechtlich Schuldverschreibungen, und somit haben sie ein Emittentenrisiko. Immer häufiger wird hier mit Sicherheiten geworben, die ein Emittent zugunsten der Anleger hinterlegt. Doch lassen Sie sich nicht täuschen, die Finanzierungskosten für das Collateral werden auf die ETCs und somit den Investor abgewälzt. Zudem hängt es auch stark von der Qualität des Sicherungspools ab, der dem Investor angeboten wird. Bei einer französischen Bank etwa, die stark im ETC Geschäft aktiv ist, werden ausschließlich Wertpapiere aller Art hinterlegt und ein gar lächerlicher Haircut von nur 5% vorgenommen. Im eher unwahrscheinlichen Liquidationsfall zwar nicht ideal, aber zugegeben besser als nichts.

Im Reich der Spekulanten

Geben Sie sich keinen falschen Illusionen hin. Als Käufer eines ETCs reihen Sie sich klar unter die Spekulanten, und nicht unter Investoren. Denn erinnern Sie sich: Investieren bedeutet, Geld dafür zur Verfügung zu stellen, dass damit Wertschöpfung betrieben werden kann. Spekulieren hingegen heißt, Sie kaufen etwas allein mit der Absicht, es später zu einem höheren Preis wieder zu verkaufen, ohne anderen Nutzen. Als Käufer eines ETCs kaufen Sie die Future-Position nicht zur Absicherung, sondern allein mit dem Ziel der Gewinnabsicht. Sie stellen damit auch niemandem schöpferisch Kapital zur Verfügung. Sie spekulieren auf höhere Preise. Was nicht grundsätzlich schlecht ist, denn schließlich bringen Spekulanten wichtige Liquidität in den Markt, und gerade in Rohstoffmärkten kann das wichtig werden. Schließlich sind hier diejenigen, die sich absichern wollen, häufig auf der selben Seite des Marktes zu finden. Da kommen Spekulanten, die das gegen gestellte Risiko übernehmen wollen, oft gelegen.

ETCs ermöglichen den Zugang zu Futures-Märkten

Futures-Kontrakte an Terminbörsen haben die dumme Angewohnheit, in unhandlich großen Kontraktgrößen zu handeln. Wer kann sich als Normalbürger schon Gold-Futures kaufen, wo ein einziger Future 100 Unzen Gold entspricht, die derzeit einen Wert von etwa 128.000 USD haben. Auch 20 Tonnen Schweinebäuche sind etwas viel. Hinzu kommt, dass man für die Teilnahme am Handel mit Termingeschäften strenge Bedingungen erfüllen muss und zudem Sicherheiten in Form von Margins zu hinterlegen hat. Da kommen ETCs durchaus gelegen, die große Futures-Kontrakte auf viele Köpfe verteilen. So können auch Kleinanleger am Terminmarkt partizipieren, mit all den Vorteilen und Nachteilen. Die Sicherheit übrigens hinterlegen Sie trotzdem, und zwar in Form des Kaufpreises der ETCs.

Das Währungsrisiko nicht vergessen!

Vergessen Sie bitte nicht, dass so gut wie alle Rohstoff-Futures an den Terminmärkten primär in US-Dollar handeln. Sie gehen mit Ihrem ETC Engagement also primär auch eine Währungsposition ein! Selbst bei Produkten, die in Euro gedreht werden, unterliegen Sie mit Ihrer Performance Wechselkursschwankungen. Und die können mindestens so stark ausfallen wie jene im Rohstoff selbst. Da sind Gewinne im Basiswert schnell wieder durch Verluste in der Währung aufgefressen. Natürlich kann sich die Währung auch zu Ihren Gunsten entwickeln und Sie profitieren doppelt. Hauptsache, Sie sind sich dessen bewusst und haben den Wechselkurs mit im Auge.

ETCs können interessant sein

Exchange Traded Commodities können durchaus interessant sein. Die meisten Anbieter vermeiden allerdings Futures auf Lebensmittel. Denn das birgt ein gewisses Reputationsrisiko. Entsprechend häufiger findet man deshalb ETCs auf Basiswerte wie Rohöl oder dessen Derivate, Erdgas, verschiedene Metalle wie etwa Aluminium und Edelmetalle. ETCs sind zudem einfach zu handeln, und mit Kosten um die 1% zwar nicht so billig wie ETFs, aber immer noch günstiger als aktiv gemanagte Fonds. Zudem ist die Funktionsweise von ETCs ziemlich einfach zu verstehen, die Preisbildung ist schön transparent, und jeder Investor kann die Kurse einfach an der Börse verfolgen. Gut ist hier natürlich auch das Angebot der Emittenten, laufend für Liquidität in Form von Kauf- und Verkaufskursen zu sorgen. Sind Sie also Ihrer Rohstoff-Investments irgendwann einmal überdrüssig geworden oder wollen Gewinne mitnehmen, lassen sich ETCs auch wieder leicht verkaufen.