stahlmuster3Ein Trend im Portfolio Management, der vor allem nach der letzten Finanzmarktkrise 2008 vermehrt zu beobachten ist, ist der verstärkte Fokus von Rendite im Verhältnis zum eingegangenen Risiko, und nicht mehr nur Ertrag im Vergleich zur Benchmark.

Hier setzt auch die Idee der Managed Volatility Portfolien an. Ziel ist hier, die Portfolien so zu gestalten, dass sie zwar an steigenden Märkten mit gewinnen, bei fallenden Kursen aber weniger verlieren als der Gesamtmarkt. Es wird versucht, die Volatilität oder Schwankungsbreite des Portfolios in fallenden Märkten im Vergleich zu herkömmlichen, nach Marktkapitalisierung gewichteten Portfolien, zu reduzieren. Es geht also nicht um eine generell reduzierte Volatilität, sondern streng genommen um die sogenannte „Downside Vol“ oder das statistische linke Ende der Verteilungskurve („left side tail risk“).

Erreicht wird das meist dadurch, dass Investments (meist Aktien, aber auch Bonds und Rohstoffe und gemischte Portfolien) nach ihren Risikokennzahlen ausgewählt und gewichtet werden, anstatt zum Beispiel nach der Marktkapitalisierung. Im Aktienbereich werden hier etwa Aktien mit einem möglichst kleinen Beta und sogenannte „Value Stocks“ ausgewählt. Die Gewichtung erfolgt dann aufgrund des historischen Beta oder der Varianz. Ziel ist es, ein long-only Portfolio aufzubauen, das ein deutlich reduziertes Beta gegenüber dem Benchmarkindex aufweist. In der Literatur wird häufig die Zahl von einem Beta von 0,6 genannt.

Diese Art, Portfolien zu gestalten, hat aber auch ihre Herausforderungen und Nachteile. Geht man bei einem reinen long-only Aktienportfolio beispielsweise davon aus, dass sogenannte „Value Stocks“ etwa höhere Dividendenrenditen und kleinere Kurs-Gewinn-Verhältnisse haben, und damit eher defensiv sind, dürften diese Portfolien tendenziell in stark steigenden Märkten mitunter hinter dem Markt zurückbleiben. In fallenden Märkten hingegen sollten sie weniger Verluste erleiden, und sich in seitwärts gerichteten Phasen eher im Marktdurchschnitt entwickeln. Der Investor gibt also tendenziell einen Teil der positiven Entwicklung auf.

Zudem haben Managed Volatility Portfolien einen hohen „Tracking Error“, weisen also eine andere Wertentwicklung auf, als breite Marktindices. Das ist verständlich, da die Zusammensetzung der Portfolien und die Zielsetzung im Unterschied zu herkömmlich konzipierten Strategien differiert. Die Wertentwicklung sollte deshalb in Zusammenhang mit dem eingegangenen Risiko anhand zum Beispiel des Portfolio Beta gesehen werden, anstatt die Rendite mit breiten Marktindices zu vergleichen.

Es gibt zudem große Unterschiede zwischen Managed Volatility Portfolio Strategien der einzelnen Anbieter! Die genaue Definition und Gestaltung von Managed Volatility Portfolien ist nicht festgeschrieben, und so variieren die Ansätze.

Um zum Beispiel dem Tracking Error und damit einer geringeren Rendite bei niedrigerem Risiko zu entgehen, hebeln manche Manager einige der risikoloseren Anlagen. Die Assets mit weniger Risiko,  meist Bonds, werden mit einem Leverage versehen, mit dem Argument, dass zwar die Volatilität reduziert werden soll, aber nicht das restliche Risiko.

Andere Manager nehmen einfach das Marktportfolio und sichern es mit Derivaten nach unten ab. Im einfachsten Fall kauft der Manager Put Optionen. Um die Rendite nicht allzu sehr durch die Optionsprämie zu belasten, kann er aus dem Geld liegende Calls verkaufen, was aber natürlich die Chancen nach oben hin deckelt. Credit Default Swaps waren auch eine Zeit en vogue, sind aber derzeit weniger häufig anzutreffen.

Beliebt vor allem bei Hedge Fonds sind quantitative Ansätze, die sich auf Computermodelle stützen und Namen wie „Dynamischer Risikoausgleich“ haben. Die Volatilität wird hier mithilfe von Wahrscheinlichkeitsmodellen vorhergesagt. Die quantitativen Algorithmen suchen permanent im Markt nach entsprechenden Signalen für starke Marktschwankungen nach unten. Schlägt das Modell aus, wird das Portfolio umgeschichtet oder sogar in Teilen leer verkauft. Diese Modelle mögen in extremen Märkten schneller und flexibler sein, sind aber gleichzeitig intransparent und haben in der Regel eine teure Gebührenstruktur.

Fazit: Das gemeinsame Ziel der Managed Volatility Portfolien ist eine stabilere Wertentwicklung mit weniger Schwankungen vor allem nach unten. Erreicht werden soll dies durch eine gezieltere Risikostreuung. Geeignet dürften Managed Volatility Portfolien vor allem für Investoren mit einer langfristigen Veranlagungsstrategie sein. Dabei gilt es im Hinterkopf zu behalten, dass die im Markt angebotenen Produkte und Strategien oftmals stark differieren. Wie immer gilt es, das Kleingedruckte zu lesen und dem Manager im Vorfeld und auch laufend möglichst viele Fragen zu stellen!