„Ein ausgeglichenes Verhältnis von männlichen und weiblichen Führungskräften ist gut für den finanziellen Erfolg eines Unternehmens!“ Genau das ist der Grundgedanke des „Gender Lens Investings“.
Investoren, die diese Strategie verfolgen, berufen sich in diesem relativ neuen Teilsegment auf eine zunehmende Zahl wissenschaftlicher Studien. So ergab eine von Catalyst 2011 durchgeführte Untersuchung, dass Unternehmen mit mindestens drei weiblichen Vorstandsmitgliedern eine um 84% höhere Umsatzrendite, 60% höhere Rentabilität des investierten Kapitals sowie eine um 64% höhere Eigenkapitalrendite aufweisen.
Bereits 2008 kam McKinsey in einer Studie zu dem Ergebnis, dass ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Männern und Frauen in Vorstandspositionen und Aufsichtsräten zu überdurchschnittlichen Gewinnen und Finanzbewertungen führt und unter anderem Bereiche wie Innovationen, Rechenschaftspflichten und Führungsverhalten positiv beeinflusst. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch Forscher der Harvard University 2013, die höhere Eigenkapitalrenditen und Umsatzrenditen bei Unternehmen fanden, die mindestens drei weibliche Vorstandsmitglieder hatten. Auch Reuters (2013) konnte eine bessere Performance und geringere Volatilität feststellen, und eine Studie von Gallup (2013) bescheinigt ausgeglichen geführten Unternehmen ebenfalls bessere Finanzergebnisse.
Neben den Zahlen und Fakten kamen mehrere Studien auch zu dem Ergebnis, dass ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Männern und Frauen in Führungspositionen für reichhaltiger geführte Diskussionen in Meetings sorgten, sowie zu werthaltigeren Geschäftsentscheidungen führten. Es gab in den Unternehmen mehr Innovationen, eine bessere Zusammenarbeit sowie stärkere Organisationen. Zudem sind gemischte Vorstände und Aufsichtsräte tendenziell kritischer und stellen detailliertere und schwierigere Fragen.
Ob es nun an der Führungsqualität der Frauen liegt, oder daran, dass solche Unternehmen offener für Neues, flexibler bei Veränderungen und näher am Trend der Zeit sind, darf offen bleiben. Unabhängig davon, ob ein höherer Prozentsatz weiblicher Vorstandsmitglieder und Aufsichtsräte Grund oder Ergebnis überdurchschnittlich erfolgreicher Unternehmen ist: Für den Investor scheint sich die „Gender Lens“ zu lohnen.
Die im Markt angebotenen Produkte, welche die noch neue Strategie der „Gender Lens“ oder „Geschlechterbrille“ umsetzen, hält sich noch in Grenzen. 2013 legte Morgan Stanley’s Matterhorn Group den PAX Ellevate Global Women’s Index Fund auf, und 2014 folgte Barclays mit dem Barclays Women in Leadership Total Return USD Index und ETF.
Die Assets under Management sind noch bescheiden, der Markt noch klein, doch der Trend ist da. Das Ziel ist es, für den Investor Wert mit einer sozialen Komponente zu generieren. Die Wissenschaft bestätigt den finanziellen Erfolg ausgeglichen geführter Unternehmen. Nun hängt es von den Pionierprodukten ab, mit ihrer Performance die Theorie zu bestätigen und die breite Masse von den Vorzügen zu überzeugen.