Sie agieren in vielen Bereichen wie klassische Geldhäuser, arbeiten aber – meist ganz legal – ohne Banklizenz und unterliegen damit auch nicht den hohen Anforderungen und Auflagen von Banken. Schattenbanken sind unter anderem in der Kreditvergabe aktiv, aber auch Geldmarktfonds zählen dazu. Zudem nutzen auch reguläre Banken Unternehmen des Schattenbankenbereichs, um gewisse Geschäfte so auszulagern, dass sie nicht mehr der Bankenaufsicht unterliegen.
Die Europäische Kommission ist bereits seit einigen Jahren bemüht, neben den Banken auch das Schattenbankenwesen stärker zu regulieren. Schließlich nehmen Schattenbanken oft Kundengelder an, die denen von Bankeinlagen sehr ähneln, und sie verleihen Gelder über oft lange Zeiträume. Andere Schattenbanken wiederum nehmen selbst Gelder auf, um damit Assets zu erwerben. Geldmarktfonds, Hedgefonds, Private Equity Fonds, Verbriefungsgesellschaften und Unternehmen, die Kreditgarantien vergeben, Wertapiere verleihen oder im Repo Geschäft tätig sind handeln in vielen Fällen wie Banken, sind aber in Bezug auf Eigenkapital, Risikosteuerung und Anlegerschutz kaum reguliert.
Weltweit wird das Volumen des Schattenbankensystems vom IMF auf 60 Billionen USD geschätzt. Je nach Regulierung und örtlichen Marktgegebenheiten sind die Ausmaße sehr unterschiedlich. In den USA ist das Volumen des im Schattenbankensystems verwalteten Geldes mittlerweile doppelt so groß wie das des regulierten Bankwesens. Und vor allem in Asien und vielen Entwicklungsländern wächst das Schattenbankenwesen deutlich schneller als das Bankensystem.
In China etwa ist das Schattenbankensystem mittlerweile enorm aufgebläht. Normale Unternehmen wie Alibaba und Baidu sammeln von ihren Kunden Gelder ein, um diese in unternehmenseigene Geldmarktfonds zu investieren. Die Kunden erhalten darauf deutlich mehr Zinsen als auf dem Bankkonto. Die Geldmarktfonds wiederum investieren munter in alle Assetklassen und Anlagen und mischen fröhlich am Kapitalmarkt mit. Wer denkt, Geldmarktfonds würden nur in äußerst liquide, kurze und sichere Bonds von Staaten und Unternehmen bester Qualität investieren, der irrt. Geldmarktfonds müssen nur einen verhältnismäßig geringen Teil ihrer Assets in kurz laufenden Anlagen halten. Der Rest kann in Hedge Fonds, volatilen Aktien, Beteiligungszertifikaten, verschiedenen Fonds und strukturierten Anleihen stecken. Die Finanzierung hingegen ist meist kurzfristig. Der klassische Duration Mismatch zwischen Assets und Liabilies. Dazu haben Geldmarktfonds durch die fehlende Regulierung so gut wie keine Auflagen und unterliegen kaum einer Kontrolle.
Das Schattenbankenwesen erfüllt aber auch wichtige Funktionen, da es flexibler und schneller auf Marktänderungen reagieren kann. Der IMF etwa lobt, dass Schattenbanken für Liquidität und Volumen in der Kreditvergabe sorgen und in vielen Ländern ein wichtiger Faktor für die Wirtschaft sind. Vor allem dort, wo Banken strengen Auflagen bezüglich Kreditvergabe und Zinspolitik unterliegen, übernimmt das Schattenbankenwesen einen Teil der Nachfrage. Durch die niedrigen Leitzinsen und hohe Kosten für Eigenkapital haben viele große Banken zudem kaum mehr Interesse daran, hohe Geldbeträge von Unternehmen und Privatpersonen zu halten. In 2014 etwa hat J.P. Morgan, eines der größten Geldinstitute in den USA, die Reduktion von 100 Milliarden an Kundeneinlagen angekündigt, da sich diese für das Institut nicht mehr lohnen würden.
Doch gerade die hohe Bedeutung des Schattenbankensystems schafft auch Risiken. Deshalb diskutieren viele Staaten weltweit, wie weit man das System regulieren und überwachen kann und soll, um die Finanzmärkte vor Schocks im Schattenbankensystem zu schützen. Dabei führend ist neben der Europäischen Kommission auch das Financial Stability Board, einer weltweiten Vereinigung von Aufsichtsbehörden im Finanzmarkt.