Die Bafin verbietet klassische CFDs für deutsche Privatanleger

Die Bafin hat am 8. Mai 2017 durch eine sogenannte Allgemeinverfügung den Vertrieb von klassischen CFDs (Contracts for Difference) an Privatinvestoren verboten. Breeits in drei Monaten dürfen CFDs nun nicht mehr an deutsche Retailkunden vertrieben werden. Damit schiebt die Bafin einen Riegel vor ein riskantes, hoch gehebeltes Finanzprodukt.

Die Horrorgeschichte des Herrn Müller

So manche Geschichten von Anlegern, die mit CFDs (Contracts for Difference) das große Geld machen wollten, liest sich wie ein Horrormärchen. 1.000 Euro investiert, 100.000 Euro verloren. Die wohl bekannteste Geschichte dazu ist die des 26-jährigen Ingenieurs Frank Müller, der binnen Sekunden aus einem Investment von 2.800 Euro einen Schuldenberg über 280.000 Euro angehäuft hatte. Schuld war einerseits die Schweizer Notenbank, die den Wechselkurs des Franken gegenüber dem Euro – manche sagen unerwartet – freigab, aber hauptsächlich lag der Grund des Verlustes bei der Wahl des Produkts, welches Herr Müller für seine Zockerei gewählt hatte: Contracts for Differernce.

CFDs sind Finanzderivate

Contracts for Difference sind rein wirtschaftlich gesehen wenig anderes als Forwards oder Futures mit Cash Settlement. Beim Forward vereinbaren zwei Parteien die Lieferung eines bestimmten Wertpapiers, Rohstoffs, einer Währung, eines Index oder eines anderen, beliebigen Produkts zu einem bestimmten Preis zu einem zukünftigen Zeitpunkt. Der tatsächliche zukünftige Preis für das Produkt ist in der Regel unterschiedlich zum im Forward Geschäft vereinbarten Preis. Somit hat ein Geschäftspartner am Ende an dem Geschäft gewonnen, und der andere wäre besser gefahren, wenn er seine Produkte ohne Forward Kontrakt gekauft oder verkauft hätte. Allerdings werden Forwards in der Regel zur Absicherung eingesetzt, und da man die Zukunft bekanntlich nicht voraussehen kann, dienen Forwards in den meisten Fällen dem Risikomanagement und die Beteiligten sind Kapitalmarktprofis.

Wenn das Ziel das schnelle Geld ist

Contracts for Difference funktionieren ähnlich. Es sind Verträge zwischen zwei Geschäftspartnern. Der Verkäufer bezahlt dem Käufer den Unterschiedsbetrag zwischen dem Wert eines bestimmten (Finanz)produkts heute und dem Wert des Produkts in der Zukunft. Die Geschäftspartner sind nicht selten Privatpersonen, und das Ziel ist nicht die Absicherung von Risiken, sondern das schnelle Geld. Zudem laufen die Verträge meist nur einen Tag und werden danach automatisch vom System ausgeglichen. Am nächsten Tag kann der Anleger wieder neu einsteigen und die Position weiter laufen lassen.

Ein Beispiel

Ein Beispiel: Die Aktie ABC ist heute 10 Euro wert. Der CFD läuft einen Tag lang. Nun angenommen, unsere Aktie ABC ist an diesem Tag auf 12 Euro gestiegen. Der Käufer des CFDs erhält vom Verkäufer 2 Euro. Sinkt der Kurs der Aktie ABC allerdings auf beispielsweise 5 Euro, so muss der Käufer dem Verkäufer 5 Euro zahlen. Und alles, ohne dass Käufer oder Verkäufer jemals auch nur eine Aktie des Unternehmens ABC an der Börse angefasst hätten. Sie mussten zu Beginn also kein Kapital vorhalten, um in den CFD Vertrag einzutreten.

Ein Wort zum Hebel

So weit so gut. Nur werden CFDs nicht nur auf eine Aktie gehandelt, sondern gleich auf ein Vielfaches davon. Das Risiko ist dabei entsprechend um ein Vielfaches höher. Und das ohne Kapitaleinsatz. Man spricht dabei von der Hebelwirkung. Mit wenig Geld viel riskieren können. Tatsächlich verlangen die Anbieter von CFDs von ihren Kunden Margin Zahlungen als Sicherheit, aber diese sind entsprechend gering und decken häufig keine extremen Kurssprünge ab. So kam es im genannten Beispiel oben dazu, dass Herr Müller mit nur 2.800 Euro, die er als Sicherheit stellen musste, plötzlich um das 100-Fache in der Kreide stand. Der Hebel war ihm zum Verhängnis geworden.

Die trügerische „Absicherung“ durch Stop-Loss-Limits

Als vermeintliche Absicherung sind CFD Positionen in der Regel mit sogenannten Stop-Loss-Limiten versehen, die aber tatsächlich Stop-Loss-Market-Orders sind, und hier noch einmal zusätzlich ein Risiko für den Investor bergen. Denn das Stop-Limit bezeichnet nur jenen Kurs, ab welchem der Kauf der Gegenposition aktiv wird. Danach wird die Order zur Market Order und wird zum nächstbesten, verfügbaren Kurs ausgeführt. Wo auch immer dieser Kurs liegen mag. Zusammen mit dem Hebel eine toxische Mischung!

CFDs sind ein alter Hut

Dabei gibt es CFDs oder Contracts for Difference schon sehr lange. Sie haben ihren Ursprung vor 25 Jahren in Großbritannien. Dort gibt es an der Börse eine sogenannte „Stamp Duty“, eine Transaktionssteuer, die beim Kauf eines börsengehandelten Produkts anfällt. Das erhöht natürlich die Transaktionskosten, und gerade für jene, die aktiv und viel handeln, ist das ein Ärgernis und nagt an der Performance. Um die Stamp Duty zu umgehen, entwickelten findige Trader der damaligen UBS Warburg – vor 25 Jahren ein Powerhouse im Aktiengeschäft – in den 1990ern die Contracts for Difference.

Für institutionelle Investoren, die zunächst die Zielgruppe für dieses neu geschaffene Derivat waren, lag der Reiz in der Vermeidung der Stamp Duty. Für Privatanleger bedeuteten CFDs hingegen einfachen Zugang zu Hebelprodukten. Mit wenig Kapitaleinsatz kann viel bewegt werden. Heute stellen vor allem Privatanleger den Großteil der Nutzer von CFDs.

CFDs sind bereits in vielen Ländern verboten, in anderen zumindest umstritten

Dabei sind CFDs nicht unumstritten. In vielen Ländern sind sie entweder vollständig verboten, oder zumindest für das Retail Publikum gesperrt oder stark begrenzt. Selbst in Großbritannien, der Wiege der CFDs, wird ein Verbot vorbereitet.

Deutschland folgt nun dem Beispiel dieser Länder und kennzeichnet CFDs als für Privatinvestoren ungeeignet. Damit trifft die Bafin eine mutige und richtige Entscheidung, denn was ein Hebel im Finanzmarkt wirklich bedeutet, das erkennen die meisten Kleinanleger erst, wenn es bereits zu spät ist.