bannerchart3Auf einem von mir kürzlich gelesenen Beitrag in einem Finanzforum beklagte sich ein privater Devisenspekulant, dass seine Stop Order auf den EUR/CHF zu einem sehr schlechten Kurs ausgeführt wurde und er nun die Privatinsolvenz anmelden muss. Er war völlig überrascht und verwundert, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Er hatte doch ein vernünftiges Stop-Limit gesetzt!

Dieses sehr extreme Beispiel spiegelt die trügerische Sicherheit wider, die sich viele Anleger und Spekulanten an der Börse von einer Stop Order erwarten. Tatsächlich handelt es sich bei Stop Loss Orders (auch Verkauf-Stop-Order genannt) und Stop Buy Orders (auch Kauf-Stop-Order genannt) nicht um Hedges! Ganz im Gegenteil!

Eine Stop Order ist eine ganz normale Kauf- oder Verkaufsorder, die allerdings erst ab einem bestimmten Preis im System aktiv wird. Sobald das Stop-Limit, welches der Investor definiert hat, einmal erreicht wurde, wird die Order automatisch als Limit Order oder als Market Order (auch unlimitierte Order), je nach vorheriger Einstellung, ins Orderbuch gelegt. Ob sie auch tatsächlich ausgeführt wird und zu welchem Kurs, das entscheiden Liquidität, Angebot und Nachfrage.

Und genau darin liegt auch die tückische Gefahr von Stop Orders. An der Börse handeln bekanntlich viele Menschen, und diese tun dies oft nach nicht rein rationalen Mustern. Deshalb lässt sich immer und immer wieder beobachten, dass Stop Limite zuhauf auf oder knapp unter oder über markanten, runden Werten gesetzt werden. Die Mehrzahl der Stop Orders wird als Stop Market Order aufgegeben, was so viel heißt wie: Wird erst einmal das Stop Limit erreicht, dann möchte ich zum nächstbesten Preis kaufen beziehungsweise verkaufen. Wo dieser Wert liegt hängt dann von den Orders der Gegenseite ab.

Passiert also etwas Unvorhergesehenes im Markt (gute oder schlechte Ad-hoc-Nachrichten, Katastrophen, Zentralbankentscheidungen, ect.) und der Kurs schlägt stark aus, so werden bei Erreichen eines bestimmten Wertes plötzlich auf einen Schlag unzählige Orders – alle auf der gleichen Seite des Orderbuchs natürlich – aktiv. Gleichzeit nehmen aber die Market Maker, die in normalen Märkten für Liquidität sorgen, bei solchen Ereignissen ihre Quotes aus dem Markt oder stellen ihre Bids und Offers extrem weit.

Das Ergebnis ist, dass die Orderlage dadurch kurzfristig sehr einseitig wird, der Kurs weiter rasant in die selbe Richtung weiter galoppiert und die vielen unlimitierten Kauf- oder Verkaufsorders, die gleichzeitig getriggert wurden, eine tiefe Schneise in die Orderbuchtiefe reißen.

Der Kurs erholt sich in der Regel relativ rasch wieder auf ein den Nachrichten angemessenes und normales Niveau, sobald Händler wieder reagieren konnten und Angebot und Nachfrage wieder ins Lot gekommen sind. Für die Eigentümer der Stop Orders allerdings gibt es ein böses Erwachen und ratloses Staunen, warum gerade ihr Auftrag zu einem besonders nachteiligen Kurs ausgeführt wurde. Wehe dem, der damit einen Short zumachen wollte um Verluste zu begrenzen! Stop Orders sind wahrlich keine Absicherungsinstrumente!