Als aktiv engagiertes Mitglied in gleich mehreren gemeinnützigen Vereinen in meiner Gemeinde bin ich regelmäßig damit beschäftigt, Förderanträge auszufüllen. Die meisten davon wandern an diverse Fördertöpfe der regionalen Sparkasse. Dabei geht es selten um Außergewöhnliches, aber ohne das Geld der Sparkasse, das wir im Namen der Fördervereine beantragen, wären Kindergärten, Schulen und soziale Einrichtungen in schwierigen Lagen. Denn: Die Gemeinde hungert ihre eigenen Einrichtungen häufig ziemlich aus. Das ganze System läuft nicht rund. Als Unternehmensberaterin interessiert es mich, ineffiziente Strukturen zu hinterfragen und Zusammenhänge zu durchleuchten. Die Schieflage in der Art der Finanzierung wichtiger, sozialer Einrichtungen ist dabei ein besonderes Kuriosum. 

Dramatisch Unterfinanziert

Ein Beispiel gefällig? Ich engagiere mich seit mehreren Jahren sowohl in einem Förderverein für einen Kindergarten sowie für eine Grundschule. Beide sind erschreckend unterfinanziert. Und wir sprechen hier nicht über die in den Medien breit getretenen Tablets und Glasfaseranschlüsse. Es geht um einfachste Dinge. Die Gebäude: Marode und überfüllt. Es fehlt Geld für essentielle Dinge. Papier für den Kopierer, damit die Lehrerin mal Aufgaben oder Tests kopieren kann oder die Schule einen Elternbrief? Dafür müssen die Eltern zu Beginn des Schuljahres Geld sammeln. Eine Heftklammer, ein Korrekturstift oder ein neuer Locher? Muss sich die Lehrerin aus ihrem Privatbudget kaufen und mitbringen. Neue Bälle für die Turnhalle, Lehrmaterialien für Zusatzaufgaben, mal neue Gesangbücher für den Religionsunterricht, ein neues Xylophon für den Musikunterricht? Tut leid, kein Budget dafür vorhanden! Und das in einer vergleichsweise wohlhabenden Gemeinde in einem der reichsten Länder der Welt. Es fehlt an allen Ecken und Enden. Die Stadt gibt schlicht zu wenig Geld, um den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten.

Finanzierungs-Kuriosum Sparkasse

Doch in all die Not tritt ein großzügiger Wohltäter: Die regionale Sparkasse! Gegründet nach dem Sparkassengesetz von der jeweiligen Gemeinde, oder im Fall regional zusammengeschlossener Sparkassen von mehreren Gemeinden. Im Verwaltungsrat sitzt in der Regel der Bürgermeister oder die Bürgermeisterin, gemeinsam mit anderen Vertretern aus dem Rathaus und der Sparkasse. Sie entscheiden dann auch namhaft mit, welche Förderanträge welcher Vereine in welcher Höhe genehmigt werden. Schließlich ist die Stadt über den jeweiligen Sparkassenzweckverband Trägerin der Sparkasse.

Intransparenter Geldsegen

Wie und an wen Gelder aus Sparkassenstiftung, Gewinnsparen & Co fließen, ist oft wenig transparent. Der öffentliche Auftrag verpflichtet die Sparkassen dazu, einen Teil ihrer Erträge zum Wohle ihrer Region zu verwenden. Alleine die Stiftungen schütteten 2017 übrigens deutschlandweit 75 Mio. Euro an Vereine und Organisationen aus. Hinzu kommen noch diverse andere Fördertöpfe. Aus ihnen fließen dann auch indirekt nicht unbeachtliche Gelder an Schulen, Kindergärten und soziale Einrichtungen, sowie an Vereine aus Kultur, Sport, Umweltschutz, Denkmalpflege, und, und, und. Im Fall von Schulen und Kindergärten müssen Eltern für diesen Zweck übrigens eigens gemeinnützige Fördervereine gründen, in denen diese Eltern ihre ohnedies nicht vorhandene Freizeit opfern, um dann Antrag über Antrag zu stellen, damit das Leben in Kita und Schule einigermaßen normal weitergehen kann.

Ein ungerechtes Fördersystem der Gemeinden

Das Stopfen von Finanzierungslücken über eigens dafür gegründete Vereine und die Sparkasse ist dabei nicht nur ziemlich kostenintensiv, ineffizient und sinnfrei – schließlich spielt die Gemeinde dabei nichts anderes als Linke Tasche Rechte Tasche – sondern auch ungerecht. Denn nicht jede Einrichtung verfügt über einen Förderverein oder über ausreichend engagierte und informierte Eltern. Die Information, durch welche brennenden Reifen man wo, wie und wann zu springen hat, um den dann durchaus willigen Geldsegen der Sparkassen auszulösen, ist vielfach wenig bekannt.

Finanzierungsunsicherheit gehört dabei zum Alltag

Die Entscheidungen der Sparkassenstiftungen, des Zweckertragsgremiums und anderer Förderungen fallen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Erhält der Verein nach Monaten des Wartens schlussendlich einen Brief, dass er bedacht wurde, sind die engagierten Vorstände selbstverständlich zunächst erleichtert. Auch wenn die Summe hier noch nicht verraten wird. Erhalten wir die beantragte Summe oder deutlich weniger? Werden wir unser Vorhaben, unser Projekt oder die Busfahrt der Kinder zum Zoo diesmal finanzieren können? Neben viel Zeit und Aufwand sind diese Förderungen auch immer mit monatelangem Warten und viel Unsicherheit verbunden.

Besser wäre eine transparente, gerechte Finanzierung

So schön es ist, ab und an einige Euros für einen Verein geschenkt zu bekommen und den schönen Worten von Bürgermeister und Sparkassenvorstand zu lauschen, dass jeder Ehrenamtler Wichtiges leistet, wäre es möglicherweise effizienter, fairer und transparenter, anstatt dieser Linke Tasche Rechte Tasche Finanzierungsspiele über die gemeindeeigenen Sparkassen gleich zu Beginn eine ausreichende Finanzierung wichtiger Einrichtungen in der Gemeinde zu sichern. So würden zudem auch alle Einrichtungen in gleicher Höhe profitieren, und nicht nur dann, wenn sich genügend Engagierte zusammen tun, um durch Reifen zu springen, Saltos zu schlagen und Purzelbäume zu machen, damit ein Ausflug finanziert werden kann, Kopierpapier gekauft oder neue Bücher angeschafft werden können. Das Sparkassen Monopoly der Gemeinden könnte man sich im wahrsten Sinne des Wortes tatsächlich sparen.