Sie sehen aus wie Wertpapiere, werden verkauft wie Wertpapiere, sie sind es aber nicht. Leveraged Loans sind im anglo-amerikanischen Raum weit verbreitet. Sie sind in etwa vergleichbar mit unseren Schuldscheindarlehen, mit dem Unterschied, dass Schuldscheindarlehen hierzulande hauptsächlich als kleine Privatplatzierungen von Banken an institutionelle Investoren verkauft werden. Leveraged Loans hingegen werden meist von Unternehmen schlechter Bonität ausgegeben. Entsprechend hoch sind die Zinsen.
Gemeinsam haben Schuldscheindarlehen und Leveraged Loans ihren rechtlichen Status. Denn obwohl sie so aussehen und auch funktionieren wie Anleihen, gelten sie nicht als Wertpapiere. Damit unterliegen sie weder dem Wertpapieremissionsgesetz noch der Wertpapieraufsicht. Schuldscheindarlehen sind nach bürgerlichem Recht geregelt. Sie bedürfen auch keiner bestimmten Schriftform, und man kann vereinbaren was man möchte. Sie benötigen weder einen Prospekt noch haben die Schuldner irgendwelche Publizitätspflichten. Da es sich nicht um Wertpapiere handelt, können sie auch nicht an einer Börse notieren.
In den USA dürfen Leveraged Loans deshalb nur an institutionelle Investoren verkauft werden. Der Markt ist allerdings gigantisch groß. Er umfasst derzeit ein Volumen von etwa 800 Mrd USD. Ein guter Teil davon fließt regelmäßig in CLOs (Collateralized Loan Obligations), deren Portfolien aus vielen Leveraged Loans bestehen. Selbst ETF Anbieter springen mittlwerweile auf den Leveraged Loan Zug auf, und mehr und mehr Investmentfonds kaufen die Papiere als Ersatz für klassische Anleihen. Grund ist vielfach der allgemeine Renditedruck durch die allerorts niedrigen Zinsen.
Ein Problem des Leveraged Loan Markts ist allerdings die Undurchsichtigkeit. Das Unternehmen, das einen Leveraged Loan begibt, muss kaum Informationen mitteilen, und die Investoren haben auch keine rechtliche Handhabe, Informationen einzufordern. Die Bedingungen des Schuldscheins können ziemlich willkürlich ausgestaltet werden. Blacklisting von möglicherweise unbequemen Investoren ist an der Tagesordnung und auch erlaubt.
So überrascht es kaum, dass es immer wieder zu Skandalen und bösen Überraschungen für Investoren kommt. Ein aktuelles Beispiel ist der 1,8 Mrd USD große Leveraged Loan des Unternehmens Millennium Health LLC. Im April 2014 verkaufte das Unternehmen mit Hilfe der Bank J.P. Morgan die Loans an große und namhafte Investoren. Den Investoren – die meisten von ihnen riesige und namhafte Fonds und Versicherungen – wurde dabei verschwiegen, dass es von behördlicher Seite schon länger Untersuchungen wegen schwerer Betrugsvorwürfe gab. Die durch den Schuldschein eingenommenen 1,8 Mrd USD wurden indes zügig verbraten. Unvorstellbare 1,27 Mrd USD wurden sofort als Dividenden an einige der Manager des Unternehmens und die Eigentümer ausgezahlt. Mit nochmals 195 Mio USD wurden Ausstände gegenüber den Eigentümern getilgt. Als dann ein Vergleich mit den Behörden für 250 Mio USD anstand, war kein Geld mehr da und die Zukunft des Unternehmens fraglich. Der Wert der Leveraged Loans sank sehr schnell um 60%. Zudem war Millennium Health nicht gerade offen und kommunikativ gegenüber den Investoren. Verkäuflich waren die Schuldscheine unter diesen Umständen ohnedies nicht mehr, und der Ärger bei den Investoren groß.
Dieses Beispiel zeigt klar die fehlende Transparenz im Leveraged Loan Markt und dass selbst große institutionelle Investoren nicht vor Fehlgriffen gefeit sind. In dem Fall oben haben diese übrigens eher leichtfertig den Informationen in den bunten Präsentationen von J.P. Morgan vertraut, die den Deal offeriert haben. Sie hätten wohl daran getan, selbst besser zu recherchieren, anstatt genau dem zu glauben, der für den Verkauf eine satte Provision kassiert.