Der Repräsentant des kleinen Investmentanbieters mit klingendem Namen wirkt absolut seriös. Er trägt einen dunklen Anzug, fährt einen teuren Sportwagen als Dienstauto, lädt zahlungskräftige Interessenten zu teuren und möglichst exklusiven Veranstaltungen ein, und er nimmt auch gerne mal das ein oder andere Köfferchen mit Bargeld an, um das wahrscheinlich mühsam an der Steuer vorbei geschleuste Vermögen für seine Kunden zu investieren. Alles natürlich streng vertraulich. Und selbstverständlich nur in Anlagen mit außergewöhnlich hohen Renditeversprechen. Die Projekte sind meist im Ausland. Eine Goldmine in Peru gefällig? Ein neues Hotel irgendwo in der Türkei? Oder wie wäre es mit einer Mine in Turkmenistan? Ein Wasserkraftwerk auf den Philippinen? Wald in Sibirien? Alles selbstverständlich von hochrangigen Experten begleitet und wunderbar geplant. Dafür gibt es tolle Erträge. Eine Hochglanz-Werbebroschüre wird den Interessenten freilich auch überreicht, am besten auf einem der exklusiven Events, zu denen der Anbieter lädt. Im VIP Bereich der Rennbahn oder der Formel 1 Strecke lässt es sich über einem Glas Champagner einfach entspannter über Geschäfte reden. Dazwischen mischt sich schon oft mal der ein oder andere Gast, der davon erzählt, wie viel Gewinn er bereits gemacht hat. Das Leben kann so einfach sein!

Warum fallen immer wieder Investoren – meist Privatleute, aber nicht nur – auf diese Masche herein? Sehen sie denn nicht, dass am Ende sie mit ihrem Geld den überzogenen Lebensstil ihres „Beraters“ finanzieren, und auch die Einladung in den VIP Bereich teuer vom Investorenkapital erkauft ist? Werden sie nicht misstrauisch, wenn es um Renditeversprechen im zweistelligen Bereich geht, obwohl derzeit Zinsen eher ein Fremdwort sind? Doch spätestens die Tatsache, dass die Investitionsvorhaben, die in der Regel über die Planungsphase nicht hinaus sind, in weit entfernten Ländern sind, in denen der Investor niemals die Existenz oder Legitimität der im Prospekt geplanten Vorhaben überprüfen kann, sollte alle Alarmglocken klingeln lassen. Wer zudem ein bisschen über die Summen nachdenkt, die im Spiel sind, der wird ebenfalls zum Schluss kommen, dass irgendetwas nicht stimmt. Wenn die Zielinvestitionssumme eines Fonds bei 10 oder 20 Millionen Euro liegt, dann sollte doch jedem einleuchten, dass man damit weder ein Wasserkraftwerk bauen noch eine Goldmine kaufen kann.

Aber nein, die zahlreichen Anbieter von dieser Art Projekte finden immer wieder Leute, die ihnen Mezzaninkapital geben, geschlossene Fondsanteile oder Anleihen abkaufen und Schuldscheindarlehen zeichnen. Im schlechtesten Fall sogar mit Nachschusspflicht. Sowieso wird für jedes einzelne Projekt eine eigene Beteiligungs-GmbH mit passendem Namen gegründet. Das macht es später einfacher. Selbstverständlich ist alles völlig legal und rechtens.

Das Geld ist dann irgendwann weg. Die eigens für die Beteiligungen und Fonds gegründete Gesellschaft wird in die Insolvenz geschickt. Leider war das Projekt am Ende nicht erfolgreich. Darauf wurde selbstverständlich bereits im Kleingedruckten mehrfach hingewiesen. Bis es allerdings so weit ist, wird über viele Jahre frisches Geld eingesammelt. Die laufenden Kosten sind hoch, das Kapital zerrinnt langsam. Spesen hier, Gebühren da, Management Fees sowieso, der Maserati des Geschäftsführers muss ja auch irgendwie bezahlt werden, dazu die Villa im Ausland, die Segeljacht, auf die Kunden eingeladen werden, Expertenhonorare, Beraterhonorare, Gutachterhonorare, kurzum, viele verdienen über die Jahre hier prächtig.

Der Investor aber  wird hingehalten. Projekte brauchen Zeit, die Genehmigungen durch die Behörden verzögern sich, der Bau dauert länger als geplant, das müssten die Investoren doch verstehen. Verpackt wird all dies selbstverständlich in pompösen Hochglanzbroschüren, mit denen der Projektfortschritt dokumentiert wird. Dass es am Ende doch nicht geklappt hat, nun, das war eben das Risiko. Der Gastwirt, der Tierarzt oder der Hotelier, der sein Investment per Geldkoffer getätigt hat, kann ohnedies nicht viel tun. Die anderen sollen ruhig klagen, aber im Kleingedruckten des Prospekts war bereits mehrfach auf die bestehenden Interessenkonflikte der Anteilseigner und Betreiber hingewiesen worden und darauf, dass noch nicht alle behördlichen Genehmigungen vorhanden waren. Die Klage wird wenig Aussicht auf Erfolg haben. Sowieso verläuft sich die Spur des Geldes in der Türkei, Sibirien, Turkmenistan oder Chile.

Während die betroffene Beteiligungsfirma in Insolvenz geht, wird an der selben Adresse entweder schon vorher oder parallel eine Gesellschaft mit neuem Namen ins Leben gerufen. Das Spiel beginnt von vorne. Und wieder werden sich zahlreiche Leute finden, die darauf hereinfallen. Aus Gier? Aus Gutgläubigkeit? Weil der „Berater“ seine Opfer so gut blenden kann? Aus Herdentrieb, Geiz oder Neid, weil andere auch schon investiert haben und man nicht weniger Gewinn machen möchte als die anderen? Über die Gründe ließe sich lange philosophieren. Woran auch immer es liegen mag, dass solche Projekte attraktiv wirken. Die potenziellen Investoren täten bestimmt gut daran, kritisch und misstrauisch zu sein.