Der erfolgreiche SwapSucht man nach dem Begriff Kommune und Zinsswap, so stößt man in einer Mehrzahl der Fälle auf Artikel zu Rechtstreitigkeiten, Schadensersatz, Falschberatung, Links zu spezialisierten Anwaltskanzleien und Hinweise auf diverse BGH Urteile.

Da sticht es heraus, wenn man auch einmal eine Geschichte über einen Zinsswap einer Kommune zu lesen bekommt, der Gewinne gemacht hat. Diese Fälle gibt es wohl gemerkt durchaus, aber davon erfährt in der Regel nie jemand.

Doch im Fall von Hinds County in den USA wurden die Zinsswap Gewinne tatsächlich öffentlich. Der Anlass dafür ist etwas bizarr. Es gab nämlich eine offizielle Prüfung der Finanzen von Hinds County, einem Bezirk in Mississippi, in dem 25% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben und in dem die öffentliche Verwaltung ohnedies immer gut rechnen muss, wie das wenige Geld, das zur Verfügung steht, ausgegeben werden darf. So kam es also, dass im Zuge einer Finanzprüfung die Prüferin auf zwei Zinsswaps stieß, welche die Kommune einige Jahre zuvor, in 2006 und 2007, abgeschlossen hatte. Sie fragte die zuständigen Beamten aus der Finanzabteilung, die das Geschäft abgeschlossen hatten, über den Sinn, den Nutzen, die Risiken sowie die Funktionsweise der komplexen Zahlungsströme aus dem Swap. Die Beamten konnten keine der Fragen beantworten. Sie hatten schlicht keine Ahnung, wie der Swap funktionierte. Dass irgendetwas gut im Sinne von Hinds County lief, war allerdings offensichtlich. Die Kommune hatte immerhin einen Gewinn von mehreren Millionen Dollar gemacht.

Dabei haben sie einfach nur Glück gehabt. Es hätte auch anders kommen können. Von den Swaps, die noch bis 2035 laufen sollten, wurden die letzten auf Druck der Aufsichtsbehörden und der Öffentlichkeit mittlerweile mit Gewinn aufgelöst.

Verdient hat an den Swaps übrigens nicht nur Hinds County mehr als sechs Millionen USD. Für die Vermittlung der Swaps hat der Vermittler/Broker knapp 400.000 USD erhalten, eine Anwaltskanzlei nochmals 80.000 USD. Für die Auflösung haben die Vermittler erneut kassiert, dieses Mal 180.000 USD, wovon wieder ein kleiner Anteil an die Anwälte floss. Interessanterweise erhielt der Vermittler der Swaps auch noch ein laufendes Beratungsmandat für genau diese Swaps für mehrere tausend Dollar im Jahr.

Bei den Kosten sind die internen Swapmargen der Hedgingpartner noch gar nicht mit eingerechnet. Diese dürften ebenfalls erheblich gewesen sein. Verdient haben also in diesem Fall alle Beteiligten ganz gut. Ob Hinds County auch in Zukunft seine Finanzen mithilfe von Zinsswaps aufbessern wird, ist fraglich. Der Bundesstaat Mississippi hat die Regeln für neue Zinsswapgeschäfte mittlerweile verschärft.

Der Fall ist aber ein Beispiel dafür, dass man aus dem Spielcasino der Zinsspekulation durchaus auch mal mit Gewinn kommen kann. Dass die Verantwortlichen allerdings im Blindflug waren, stimmt sehr nachdenklich. Sie tragen Verantwortung für die Bewohner ihrer Region und sollten zumindest über die Risiken eines Swapgeschäfts Bescheid wissen. Wie sonst sollten sie dieses sonst im Blick behalten und aktiv managen?

Die Nachbarregion hat es übrigens nicht so glücklich getroffen. Harrison County hat im gleichen Zeitraum einen Verlust von 4,19 Mio USD erlitten. Insgesamt dürften schlecht gelaufene Zinsswaps allein in den USA nach Schätzungen von Bloomberg die Kommunen über die vergangen Jahre an die 9 Mrd USD gekostet haben. Dabei hat es sich in vielen Fällen wahrscheinlich nicht um Absicherungsgeschäfte sondern um „Zinsoptimierung“ (der geschönte Begriff für Zinsspekulation) gehandelt.