boxbannerpapers2Mit Währungen lässt es sich ganz wunderbar spekulieren! Hält man sich an die Hauptwährungen, ist der Markt unglaublich liquide. Gehandelt wird rund um die Uhr. Preise sind transparent und stets einfach und live zu bekommen. Und wenn es Bewegung im Markt gibt, dann oft ganz ordentlich mit spektakulären Verwerfungen und toller Volatilität. Ein Paradies für Zocker und Spekulanten!

Aber was haben Währungsspekulationen in Finanzierungen mittelständischer, rein auf den Heimatmarkt beschränkter, Unternehmen zu suchen? Oder bei unseren Kommunen? Und gar beim privaten Hausbauer und dem Arzt und seiner neuen Praxisfinanzierung?

Eine gute Frage. Eigentlich und möglicherweise gar nichts! Und dennoch haben viele von ihnen lange Jahre Finanzierungen in Schweizer Franken abgeschlossen, um damit in Euro zu bauen, zu investieren, zu kaufen oder durch Swaps mit Fremdwährungsoptionen versucht, die Zinslast ihrer Eurokredite zu vermindern.

„Aber die Zinsdifferenz!“ rufen dann jene, die ihr Portfolio oder das ihrer Kunden damals , als die Zinsen in Euro noch mehrere Prozent über jenen in der Schweiz lagen, mit Fremdwährungskrediten, Währungsoptionen und Währungsswaps vollgeladen haben. „Aber das Risiko!“, rufen die Kritiker schon lange. Einige Zeit ging es aber sogar gut. Und alle, deren Kredit oder Swap bis 2010 ausgelaufen war, hatten Glück und konnten ihre Zinsgewinne mitnehmen. Jene, die in 2011/2012 in Euro zwangsumgeschuldet wurden, kamen aus heutiger Sicht mit einem blauen Auge davon.

Denn ab 2010 begann der Wechselkurs aus dem langjährigen Trend zu laufen. Viele der Kredite und Swaps wurden in Zeiten mit einem Wechselkurs von 1,50 bis 1,60 EURCHF abgeschlossen. Oft gab es für Swaps und Optionen Barrieren bei 1,35, von denen es in den damaligen Verkaufsbroschüren hieß, wie unwahrscheinlich ein Erreichen dieser Marke sei. Heute liegen wir mit dem EURCHF Wechselkurs bei 0,98, also sogar unter der Parität. Was das für einen endfälligen Kredit bedeutet, kann sich jeder leicht ausrechnen. Hat jemand Ende 2008 einen Kredit über 1,5 Millionen CHF aufgenommen und dafür für seine Investitionen bei einem Wechselkurs von 1,50 genau 1 Mio Euro erhalten, schuldet er heute für seinen Kredit statt 1 Mio Euro 1,5 Mio Euro. In den vergangen Jahren mag der Kreditnehmer zwar ein bisschen an Kreditzinsen gespart haben. Aber niemals genug, um den Verlust von 500.000 Euro wettzumachen, die der Kreditnehmer durch seine Währungsspekulation verloren hat. Ganz anders kann sich der Kreditnehmer in der Schweiz freuen, wenn er einen Eurokredit laufen hat. Seine Verbindlichkeit hat sich gerade eben deutlich verringert. Risiko und Chance liegen bei Spekulationen nah beieinander.

Wenn jemand weder Einnahmen noch Ausgaben in einer Fremdwährung hat, wäre er gut beraten, die Finger von Fremdwährungskrediten und Zinsswaps mit Währungsoptionen zu lassen. Währungsoptionen, Währungsswaps und Währungsfutures machen wunderbaren Sinn für export- und importorientierte Unternehmen, die Einnahmen und Ausgaben in den jeweiligen Währungen absichern wollen und sollen. Alles andere ist Spekulation. Und solche macht mit Währungen bestimmt unheimlich Spaß. Ist aber bestimmt nicht in jeder Situation angebracht und sinnvoll. Mit dem Kredit für seine neue Lagerhalle oder das Eigenheim oder die Sporthalle der Kommune zu spekulieren, gehört nicht zu den klügsten Dingen im Leben. Wer unbedingt möchte, kann lieber ein paar Euro extra in den Währungsmarkt stecken. Wer weiß, vielleicht geht es gut? Wenn nicht, dann ist nicht gleich der Betrieb überschuldet oder die Kommune in Schwierigkeiten.

Ob Kreditnehmer und ihre Kreditgeber aus der aktuellen Schweizer Franken Geschichte lernen? Man mag es bezweifeln. Als Beispiel seien Finanzierungen in Japanischen Yen genannt, bei dem die Zinsen ebenfalls sehr niedrig waren. Diese waren vor dem Schweizer Franken in Mode. Oder die Ungarn, die sich in Euro verschuldet hatten (auch wegen der niedrigeren Zinsen), und damit sich und ihre Banken in die Krise gestürzt haben. Die nächste Fremdwährungskrediteuphorie kommt bestimmt!