Gutes Tun und dabei auch gutes Geld verdienen, so lautet grundsätzlich das Ziel von ESG-Fonds (ESG steht für „environmental, social and governance“). Dass es sich hier um keinen Gegensatz handelt, sondern auf Nachhaltigkeit setzende ESG-Fonds und Indizes auch gute Renditen erwirtschaften können, wird von diversen Studien und Statistiken bestätigt. So fand Morningstar im März 2019, dass 73% ihrer ESG-Indizes gegenüber konventionellen Indizes seit Beginn der Berechnung überdurchschnittlich abgeschnitten haben. Und im Mai 2019 zeigte die französische BNP Paribas, dass ESG Investments oft ein besseres Risiko-Ertrags-Verhältnis haben, als „normale“ Investitionen.

ESG als Trend sehen

Nachhaltige Geldanlage liegt bei Investoren im Trend. Doch auch Unternehmen wollen mehr und mehr zu einer besseren, lebenswerteren Welt beitragen. Ihre Anstrengungen in Richtung Umweltschutz, sozialer Gerechtigkeit und einer nachhaltigeren, gerechteren Unternehmensführung für alle Beteiligten sind vielfach schon heute deutlich sichtbar. Große Unternehmen veröffentlichen eigene Nachhaltigkeitsberichte, und in den obligatorischen Risikoberichten finden sich ESG Kriterien mit an vorderster Stelle. ESG und Nachhaltigkeit liegen nicht nur im Trend, sondern sie sind selbst ein Trend. Denn der Übergang von konventioneller Betriebs- und Unternehmensführung hin zu ESG-basierten Prozessen geschieht weder über Nacht und auch nicht immer reibungs- und nahtlos.

Ein ESG-Fokus ist gut für ein Unternehmen

Konzentriert sich ein Unternehmen auf eine nachhaltigere Unternehmensführung in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensmanagement, wirkt sich das in der Regel direkt auf das Geschäft und damit die Bilanz aus. Interessanterweise zeigen immer mehr Studien auf, dass es für Unternehmen gut ist, auf Nachhaltigkeit zu achten und ihre Verhaltensweisen und Prozesse entsprechend zu ändern. Die Wertschöpfungskette wird positiv beeinflusst, und die Bilanz wird schon alleine durch weniger Mitarbeiterfluktuation, stabilere Lieferantenbeziehungen, geringere Umweltschäden und daraus resultierende Kostenersparnisse und schlussendlich langfristigere, gleichberechtigtere und bessere Managemententscheidungen positiv beeinflusst. ESG ist ein Trend, der Unternehmen gut tut.

ESG ist ein langer Weg

Ein Unternehmen auf ESG-Kurs zu bringen, dauert seine Zeit. Es geht dabei nicht nur um Prozesse, sondern um einen langsamen, nachhaltigen Wandel in der Unternehmenskultur. Es dauert, bis jeder Eigentümer und Aktionär, jeder Mitarbeiter, jeder Lieferant und jeder Kunde es als selbstverständlich ansieht, dass ein Unternehmen nach ökologischen und sozialen Kriterien ethisch und nachhaltig denkt, agiert und reagiert. Dazu gehören auch entsprechende Entscheidungsgremien, die ganz selbstverständlich nicht nur von weißen Männern geführt werden und keine Abkürzungen genommen werden, wenn es um Umwelt und soziales Engagement geht. Dass sich dieser Prozess nicht von heute auf morgen umsetzen lässt, ist nur verständlich.

Das ESG Momentum nutzen statt absoluter ESG Ratings

Eine stete Verbesserung der ESG-Strukturen in einem Unternehmen zeigt sich in laufend höheren ESG-Ratings. Dieses ESG-Momentum kann man nutzen. Dazu leihen wir uns heute die Idee von Momentum Investing und münzen sie auf unsere ESG-Zwecke um. Momentum Investing ist eine rein technische Trading Strategie, die im Grunde nichts weiter sagt als dass alles, was in den vergangenen drei bis zwölf Monaten gestiegen ist, auch weiter steigen wird, und was gefallen ist, auch weiter fallen wird. Ökonomen rümpfen dabei verständlicherweise die Nase und tun Momentum Investing als kompletten Unsinn ab. Bei einem reinen Preistrend mag die fundamentale Erklärung auch tatsächlich fehlen. Münzt man die Idee aber auf steigende ESG-Ratings um, ergibt die Sache durchaus Sinn. Denn der Prozess in einem Unternehmen, sich nach ESG-Kriterien neu auszurichten und zu wandeln, entspricht einer Bewegung. Ist im Unternehmen erst einmal ein breiter Konsens gefunden und eine Dynamik gestartet worden, ist die Begeisterung, der Wille und die entsprechende Struktur erst einmal vorhanden, entwickelt sich eine gewisse Eigendynamik. Und, wie schon die klassischen Momentum Investing Fans wissen, bewegte Körper bleiben in Bewegung. Trends halten an und verschwinden nicht sofort.

ESG-Momentum als Indikator sehen

Es macht deshalb durchaus Sinn, die Nachhaltigkeit eines Unternehmens als langfristige, laufende Entwicklung zu sehen. Laufende Verbesserungen sind demnach ein gutes Zeichen. Ein ESG Momentum, das laufend und nachhaltig in Gang ist, mit steten Verbesserungen im jeweiligen ESG-Rating, sollte am Ende auch gut für die Entwicklung eines Unternehmens sein. Dass auch ESG keine Wunder vollbringen kann und kein Allheilmittel gegen schlechte Businesspläne und harte Konkurrenz ist, dürfte jedem bewusst sein. Doch das ESG Momentum kann als zusätzliches Kriterium einen kleinen aber feinen Beitrag dazu leisten, Kapital in jene Unternehmen zu lenken, deren ESG-Entwicklungen Dynamik zeigen und dadurch für die Zukunft Potenzial versprechen.