Es herrscht noch immer allgemein der Glaube in der breiten Bevölkerung, dass Aktien etwas für Spekulanten seien, und Anleihen etwas für die Konservativen, die ihr Vermögen gerne langweilig und langfristig zu geringeren Zinsen aber dafür besonders sicher anlegen möchten. Tatsächlich wird genau das auch an vielen Universitäten nach wie vor gelehrt, und selbst die Ausbildung zum Anlageberater geizt nicht mit Modellen, in denen Aktien etwas für junge, risikofreudige Anleger sind, und nach und nach mit zunehmendem Alter durch die ach so sicheren Anleihen ersetzt werden sollten.
Das war einmal. Abgesehen von einigen großen Staatsanleihen scheint heutzutage wenig sicher. Noch vor 10 oder 20 Jahren konnte man noch scheinbar ruhigen Gewissens in Anleihen von Banken investieren. Schließlich sind Banken neben den Staaten die größten Emittenten von Bonds. Doch spätestens seit Lehman und Landesbanken wie der WestLB wissen wir, dass Anleihen von Banken und Brokern auch nicht unbedingt immer sicher sind. Ein wenig ist das in den letzten Jahren allerdings wieder in Vergessenheit geraten, und so kaufen auch private Kleinanleger derzeit gerne die Bonds ihrer Hausbank oder anderer Banken für ihre Depots.
Die Zinsen auf dem Sparbuch sind nicht mehr existent. Das Geld der Bank in Form einer Anleihe zu geben und dafür Zinsen zu kassieren, scheint dabei eine auf den ersten Blick ziemlich gleichwertige Alternative. Was Anleger hier allerdings übersehen: Anleihe ist nicht gleich Anleihe. Denn hier gibt es große Unterschiede! Der Trend bei vielen Banken geht nämlich in die Richtung, ihrem Retail Publikum zunehmend Anleihen mit Nachrang anzubieten! Diese zahlen schöne Zinsen, und genau das wünschen sich viele Kleinanleger schließlich. Dass sie damit nur allzu schnell ihr Geld verlieren können, ist ihnen wohl kaum klar. Denn gerät die Bank in Schieflage, werden nach Wunsch der Aufsichtsbehörden und neuer Vorschriften zunehmend auch Anleihegläubiger mit in die Verantwortung genommen. Mit einer nachrangigen Anleihe ist man da schneller mit von der Rettungspartie, als einem lieb ist.
Genau das müssen derzeit die Anleihegläubiger der alten, ehrwürdigen, italienischen Bank Monte dei Paschi di Siena erfahren. Es geht um insgesamt fünf Milliarden Euro nachrangiger Anleihen, die zu einem guten Teil tatsächlich bei Retail Investoren liegen. Die gute Monte dei Paschi ist bereits seit geraumer Zeit in turbulente Fahrwasser geraten. Dass allerdings nun die nachrangigen Anleihen in Eigenkapital umgewandelt werden sollen und damit praktisch keine Erträge mehr bringen werden und wohl oder übel stark an Wert verlieren oder de-facto ziemlich wertlos werden, das scheint nun doch viele Investoren zu überraschen.
Anleihen waren noch nie pauschal DIE sichere Geldanlage, und sie werden es auch in Zukunft nicht sein. Denn Anleihe ist tatsächlich nicht gleich Anleihe. Hier gibt es Unterschiede. Zudem sind Anleihen bei weitem nicht so liquide wie Aktien. Von einigen Ausnahmen mal abgesehen, kann es bei Anleihen durchaus schwierig sein, im Sekundärmarkt Käufer zu einem vernünftigen Preis zu finden. Anleihen – gerade kleinere Emissionen von Banken – sind nach wie vor klassische Buy-and-Hold Wertpapiere. Ausnahmen sind natürlich die Staatsanleihen von Staaten guter Bonität wie etwa Deutschland. Darauf gibt es derzeit übrigens Negativzinsen.
Einen kleinen Hinweis auf das mögliche Risiko könnte der Anleger tatsächlich bereits aus der Rendite ablesen. Doch selbst hier gilt – wie vielfach im Leben – es prüfe wer sich lange bindet.