Jeff Immelt, Vorstandsvorsitzender von General Electric, hat es erst kürzlich in einem Interview mit Bloomberg sehr deutlich gesagt: „Regulations do punish small business much more than big companies. We can hire as many lawyers as we need to, right? But it can be hard for a small company.“
Wir leben in einer Zeit, in der die Regulierungswelle seit bald zehn Jahren mit ungeahnter Kraft durch die Finanzwelt rollt. Wir werden überflutet mit neuen Vorschriften und Gesetzen, die allesamt die noble Absicht haben, unser Finanzleben sicherer und fairer zu gestalten.
Dass mit neuen Regulierungen auch immer Kosten für die Umsetzung mit verbunden sind, das wird dabei eher selten erwähnt. Schon gar nicht von Seiten der Aufsichtsbehörden, Gesetzgeber oder Politiker. Doch tatsächlich können die Kosten, die mit der Umsetzung jeder neuen Vorschrift einher gehen, gigantisch sein. Da wären Kosten für die Rechtsberatung (sehr teuer!), für sonstige Berater (ebenfalls teuer!), Projektkosten, IT Kosten (sehr, sehr, sehr teuer!), neue Softwarepakete müssen gekauft werden, Schnittstellen neu programmiert, Ablaufprozesse verändert und Mitarbeiter geschult werden.
Das ist bereits bei einer einzigen, neuen Vorschrift ein enormer Aufwand, der entsteht. Doch seit geraumer Zeit prasseln neue Vorschriften und Gesetze nur so auf die Banken nieder. Nicht alle haben so tiefgreifende Wirkung, aber viele aktuell doch. Die Projekte türmen sich bei allen Banken, Manager und IT-Mitarbeiter sitzen stunden- und tagelang in Meetings mit Anwälten, Beratern und eigenen Experten. Es wird getüftelt, gelernt und gelesen was das Zeug hält.
Bei den Großen ist das bereits teuer und zeitaufwändig. Doch wie sieht das bei den Kleinen aus? Den kleineren Banken, Finanzdienstleistern, Fondsgesellschaften und Versorgungswerken? Die haben eindeutig schlechtere Karten. Nicht nur, dass ihnen der Expertenpool und die Arbeitskraft unter den eigenen Mitarbeitern fehlt, und sie deshalb noch mehr auf teure, externe Berater zurückgreifen müssen. Vielfach fehlt ihnen auch das nötige Budget, um die guten Berater bezahlen zu können. Die großen Wirtschaftsanwälte stehen ohnedies lieber auf Seite der klingenden Namen. Die kleineren Adressen, sofern sie die astronomisch hohen Stundensätze überhaupt aufbringen können und wollen, erhalten dafür mit ziemlicher Sicherheit nicht die Stars unter den Anwälten, sondern die zweite oder dritte Reihe.
Doch hier hört der Nachteil der „Kleinen“ nicht auf. Im Grunde beginnt der finanzielle Nachteil genau hier. Denn die Kosten, die hier entstehen, werden von den Banken und Finanzinstituten auf die Produkte und damit die Kunden umgewälzt. Die „Großen“, mit ihren vielen Kunden und einer breiten, vielfältigen Produktpalette, hat hier einen klaren Größen- und damit Wettbewerbsvorteil. Die Kosten, die jeder Kunde am Ende tragen muss, sind entsprechend gering. Wahrscheinlich werden es die Kunden kaum oder gar nicht merken, wenn sie nun auf ihr Produkt eine um 0,01% höhere expense ratio schlucken müssen. Die „Kleinen“ hingegen, die weniger Kunden und weniger, eigene Produkte haben, tun sich schwer. Sie haben einen klaren Wettbewerbsnachteil.
So zeigt sich auch im Falle der Regulierung: Größer ist besser. Und das, obwohl gerade der Trend zur Größe der Banken und Finanzdienstleister spätestens seit 2008 von den Aufsichtsbehörden und Anlegerschützern kritisiert wird.
Es steht außer Frage: Regulierung ist wichtig. Klare Gesetze ebenso. Doch jede Medaille hat bekanntlich zwei Seiten. Die Intentionen der Gesetzgeber sind durchaus redlich. Dennoch sollten diese auch manchmal etwas innehalten und daran denken, dass für das Fortbestehen auch kleinerer Institute die Fülle an neuen Vorschriften auf ein machbares Maß beschränkt werden sollte.