Luxemburg und die Niederlande sind nach wie vor die mit Abstand größten Steuer(s)paradiese für internationale und vor allem US-amerikanische Großkonzerne. Klingende Namen wie Google, Apple, Starbucks, Pepsi, FedEx, IKEA, Amazon, Fiat Finance oder Wal-Mart nutzen Offshore Töchter, die zum Großteil in Luxemburg und den Niederlanden sitzen und sparen damit jährlich Milliarden an Steuerzahlungen.
Der „Trick“ ist im Grunde ein ganz legales Steuerschlupfloch im amerikanischen Steuerrecht, gepaart mit speziellen Steuergesetzen in Ländern wie Luxemburg, die damit ausländische Unternehmen zu sich locken. Neben den üblichen Markenrechten, die auf die europäischen Töchter übertragen werden und dann von ihnen an die anderen Konzernteile teuer lizenziert werden, wird auch gerne das Spiel mit den Hybridkrediten gespielt. Dabei werden an die Töchter in Luxemburg speziell ausgestaltete Kredite von anderen Konzerteilen vergeben. Die Zinszahlungen, die nur auf dem Papier fließen, reduzieren die Steuerlast der Töchter in Luxemburg , auf die zuvor hohe Konzerngewinne verschoben wurden, auf quasi null. Bei der Mutter im Ausland hingegen werden die Zahlungen als interne Dividenden deklariert und sind in vielen Ländern von der Steuer befreit. Die klassische, doppelte Nicht-Besteuerung. Innerhalb der EU werden diese Art von Hybridkrediten zwischen Mutter- und Tochtergesellschaften nach einem Beschluss der Europäischen Kommission übrigens ab 2016 keine Steuervorteile mehr bieten.
Eine Studie der Americans for Tax Fairness hat erst kürzlich kritisiert, dass etwa Wal-Mart durch seine luxemburger Töchter in den vergangenen sechs Jahren etwa 3,5 Mrd USD an Steuern gespart hat, da die Gewinne in Luxemburg durch eines der vielen mittlerweile berühmt gewordenen „Private Tax Rulings“ mit weniger als 1% besteuert werden (gegenüber 35% in den USA). Insgesamt hätte Wal-Mart ein Vermögen von stolzen 76 Mrd USD in mindestens 78 Offshore Töchtern in 15 Offshore Gebieten, wovon 90% in Luxemburg und den Niederlanden seien. Dabei betreibt der US Supermarkt Gigant in Luxemburg nicht einen einzigen Laden.
Die USA bietet für in- als auch ausländische Firmen übrigens auch ein Steuer(s)paradies, noch dazu mit weitgehender Anonymität und Diskretion: Delaware. Heimat hunderttausender Briefkastenfirmen aus aller Welt. Bei der Eintragung einer Limited Liability Company im kleinen Delaware dürfen die Namen des Managements und der tatsächlichen Eigentümer geheim bleiben. Gewinne, die außerhalb Delawares erwirtschaftet wurden, sind komplett steuerfrei. Gründungsdauer? Eine Stunde. Mindestkapital? Gibt es nicht! Publizitätspflichten, Buchhaltungspflichten oder Bilanzierungspflichten? Keine! Vorstandssitzungen am Ort der Gesellschaft? Nein! Informationen, wo das Geld herkommt? An niemanden! Allerdings muss jede Delaware LLC jährlich eine sogenannte „Franchise Tax“ zwischen 175.000 USD und 360.000 USD bezahlen. Für große Unternehmen, die ansonsten hohe Gewinne zu versteuern hätten, oder auch für solche, die sich sonst schwer täten, ihre Gewinne in die legale Wirtschaft zu integrieren, ein Taschengeld. Wenn das mal nicht wahrhaft paradiesische Zustände für große Steueroptimierer und die internationale Geldwäsche gleichermaßen sind. Und das mitten im Herzen der USA.