BahlConsult GmbH: Ihre unabhängigen Experten für die Anlayse, Beratung und Bewertung bei Zinsswaps, Swaps, Derivaten und strukturierten Anleihen. Viele Fonds und professionelle Anleger wie etwa Versicherungen, Versorgungswerke und Rentenkassen leiden unter Renditedruck. Seit Jahren liegen die Zinsen der Hauptmärkte auf ungewöhnlich tiefen Niveaus. Auch andere Märkte performen seit geraumer Zeit nicht so, wie sich Investoren das gerne wünschten. Erhöht sich durch diesen Renditedruck möglicherweise auch die Bereitschaft, besonders kurzfristig zu denken?

Vor allem an den Aktienmärkten herrscht vielerorts ein Fokus auf kurzfristige Gewinne. Das nächste Quartalsergebnis ist wichtiger als der langfristige Erfolg durch teure Investitionen. Aktienrückkaufprogramme, die Erhöhung der Dividenden, der Verkauf der eigenen Immobilien oder ganzer Sparten soll kurzfristig Geld in die Kassen der Aktionäre spülen. Meist auf Kosten der Reserven und der Investitionstätigkeit. Das ist keine neue Entwicklung, wird aber durch die aktuell schwierige Situation der Ertragslagen vieler Investoren noch verschärft.

Vorangetrieben wird diese Entwicklung seit einiger Zeit unter anderem durch Activist Investoren, meist Hedge Fonds. Diese leiden seit mehreren Jahren an schlechter Performance. Ihre ursprünglichen Strategien aus Kombinationen von Leverage, hohen Zinsen und Volatilität funktionieren nicht mehr. Also suchen sich die Großen von ihnen neue Möglichkeiten, kurzfristig möglichst viel Geld zu erwirtschaften. Denn genau das erwarten Investoren von ihnen. Also versuchen sie nun, Unternehmen, an denen sie größere Aktienpakete direkt oder indirekt halten, dazu zu bewegen, möglichst viel Geld an die Investoren auszuschütten. Das geht bis zu Vorschlägen, die für Unternehmen existenzbedrohend werden können.

Unterstützt werden die Aktivisten indirekt in ihren Forderungen von großen institutionellen Investoren wie Versicherungen oder Pensionsfonds, die ebenfalls riesige Aktienpakete halten. Diese würden zwar niemals aktiv in einem Kampf zwischen Unternehmen und Activist Investor Partei ergreifen, aber ihr aktuelles Interesse ist von dem der Hedge Fonds gar nicht so weit entfernt. Denn auch die großen Institutionellen verspüren großen Erfolgs- und Renditedruck, und das bereits seit Jahren. Da kommt es dem ein oder anderen Vermögensmanager dann nicht ungelegen, wenn sich ein Activist Hedge Fund für kurzfristige Maßnahmen stark macht, die den Aktienkurs oder die Ausschüttungen erhöhen. Auch wenn die Unterstützung in der Regel nur indirekt oder über Umwege geschieht, denn eine Parteiergreifung wäre mit zu vielen Kosten und Risiken verbunden. Doch es gibt zahlreiche Möglichkeiten, hier trotzdem unterstützend tätig zu werden. Etwa durch Wertpapierleihe rund um die Hauptversammlung (Empty Voting), die Enthaltung bei Abstimmungen oder die Auslagerung der Stimmrechte an bestimmte Proxy Advisors, die dem Activist Investor nahe stehen.

Den Unternehmen ist mit diversen Aktionen der Aktivisten nicht immer geholfen. Der neueste Trend ist, große Unternehmen mit bedeutendem Immobilienbesitz – wie etwa Kaufhausketten – dazu zu drängen, ihre hoch bewerteten Gewerbeimmobilien an einen REIT (Real Estate Investment Trust) zu verkaufen. Das spült kurzfristig sehr viel Geld in die Kassen, das dann an die Aktionäre in Form von Sonderausschüttungen verteilt werden kann, schwächt aber langfristig das Unternehmen, das ab nun teuer Miete zahlen muss. Die Investoren profitieren kurzfristig von den aktuell hohen Preisen für Gewerbeimmobilien, schwächen damit aber langfristig die Ertragskraft, selbst wenn man Steuereffekte mit berücksichtigt. Aber sei es drum, die Aktivisten sind dann längst zum nächsten Unternehmen weiter gezogen. Und bei den großen Institutionellen hat man zumindest kurzfristig wieder etwas Boden gut gemacht in der Wertentwicklung. Was kümmern da schon die Zahlen von Übermorgen, wenn der Fokus alleine auf dem heute und jetzt basiert?