Passive Investments liegen im Trend

Seit mittlerweile zweieinhalb Jahrzehnten sind passive Investments auf dem Vormarsch. ETFs (Exchange Traded Funds), die einen Index nachbilden und dabei ohne weitere Analyse oder spezifische Auswahl blind in alle Aktien oder Anleihen investieren, die in einem bestimmten Index enthalten sind, zählen heute zu den beliebtesten Investments. Allein in den USA sind derzeit laut einer Studie des Investment Company Institute etwa 3,4 Billionen US-Dollar in ETFs investiert, verteilt auf über 1.800 einzelne ETFs. In Europa beträgt das aktuelle Anlagevolumen laut Bloomberg 725 Milliarden US-Dollar.

Laut einer Studie von PwC wurden im Jahr 2016 insgesamt 14,2 Billionen US-Dollar in passiven Fonds gehalten, was 17% der gesamten, weltweiten Vermögensverwaltung von 87,6 Billionen US-Dollar entspricht. ETFs sind hier neben passiven Indexfonds ein großer Bestandteil des Marktes.

Hohes Wachstum

Der Anteil, den ETFs am Gesamtinvestmentvermögen halten, wächst deutlich schneller als das Wachstum in klassischen, gemanagten Fonds. Denn sie sind nicht nur relativ einfach zu verstehen – zumindest die klassichen Beta-Fonds – sondern haben auch noch das Kostenargument auf ihrer Seite. Verlangen gemanagte Fonds für ihr aktives Stock-Picking Gebühren im Prozentbereich, so gibt es mittlerweile passive ETFs, deren Management-Gebühren gerade einmal 0,1% betragen.

Mehr Kostentransparenz seit MiFID II

MiFID II, die Markets in Financial Instruments Directive, ist seit Beginn 2018 in Kraft. Unter anderem gilt seither eine deutlich höhere Transparenz in Bezug auf Provisionen und Gebühren. Dem Investor muss klar offengelegt werden, wer wie viel an Provision erhält, und wie sich die Gebühren aufschlüsseln. Dadurch ist nicht nur endlich klar, wie viel der Investor jährlich an den Manager bezahlen muss, sondern auch, wie viel der Vermittler für seine Tätigkeit bekommt. ETFs dürften hier im Vergleich deutlich besser abschneiden. Sehr zum Leidwesen der Verkäufer, wohlgemerkt, denn laut einer Untersuchung von Bloomberg fließen bei Anlagen in passive Anlageformen 70% weniger an Gebühren.

Auch aktive Fonds drücken auf die Kostenbremse

Die Konkurrenz der „billigen“ ETFs spüren jene Fondsgesellschaften, die sich bisher hauptsächlich auf aktives Management konzentriert haben. Um keine Assets zu verlieren, drücken sie immer häufiger auf die Kostenbremse und verringern die Gebühren. Wie weit sie damit gehen können, und wie viel der Last die Vermittler mit tragen, das wird sich über die nächsten Monate zeigen. Denn bis die Auswirkungen von MiFID II voll zu spüren sind, dürfte noch ein wenig Zeit vergehen. Schließlich müssen sich die Investoren noch an die neuen Formate der Investmentinformationsblätter gewöhnen und auch daran, dass Kosten nunmehr tatsächlich transparenter und vergleichbarer geworden sind.

Eine Alternative: Smart Beta und Strategic Alpha

Mit minimalen Gebühren und Provisionen lebt es sich weder als Fondsmanager noch als Vermittler besonders gut. Es ist deshalb kaum verwunderlich, dass Hybridformen aus ETF und aktiv gemanagten Fonds auf den Markt drängen. Sie machen mittlerweile über 10% der gesamten ETF Fonds aus. Grob lassen sich diese hybriden ETFs in zwei Gruppen einteilen: Smart Beta und Strategic Alpha.

Smart Beta bedeutet, dass der ETF zwar in seinen Grundzügen einem bestimmten Index folgt, zum Beispiel dem DAX oder dem EuroStoxx50, diesen aber nach eigenen Kriterien anders gewichtet. Diese andere Gewichtung kann sich an beliebigen Dingen orientieren, etwa Fundamentaldaten wie der Dividendenhöhe oder dem Umsatzwachstum, oder auch an Risikokennzahlen wie der Volatilität. Dadurch soll der ETF idealerweise besser performen als der klassische Beta Fonds.

Strategic Alpha ETFs erweitern das Konzept nochmals, in dem sie häufig in mehrere Märkte und Indizes gleichzeitig investieren, um über den normalen Marktertrag hinaus nochmals einen Mehrwert zu generieren.

Zusätzlich gibt es noch eine Menge anderer „Exoten“ unter den ETFs. Sie können gehebelt sein, als Quanto (die Währung des ETF ist dann eine andere als der zugrundeliegende Index), und sie können sogar als Short Variante aufgesetzt sein. Gemeinsam ist allen „exotischen“ ETFs, ob nun Quanto, Leveraged, Smart Beta oder Strategic Alpha, dass sie mit ihrer Strategie höhere Gebühren rechtfertigen.

ETF ist nicht gleich ETF

Dass nicht alle ETFs simple, klassische, passive Beta Fonds sind, scheinen allerdings auch die meisten Investoren mittlerweile verstanden zu haben. Denn interessanterweise, obwohl die „Exoten“ bereits 10% der ETFs ausmachen, liegen in ihnen nur 1% des Investitionsvermögens. Die Kostentransparenz unter MiFID II wird hier eher die günstigen, klassichen ETFs bevorzugen, denn das Hauptargument vieler Investoren, warum sie in ETFs gehen, sind tatsächlich neben der leichten Verständlichkeit vor allem die niedrigen Gebühren.