Die Zinsen sind tief. Aber auf Unternehmensanleihen müssen Emittenten trotzdem noch immer verhältnismäßig hohe Zinsen schreiben, um die Wertpapiere zu verkaufen. Hinzu kommen jede Menge Kosten, Beratungsmandate, Arbeit für den Investor Relations Mitarbeiter, regelmäßige Publizitätspflichten, und vieles mehr. Kein Wunder, dass sich für große Unternehmen über die vergangenen Jahre eine ganz neue Form der Finanzierung aufgetan hat: Art Loans oder mit Kunst besicherte Kredite.
Für große Unternehmen und selbst für Kommunen und diverse Organisationen ist das eine feine Sache. Viele von ihnen fördern bereits seit vielen Jahrzehnten Kunst und Künstler und haben über die Jahre oft riesige Bestände an Kunstwerken angehäuft. Diese hängen in den Eingangshallen und Büros, und vielfach werden sie auch an Mitarbeiter für die Dekoration der eigenen vier Wände verliehen. Manch ein Unternehmen und manche Kommune weiß schon nicht mehr, wohin mit den vielen Bildern und Skulpturen.
Wieso also die Menge an Kunst, die man ohnedies besitzt, und die teilweise über die Jahre sehr stark im Wert gestiegen ist, nicht zum finanziellen Vorteil nutzen? Auf mit Kunst besicherte Kredite liegen die Zinsen ausgesprochen tief. Mit unter einem Prozent kann man als Unternehmen rechnen, wenn man seine Kunst verpfändet und eine entsprechende Überbesicherung vorhanden ist. Das bedeutet etwa, dass man für einen geschätzten Wert der Kunstwerke von 10 Millionen Euro einen damit besicherten Kredit über 5 Millionen Euro bereits für unter ein Prozent Zinsen pro Jahr bekommen kann. Die Laufzeiten liegen meist zwischen wenigen Monaten bis hin zu mittleren Laufzeiten von fünf bis sieben Jahren.
Namhafte große Banken bieten die Art Loans bereits an, aber auch große Private Equity Gesellschaften und Geldmarktfonds haben mittlerweile eigene Abteilungen für diese spezielle Art des Kredits aufgezogen. Schließlich benötigt man neben den klassischen Kreditexperten vor allem auch Kunsthistoriker und Gutachter, um den Wert der Kunst richtig einschätzen zu können. Kleine Häuser tun sich damit natürlich schwer, aber die großen Namen der Finanzwelt sind an diesem Trend bereits aktiv beteiligt.
Für alle Beteiligten mag dies eine interessante und durchaus überlegenswerte Sache sein. Mit Kunst besicherte Kredite als Alternative zu einer Anleihenemission. Zudem ist die Verpfändung von Kunst für den Fortbestand eines Unternehmens weniger riskant, als wenn man seine Fabriks- oder Bürogebäude, Patente oder Lizenzen verpfändet. Warum also mal nicht eine andere Form des Kredits ausprobieren? Den Kunstmarkt könnte diese relativ neue Form der Finanzierung zusätzlich ankurbeln, haben Unternehmen, Vereine, Kommunen und andere Organisationen fortan nicht mehr nur den altruistischen und sozialen Fördergedanken im Kopf, sondern tatsächlich auch einen sinnvollen Vermögensaufbau, der sich nachhaltig nutzen lässt und tatsächlich auch Rendite abwerfen kann.