Fossile Brennstoffe schaden unserem Klima, sind Schuld an Luftverschmutzung und Feinstaub und die Hauptschuldigen der Erderwärmung. Kohle, Öl und Erdgas sind zwar noch immer die Hauptenergiequellen unserer modernen Welt, im Trend liegen sie allerdings nicht mehr. Die neuen Lieblinge heißen Sonne, Wind und Wasserstoff. Erneuerbare Energien liegen im Trend, alles Fossile ist out. Auch bei Investments.
Universitäten und Stiftungen gehen voran
Der Chefredakteur des Financial Analysts Journal beschreibt in seinem Leitkommentar der Mai/Juni Ausgabe, wie sich in den USA vor allem die großen Megaportfolien der Universitätsstiftungen von Investments in Fossile Brennstoffe abwenden. Große Investoren wie Stanford Universtiy und Harvard haben bereits ihr Aktienportfolio mit Bezug auf Kohle, Erdgas und Erdöl drastisch reduziert. Aber auch international scheint der Trend im Bildungsbereich in vollem Gange. Weitere prominente Beispiele sind die Glasgow University, die Australia National University, die schwedische Lund Universtiy, der Rockefeller Brothers Fund und mit dem Local Government Super auch der größte australische Pensionsfonds.
Auch in Deutschland!
Selbst in Deutschland ist die Debatte angekommen. Im Juni haben knapp 100 Mitglieder der Berliner Ärzteversorgung ihre Versorgungskasse aufgefordert, ihre Wertpapierbestände an Unternehmen in der fossilen Brennstoffwelt abzustoßen und die frei werdenden Mittel stattdessen in Anlagen für eine nachhaltige und gesunde Zukunft zu investieren. Die Ärzte, die den Apell unterstützen, beziehen sich unter anderem auf die großen Gesundheitsschäden, die durch das Verbrennen fossiler Brennstoffe verursacht werden und sprechen von einer moralischen Verpflichtung des Ärztestandes.
Die Internet Community zu „Fossil Fuel Divestment“
Im Internet hat sich mittlerweile eine eigene Community entwickelt. Auf der Seite von Fossil Free etwa wird für ein Abstoßen von Aktien, Bonds und anderen Wertpapiere mit fossilem Rohstoffbezug geworben. Neben einer Liste von großen Unternehmen, die in fossilen Brennstoffen unterwegs sind, werden Investoren aufgelistet, die sich der Bewegung angeschlossen haben und fossilen Brennstoffen abgeschworen haben. Die Liste ist bereits viele Seiten lang, umfasst hunderte Fonds, Stiftungen, Städte, Kommunen und Vereinigungen und wächst ständig. Erneuerbare Energien liegen ganz klar im Trend, auch bei Investoren!
Auch wirtschaftliche Argumente
Neben den populistischen Argumenten wie Klimaschutz und Erderwärmung sind rein wirtschaftliche Überlegungen auch nicht von der Hand zu weisen. Selbst ethisch nicht besonders stark angehauchte Fondsmanager debattieren über regulatorische Auflagen, die Kosten für neue CO2 Zertifikate und langfristige Kosten, die bei der Internalisierung externer Kosten entstehen könnten. Man denke nur an die langfristigen Umweltschäden, die der Abbau der Teer-Sände in Kanada verursacht. Die finanziellen Auswirkungen von tatsächlichen Internalisierungen aller externen Kosten wäre für die betroffenen Unternehmen katastrophal. Die Risiken, die mit Investitionen in Unternehmen einhergehen, die einen großen Anteil an den weltweiten CO2 Emissionen haben, sind in den letzten Jahren gestiegen. Das sehen auch große Fonds wie jener der Universität Yale so, die derzeit zwar nicht aus fossilen Investments aussteigen wollen, die Risiken solcher Investments aber strenger und mit Bedacht evaluieren werden.
Der Druck steigt
Bei vielen Stiftungen und Versorgungswerken steigt der Druck durch Mitglieder, Studenten und Fakultätsmitglieder, sich dem Trend anzuschließen und sich von allen Bonds und Aktien mit Bezug zu Kohle, Öl und Gas zu trennen. Die Universität Yale etwa, die sich gegen eine entsprechende Investmentstrategie ausgesprochen hatte, steht unter massivem Druck durch mehrere Interessensgruppen. Und wie der Protest der Ärzte in Berlin zeigt: Investoren wollen aktiv Anteil haben an den Prinzipien ihrer Stiftungen und Pensionsfonds. Sie wollen mit ihren Portfolien ein Zeichen setzen und ihren Beitrag leisten, und fordern für ihr Geld ein, dass es ihre Meinung und Einstellung vertritt.
Für die großen Unternehmen der Kohle, Gas und Ölindustrie sind bereits jetzt harte Zeiten angebrochen, und das allgemeine Sentiment verspricht nicht unbedingt eine bessere Zukunft.