Der Dollar ist so stark wie seit langem nicht mehr, der Euro dagegen schwach. Noch im Mai vergangenen Jahres lag der Wechselkurs knapp unter 1,40 Euro, man erhielt also für einen Euro beinahe 1,40 US-Dollar. Heute liegen wir bei 1,19, und der Trend ist fallend. Das liegt vor allem an den wieder besseren Wirtschaftsdaten aus den USA sowie den Aktivitäten der Federal Reserve Bank, die im Unterschied zur EZB ihr Quantitative Easing zurückfährt.
Manche Analysten reden schon von Parität der beiden Währungen und davon, dass der Wechselkurs unter 1,00 sinken könnte. Das hatten wir zuletzt in den Jahren 2000 bis 2002. Damals war die Lage aber anders, die New Economy Blase war auf ihrem Höhepunkt und Geld floss zuhauf in die USA. Die Eurozone war deutlich kleiner, Deutschland lag wirtschaftlich abgeschlagen und war gerade dabei, Strukturreformen durchzuführen. Europa hat der schwache Euro damals durchaus genützt, um neue Exportmärkte zu erschließen und sich wieder zu erholen.

Aber was bedeutet das für Ihr Portfolio? Hat der starke Dollar denn wirklich Einfluss auf genau mein Portfolio? Das fragen sich jetzt viele Unternehmer, wenn sie die Börsennachrichten sehen. Nun, das hängt natürlich davon ab, welche Anlagen Sie in Ihrem Portfolio haben. Für bestehende Investments ist ein starker Dollar grundsätzlich nichts Schlechtes, ganz im Gegenteil. Wenn Sie allerdings neue Investments tätigen müssen, sollten Sie die Lage differenzierter betrachten.

Hier einige Beispiele, wie sich der Wechselkurs EURUSD auf ein Anlageportfolio auswirken könnte:
Wenn Ihr Portfolio ausschließlich in Euro denominierte Anleihen investiert ist, dann hat der schwache Euro nur indirekt Auswirkungen auf die Wertentwicklung. Etwa durch Angebot und Nachfrage nach den Wertpapieren und damit dem Kurswert. US-Investoren und institutionelle Anleger aus dem Dollar-Raum und Ländern, die Einnahmen vor allem in USD lukrieren (etwa durch den Verkauf von Erdöl und vielen Rohstoffen) könnten die Nachfrage nach in Euro denominierten Anleihen anregen, da die Anleihen aus ihrer Sicht günstiger geworden sind und damit die Renditen besser. Vor allem Anleihen der wirtschaftlich starken Staaten wie etwa Deutschland, Österreich oder der Niederlande könnten sich dadurch verteuern. Das wäre gut für Ihr Portfolio, da sich der Wert Ihrer Anlagen erhöht.
Haben Sie bereits Investments in USD denominierten Anleihen, so sind diese bereits jetzt im Wert gestiegen. Wenn der Wertanstieg des USD weitergeht, werden diese Anlagen weiter im Wert steigen. Je nach Restlaufzeit können Sie sich ab dem Zeitpunkt, ab dem Sie denken, dass der Höhepunkt der USD Stärke erreicht ist, überlegen, die Anleihen abzustoßen und dafür Euro denominierte Papiere zu erwerben.
Anders verhält es sich, wenn Sie derzeit neue Portfolien aufbauen wollen. In USD denominierte Anleihen haben sich in den letzten Monaten deutlich verteuert. Sollte der Trend allerdings weitergehen und wir tatsächlich in Richtung Parität gehen, könnten Sie hier noch einen Währungsgewinn mitnehmen. Sie sollten Ihre Anlageentscheidung aber zuallererst aufgrund von Fundamentaldaten treffen (Bonität, Ausgestaltung der Anleihe, Laufzeit, Kupon, Duration und die üblichen, weiteren Risikovariablen), und die Währung als zusätzliche Variable mit einbeziehen.
Reine Euro-Papiere werden wieder nur indirekt vom starken US-Dollar beeinflusst. Bei Unternehmensanleihen gilt ohnedies wie bei Aktien stets, die Bilanzen und das Geschäftsmodell des Unternehmens zu durchleuten. Hat das Unternehmen eine starke Währungsexposure (etwa weil es viele Rohstoffe in USD einkaufen muss oder von einem Exportmarkt abhängig ist, der typischerweise in USD bezahlt), dann ist Vorsicht geboten und Sie sollten näher hinschauen. Ist das Unternehmen gegen Währungsschwankungen abgesichert? Wie sind die Prognosen? Bei Staatsanleihen in Euro gilt wieder das oben gesagte. Durch eine erhöhte Nachfrage könnten hier die Kurse steigen. Stets gilt auch hier: Zuerst auf die Fundamentaldaten achten!

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