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Historische Preise werden immer wieder als Kauf- und Verkaufargumente herangezogen. Möglicherweise können Intraday Trader mit technischer Analyse und historischen Preisdaten manchmal Erfolge aufweisen. Langfristig orientierte Investoren und Unternehmen, deren wirtschaftlicher Fortbestand die auf ein funktionierendes Hedging angewiesen sind, sollten sich allerdings davon lösen, stundenlang historische Preisverläufe, Volatilitätskurven und vergangene Kursdaten zu studieren. Diese sagen am Ende nichts aus über die Zukunft, auch wenn nach wie vor viele Banker und Salesleute ihre Verkaufspräsentationen damit zuhauf spicken. Im Kleingedruckten findet sich dann zwar meist der Hinweis, dass historische Preise kein Garant für zukünftige Wertentwicklungen seien, aber als Argument herangezogen werden Kurscharts der vergangenen Jahre leider immer noch gerne.

Ein sehr gutes Beispiel waren Fremdwährungskredite, die vor allem in Österreich und dem süddeutschen Raum bis circa 2010 an Unternehmen, Kommunen aber auch Privatpersonen verkauft wurden. Kommunen nahmen auch gerne noch zusätzliches Risiko in Form von Zinsswaps mit einer EURCHF Währungsoption (zumeist FX Barrier Optionen mit Strikes zwischen 1,25 und 1,35). Verkauft wurden diese Swaps stets mit dem Salesargument, der EURCHF Wechselkurs hätte in der Vergangenheit niemals auch nur annäherungsweise diese Kurse erreicht. Was passierte? Einige Jahre ging alles gut, die Kreditnehmer freuten sich über im Vergleich zu Eurokrediten niedrigere Zinsen, und die Swapkontrahenten (die Kommunen) lagen mit ihren Trades auch ganz gut. Die Banken freute es ebenfalls, hatten sie doch fette Margen auf ihre komplexen und leider doch risikoreichen Produkte eingestreift.

Wie risikoreich, das zeigte sich plötzlich ab 2011. Der Euro schlitterte in seine schlimmste Krise, und der CHF verteuerte sich rasant und unaufhaltsam. Eine Barriere nach der nächsten wurde erreicht, Kredite verteuerten sich ungemein, und plötzlich standen die Häuslebauer, Unternehmen und Kommunen mit höheren Schulden da als zu Beginn ihres Kredits. Die Swaps der Kommunen traf es noch schlimmer, und die regelmäßigen Zahlungen aus den eingegangenen Währungsoptionen stiegen teilweise in schwindelerregende Höhen. Was folgte war zuerst Schock, danach eine Klagewelle gegen die Banken, die ihnen die Swaps und Kredite verkauft hatten. Das Argument für die Klagen heißt in fast allen Fällen Falschberatung. Heute dümpelt der EURCHF Wechselkurs bei 1,20 herum. Das hatte kein historischer Chart vorhergesehen.

Auf die Qualität der Beratung und die niederen Motive der Erzielung hoher Margen werde ich in einem gesonderten Blogbeitrag eingehen. Allen Investoren sei diese Geschichte eine Lehre. Tatsache ist, dass niemand die Zunkunft kennt. Was wir als Investoren heranziehen können und sollten, sind Fundamentaldaten, um die bestmöglichen Entscheidungen nach heutigem Wissensstand treffen zu können. Historische Preise gehören nicht dazu.