Wie gut oder schlecht steht es um das Finanzmarktwissen der Bevölkerung? Schließlich nehmen immer mehr Menschen aktiv am Geschehen der Märkte teil. Sie entscheiden über die Anlagen ihrer privaten Altersvorsorge, wählen fondsgebundene Sparpläne für sich, ihre Kinder oder Enkel aus, investieren ihr Erspartes in verschiedenste Verträge von Gold über Versicherungen, Wertpapiere aller Art, Fonds bis hin zu Projekten und Beteiligungen.
Haben auch alle das nötige Wissen, um hier fundierte Entscheidungen treffen zu können? Oder müssen sich die meisten doch noch immer auf provisionsgetriebene Anlageberater und Versicherungsvermittler verlassen? Woher nehmen die Menschen heute das Wissen? Wo lernen wir über den Kapitalmarkt? In der Schule wohl eher nicht. Das hat erst im Januar diesen Jahres der Fall der 17-jährigen Schülerin Naina aus Köln gezeigt, die über Twitter darüber klagte, keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen zu haben. An den Schulen haben übrigens auch die meisten Lehrer kaum Ahnung von Finanzen und dem Kapitalmarkt. Das Thema kommt in den meisten Lehrplänen nicht vor. Also lernen wir an der Uni, wie es sich mit dem Geld und dem Kapitalmarkt so verhält? Vielleicht in vereinzelten und sehr spezialisierten Studiengängen. Dazu zählen wohl kaum Fächer wie Physik und Mathematik, obwohl gerade Physiker und Mathematiker bei Banken und Versicherungen hoch begehrt sind.
Es ist bezeichnend, dass die meisten Banken und Versicherungen für ihren Nachwuchs und die laufende Weiterbildung ihrer Mitarbeiter eigene Schulungsprogramme und Akademien betreiben. Denn auch bei Bankneulingen ist das Wissen über Finanzmärkte kaum bis nicht vorhanden.
Eine brasilianische Studie der Universität von Santa Maria hat in 2014 das Finanzwissen von knapp 1000 Personen untersucht. Die Studienleiter haben dafür eine Kombination aus Einstellung gegenüber Finanzthemen, dem Verhalten in Finanzangelegenheiten sowie dem Wissen zum Finanzmarkt getestet. Die Versuchspersonen hatten zwar alle eine sehr positive Einstellung, zeigten durchschnittliches Verhalten, aber ganz gravierende Mängel beim Wissen. Einfachste Fragen zu Zins und Zinseszins, Inflation, der Aufgabe einer Börse, zu einfachsten Arten von Wertpapieren und Investments sowie die Vorteile von einer Streuung oder Diversifizierung von Anlagen konnten oft nicht beantwortet werden.
Hat unser Bildungssystem versagt? Finanzmarktwissen ist für den Alltag heute enorm wichtig geworden. Die globale Vernetzung, die vielen Möglichkeiten, die sich uns bieten, die Fülle an Informationen und Investitionsmöglichkeiten überfordert viele. Dabei entscheiden überlegte und fundierte Entscheidungen über die eigenen Finanzen über das eigene finanzielle Wohl, die eigene Zukunft und im weitesten Sinne sogar über die Stabilität des gesamten Finanzsystems.
Zum Glück gibt es in der heutigen Zeit nicht mehr nur das Monopol von Schule, Studium und überteuerten Fachbüchern. Das Internet bietet uns mittlerweile eine Fülle kostenloser Informationen und die Möglichkeit, uns in Foren und Netzwerken zu den verschiedensten Themen auszutauschen. Wir müssen diese Möglichkeiten nur annehmen und uns damit beschäftigen. Also selbst wenn die Lerhrpläne nicht oder nur zögerlich reformiert werden sollten, so stehen die Chancen gut, dass sich die junge Generation selbst und eigenverantwortlich zum spannenden Thema Finanzen und Kapitalmarkt informiert.