BahlConsult GmbH: Ihre unabhängigen Experten und Berater zu Zinsswaps, Derivaten, strukturierten Anleihen und Alternative Investments. Wie sieht der Börsenhandel der Zukunft aus? Noch vor wenigen Jahrzehnten war es für die meisten Marktteilnehmer unvorstellbar, dass der Handel irgendwann nicht mehr physisch auf dem Parkett mit Zurufen und bestimmten Handzeichen stattfindet. Heute gibt es kaum noch eine Börse, die Präsenzhandel einsetzt. Nicht mal mehr in den USA, die sich paradoxerweise gerade was moderne Handelssysteme betrifft in der Regel lange gegen Neuerungen streuben.

Was derzeit noch geblieben ist, ist eine Art Regionalität. Chinesische Aktien werden in China und Hong Kong gehandelt. Deutsche Aktien werden an der Deutschen Börse gelistet. Sicherlich gibt es Zweitlistings, ADRs (American Depository Receipts), H-Shares (chinesische Aktienlistings in Hong Kong) und dergleichen. Aber es gibt doch noch für jede Aktiengesellschaft eine Börse, an welcher das Unternehmen primär gelistet ist und auch gehandelt wird. An jeder Börse sind zudem die Voraussetzungen, die Regularien und die Handelsusancen andere, ganz zu schweigen von den unterschiedlichsten elektronsichen Systemen und Zugangsvoraussetzungen. Eine Bank, die am Börsenhandel teilnehmen will, benötigt in der Regel von der jeweiligen Börse und deren Aufsicht eine Zulassung, die meist mit einer teuren Mitgliedschaft verbunden ist. Die Börsenhändler benötigen eine Zugangsprüfung. Dazu kommen nationale Öffnungszeiten, individuelle Feiertage und vieles mehr, was es Aktienhändlern auch heute noch schwer macht, weltweit am Handel teilzunehmen. Das treibt durch die Notwendigkeit vieler Zwischenhändler und spezialisierter Händler, Systemintegrationen und Zeitzonen die Kosten für viele Geschäfte in die Höhe.

Ein weiteres Thema sind die unterschiedlichen Lagerstellen, die ebenfalls über die Welt verteilt sind und deren Koordination und Integration für große Banken eine Herausforderung ist.

Hier besteht also noch viel Potenzial für Effizienzsteigerungen und Modernisierungen. So wie sich die alte Parkettbörse mit physisch anwesenden Börsenmaklern heute vollkommen überholt hat, könnten die aktuellen Konzepte von Börsen bald ebenso der Vergangenheit angehören. Ein weltweiter Handel rund um die Uhr, gemeinsame Voraussetzungen und transparente Preise und Systeme könnten in Zukunft entstehen. Wichtige Voraussetzung dafür ist allerdings, dass dieser Handel weltweit absolut sicher und gleichzeitig schnell und effizient abgewickelt werden kann.

Ob diese Rolle der Entwicklung eines weltweiten Wertpapierhandels nun die meist staatlichen oder stark unter nationalem Einfluss stehenden Börsen übernehmen werden, oder eher privatwirtschaftlich geführte Handelsunternehmen, etwa ein Zusammenschluss großer Investmentbanken, bleibt dabei offen. Auch die Art der Regulierung ist eine Herausforderung. Die Technologien selbst hingegen, die eine globale und sichere Handelsplattform möglich machen können, gibt es bereits: Blockchain und Ethereum.

Blockchain und Ethereum sind relativ neue und absolut revolutionäre Technologien, um Daten im riesigen, internationalen Datennetz zu speichern und eindeutig zu identifizieren. Bitcoin verwendet die Blockchain Technologie bereits seit vielen Jahren erfolgreich, und auch andere große internetbasierte Unternehmen finden zunehmend Gefallen an auf Blockchain sowie Ethereum basierten Anwendungen. Manche IT Experten sprechen sogar von einer Entdeckung, die von ihrer Wichtigkeit mit jener von Elektrizität oder fließendem Wasser gleichgesetzt werden kann. Die Blockchain Technologie wird unser Leben grundlegend verändern, sind diese Experten überzeugt.

Das Besondere an Blockchain ist, dass es sich dabei um ein unabhängiges Register handelt. Eine Art Datenbank sozusagen, die aber nicht von jemand bestimmtem verwaltet und damit auch manipuliert werden kann, sondern die völlig eigenständig existiert. Im Fall von Bitcoin ist diese Datenbank öffentlich zugänglich und kann von jedem eingesehen und kontrolliert werden. Dabei ist jeder Eintrag, der als Block bezeichnet wird, fest mit dem vorherigen Eintrag verbunden und damit erstens einzigartig und zweitens vor Veränderungen und Manipulationen geschützt. Man benötigt bei Blockchain kein zentrales Register mehr, niemanden mehr, der eine sogenannte zentrale Meldestelle wäre, die sich um die Eigentumsrechte kümmern muss. Das übernimmt die Blockchain Datenbank selbst. Gleichzeitig sind die Eigentumsrechte individuell, einzigartig und geschützt im Blockchain Register abgespeichert.

Die Anwendungsmöglichkeiten für die Blockchain Technologie sind beinahe grenzenlos. Die sicheren Register könnten überall dort eingesetzt werden, wo es um Eigentumsrechte geht. Sei es nun bei Geld, Aktien, Anleihen, Derivaten, IPOs aber auch bei Grundstücken, Fahrzeugen, Häusern, Internetdomänen, Mitgliedschaften und jeglicher Art von Wirtschaftsgut, egal ob physisch oder abstrakt. Mit dem nachprüfbaren und auf einer Blockchain basierten Register ließen sich theoretisch all diese Eigentumsrechte transparent und eindeutig festlegen.

Noch stehen die tatsächlichen Anwendungen von Blockchain und Ethereum am Anfang. Doch die Entwicklung schreitet schnell voran. Gerade die Finanzindustrie ist stark an der Weiterentwicklung mit beteiligt und tüftelt daran, neuartige elektronische Handelsplattformen und viele andere Anwendungen im Finanzbereich, die auf Vertrauen und Effizienz angewiesen sind, auszuloten. Die Entwicklung wird vor der Börsenlandschaft und dem internationalen Wertpapierhandel sicherlich nicht halt machen und könnte die Art und Weise, wie wir am Kapitalmarkt teilnehmen, in den kommenden Jahren und Jahrzehnten grundlegend verändern.