SONY DSCGeht das Neugeschäft schleppend, klingeln die Telefone bei Unternehmen, Kommunen, Versicherungen und Versorgungswerken. Die fleissigen Banker, die ihnen vor einiger Zeit Zinsswaps, exotische Strukturen und strukturierte Bonds verkauft haben, kommen plötzlich mit tollen Ideen, wie man die alten Trades umstrukturieren könnte. Danach wären die Geschäfte für den Investor wieder viel attraktiver, versprechen sie.

Nun liegt es aber in der Natur der Sache, dass sich am Barwert des bestehenden Geschäfts nichts verändern lässt. Liegt der Investor hinten, wird er das auch in einem umstrukturierten Geschäft. Gewinnen lässt sich mit einer Laufzeitverlängerung, einer Umverteilung der Kupons oder der Neuhinzunahme von Optionen und weiterer Risiken  aus Barwertsicht leider gar nichts. Zumindest nicht für den Investor. Für die Bank natürlich schon, denn sie nimmt für ihren freundlichen Service eine saftige Marge, aber darüber wollen wir heute gar nicht erst im Detail sprechen.

Eine Umstrukturierung kann das Leiden unter schlecht gelaufenen Swaps und Strukturen durch eine Laufzeitverlängerung natürlich etwas verlängern und damit verwässern. Die Last verteilt sich fortan über mehr Laufzeitjahre. Am Barwert des Geschäfts kann das leider nichts ändern. Aus der Misere befreit eine Umstrukturierung nicht. Die Reissleine bei gewissen Optionsrisiken zu ziehen mag in manchen Fällen durchaus angebracht sein, was aber nur bedeutet, dass die aktuelle Negativentwicklung gestroppt wird. Plötzlich zum Guten wenden wird sich durch die Umstrukturierung leider nichts. Die Verluste bleiben wie sie sind.

Eine andere Möglichkeit, die gerne bei gut gelaufenen Geschäften vorgeschlagen wird, ist es, einige der im Geld befindlichen Optionalitäten oder Barwertgewinne zu realisieren. Allerdings nicht als Auszahlung in Form einer vorzeitigen Auflösung, sondern in Form von hohen Kupons bis zum Laufzeitende. Das mag für den Investor durchaus interessant sein. Er sollte aber unbedingt vergleichen, was er an Barwert für diese Umstrukturierung verliert, und ob er für die Optionen den korrekten Wert erhält. Denn neben Spesen sind auch Liquiditätsargumente wichtig. Als Alternative bietet sich in solchen Fällen unter Umständen auch eine Auflösung von Geschäften an, verbunden mit einer Neuanlage.

Umstrukturierungsvorschläge, die nicht vom Investor ausgehen, sondern aus heiterem Himmel kommen, sind nunmal so eine Sache. Steckt hier wirklich der reine, altruistische Servicegedanke dahinter? Oder doch in manchen Fällen Budgetdruck? Ganz abtun sollte man die kreativen Ideen der Banker nicht sofort, sie sind in jedem Fall einen kritischen Blick wert. Der ein oder andere Vorschlag könnte durchaus interessant sein und Sinn machen. Allerdings sollte der Investor – wie bei allen Geschäften – auch bei Umstrukturierungen Alternativpreise anderer Anbieter einholen oder sich eine unabhängige Bewertung anfertigen lassen.

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