bullsw1High Frequency Trading gegen Low Frequency Trading. Fluch oder Segen? Ein mit mir befreundeter Aktienhändler einer großen Geschäftsbank, der im Auftrag großer Kunden handelt, kann gar nicht genug über die Algorithmen der Hedgefonds und Propdesks schimpfen. In seinen Augen nutzen die High Frequency Trader die Low Frequency Trader aus und leben auf deren Kosten.

Aber ist High Frequency Trading tatsächlich so gefährlich für die klassischen institutionellen Investoren? Hinter HFT verbergen sich leistungsstarke Computer, die ultraschnell riesige Datenmengen sammeln, berechnen, vergleichen und auswerten. Die Algorithmen versuchen, die Preisentwicklung der nächsten Momente anhand von Korrelationen aber auch der Orderlage der „normalen“ Marktteilnehmer oder Low Frequency Trader vorwegzunehmen und blitzschnell zu kaufen oder zu verkaufen.

Tatsache ist, dass sich Asset Manager heutzutage nicht mehr nur mit der Auswahl der richtigen Investments beschäftigen müssen, sondern auch mit dem Handel selbst und wie vor allem große Kauf- und Verkauforders an den Börsen und Plattformen abgearbeitet werden. Welche Strategie wende ich an, um nicht sofort von den Algorithmen der HFT Community enttarnt zu werden? Mit einer simplen Eisberg Order ist es da nicht mehr getan. Frontrunning durch die High Frequency Trading Community wäre damit vorprogrammiert. Es stimmt also, dass HFT dem LFT zu schaffen macht. Die Märkte haben sich verändert, und die traditionellen Börsen ringen nach Antworten auf die Herausforderungen durch diese neuen und immer zahlreicheren Marktteilnehmer.

Auf der anderen Seite hat die Zunahme von High Frquency Trading auch für eine bessere Liquidität sowie arbitragefreiere Preise an den unterschiedlichen Handelsplätzen gesorgt. Unbestritten ist, dass eine hohe Liquidität für jeden Marktteilnehmer ein großer Vorteil ist. Aber die Märkte sind gleichzeitig auch schneller geworden und reagieren auf Ungleichgewichte im Orderbuch oder bei neuen Informationen deutlich schneller und stärker als noch vor zehn Jahren.

Eine Herausforderung stellen die ultraschnellen computerbasierten Handelsaufträgevor allem für die traditionellen Börsen dar. Gerade die in der Vergangenheit nicht gerade durch moderne, elektronische Handelssysteme bekannten US-amerikanischen Börsen sind gezwungen, technisch aufzurüsten. Die Chicago Mercantile Exchange und die NASDAQ beispielsweise vernetzen ihre Systeme jetzt durch mikrowellenbasierte Übertragungen, um gegen computerbasierte Arbitrage besser gewappnet zu sein.

Dennoch hinken die traditionellen Börsen weltweit technisch hinterher, was auch an der Philosophie der öffentlich zugänglichen Transparenz von Preisen, Handelsvolumen und sogar Orderbuchtiefe liegt. Diese grundsätzlich begrüßenswerten Informationen können allerdings von den menschlichen Low Frequency Tradern gar nie so schnell ausgewertet werden wie von den Computern der High Frequency Desks. Vielleicht erfreuen sich auch deshalb die sogenannten „Dark Pools“ diverser großer Investmentbanken immer größerer Beliebtheit bei institutionellen Investoren. Dass diese wenig oder nicht regulierten Handelsplattformen wieder andere Risiken bergen, lesen Sie im nächsten Beitrag.

High Frequency Trading ist ein dauerhaftes Phänomen und wird uns auf Dauer begleiten. Traditionelle Investoren und Händler müssen das akzeptieren und sich darauf mit neuen Strategien einstellen. Dauerhaft erfolgreich werden jene Händler sein, welche die Herangehensweise der HFT kennen und sich so verhalten, dass sie mit ihren Orders möglichst lange unentdeckt bleiben. Die weitere Entwicklung und die Reaktion der LFTs auf HFTs bleibt spannend.