BahlConsult GmbH: Ihre Experten für strukturierte Investments und DerivateViel wird berichtet über die ungleiche Verteilung von Vermögen und Kapital auf der Welt und darüber, dass die Reichen und Mächtigen zunehmend reicher und mächtiger werden. Was passieren kann, wenn man sich mit genau diesen Reichen und Mächtigen anlegt und sich danach von ihnen abhängig macht, zeigt ein schönes Beispiel aus dem angeblichen Paradeland des Kapitalismus, den USA.

Da war einmal ein innovatives, neues Unternehmen, das eine neue Form des Kreditwesens forcierte: Peer-to-Peer Lending. Nun gut, über die Peer-to-Peer Kreditbranche mag man denken, was man will. Wo es um viel Geld geht, ist selten alles seriös und ethisch korrekt, und nicht wenige versuchen, sich dabei die Taschen voll zu machen. Dennoch ist das Peer-to-Peer Lending Business eine innovative und durchaus moderne Idee sowie eine zusätzliche Möglichkeit, Kapital halbwegs effizient zu verteilen. Die Grundidee: Einfache Menschen stellen anderen einfachen Menschen für kleinere Vorhaben Geld zur Verfügung. Die potenziellen Kreditnehmer werden vom Plattformanbieter analysiert, stellen nach positiver Prüfung sich und ihre Projekte auf einer Online Plattform vor, bieten einen gewissen Zinssatz für ihren Kredit, und sammeln nach und nach Geld von Menschen ein, die das Projekt gut finden. Über eine feste Laufzeit zahlen sie dann im Idealfall das geliehene Geld samt Zinsen zurück. Das alles findet ohne eine klassische Bank statt.

Das klingt grundsätzlich alles sehr gut. Deshalb haben sich Peer-to-Peer Kreditanbieter über die Jahre in vielen Ländern wunderbar vermehrt. Denn viele versuchen, hier ihr finanzielles Glück zu finden. Die Gebühren für die Plattformen sind satt und die großen Anbieter verdienen gut. Peer-to-Peer liegt im Trend, die junge Generation liebt die Vorstellung des Teilens und der direkten Interaktion im Geschäftleben. Den Banken wird hingegen eher mit Argwohn begegnet. Gleichzeitig ist diese Peer-to-Peer Entwicklung den etablierten Banken und Brokern ein Dorn im Auge. Was also tun, um Macht und Einfluss zu erhalten? Das Paradebeispiel liefert einer der größten Peer-to-Peer Loan Anbieter aus den USA.

Gegründet wurde dieser vor 10 Jahren im Jahr 2006. Geführt wurde das Unternehmen vom Gründer, die Geschäfte liefen gut, und es wurde tatsächlich Geld von normalen Menschen an andere normale Menschen verliehen. Doch dann änderte sich die Sache. Ein ehemaliger Vorstandsvorsitzender einer großen und mächtigen Investmentbank wurde Vorstand des Peer-to-Peer Anbieters. Ziemlich schnell änderte sich alles. Zuerst ein teurer Börsengang. Dann der Schwenk zu professionellen Kreditgebern, also Banken, Fonds und institutionelle Investoren. Es wurden weitere Fonds und Unternehmen gegründet, über welche Geldgeber indirekt Kapital zur Verfügung stellen konnten, um ihre wahre Beteiligungsgröße zu verschleiern. Gemunkelt wird übrigens, dass der Großteil der Profi-Investoren aus dem Einflussbereich gerade jener Investmentbank stammt, aus welcher der neue Vorstand kam. Nun gut, wie auch immer, als nächster logischer Schritt folgten Verkäufe ganzer Kreditportfolien sowie Pläne für eine Verbriefung von Krediten. Klassisch eben das, was Banken und Investmentbanken nunmal im Kreditgeschäft so machen. Teilweise natürlich mit Leverage, also geliehenem Geld. Der Gründer und bisherige Geschäftsführer wurde selbstverständlich irgendwann unbequem und musste entfernt werden. Also schnell ein paar Fallstricke in den Weg gelegt, und schon musste der gute Mann das Feld räumen. Er hatte sich offensichtlich mit den falschen Leuten verbündet. Ganz zufällig übrigens wurde die schmutzige Wäsche öffentlich gewaschen, was auch andere Peer-to-Peer Anbieter ins Zwielicht rückte. Und alles nur, weil einer glaubte, die Wall Street wolle ihn unterstützen und ihm dabei helfen, das Geschäft und die Gewinne zu vergrößern. Das kann passieren, wenn jemand seine Unabhängigkeit aufgibt und sich mit den Mächtigen verbündet. Das kann wie man sieht schlecht ausgehen.

Wie es mit dem Peer-to-Peer Lender weitergeht? Nun, das Peer-to-Peer ist ohnedies schon länger vorbei für diesen Anbieter, denn man ist offiziell umgeschwenkt auf „Marketplace Lending“. Aber vielleicht haben andere Anbieter daraus eine Lehre gezogen und gehen die Sache unabhängig an, anstatt sich mit den großen Banken zu verbünden.