Große Banken mit großen Gewinnen

Regelmäßig veröffentlicht die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich mit Sitz in der Schweiz ihren Bericht zur Umsetzung von Basel III. Dieser enthält neben allerlei eher trockenen Statistiken auch sehr umfangreiche Informationen zur Lage von Banken. Tatsächlich haben weltweit die 105 größten Banken des Berichts (sie alle haben ein hartes Eigenkapital von mindestens 3 Milliarden Euro und sind international tätig) allein im zweiten Halbjahr 2016 einen Gewinn nach Steuern von 239,5 Milliarden Euro eingefahren. 239,5 Milliarden an reinem Gewinn, nach Abzug der Steuern, und das in nur sechs Monaten! Würde man hier ganz plump den Durchschnitt bilden, käme jede der 105 Banken auf 2,28 Milliarden Euro an Gewinn! Selbstverständlich gibt es Unterschiede, manche Institute sind profitabler als andere, aber grundsätzlich kann man nicht sagen, dass es „den Banken“ schlecht gehen würde.

Die Kapitalausstattung ist gut

Basel III, das aktuell gültige Regulierungswerk für Banken, setzt seinen Hauptschwerpunkt auf eine ausreichend große Ausstattung mit Eigenkapital, sowie auf ein umfangreiches Risikomanagement. Auch hier stehen die großen und damit wichtigen Banken weltweit sehr gut da. In den vergangenen Jahren haben vor allem die global wichtigsten Institute ausreichend Kapitalpuffer gebildet, um einer Finanzkrise besser widerstehen zu können. Per Ende Dezember 2016 hatte die Gruppe der großen, international tätigen Banken ein hartes Kernkapital (das sind Aktien/Anteilsscheine und einbehaltene Gewinne, wird in vielen Berichten auch gerne CET1 genannt) von 12,3%. Zum Vergleich: Im Juni 2011 lag dieses sogenannte CET1 noch bei 7,2%. Und wenn man die gesamte Kapitalunterlegung betrachtet, also auch Dinge wie Nachrangkapital oder Ergänzungskapital, dann kommen die Institute im Schnitt sogar auf satte 15,3%. Das ist beachtlich!

Auch das Risikokapital wurde ausgeweitet

Das Risikokapital, die sogenannten „Risikogewichteten Assets“ oder RWAs, haben sich in letzter Zeit leicht erhöht. Das klingt zunächst schlimm, ist aber für Bankkunden eine gute Nachricht. Den mehr Risikokapital heißt mehr Geschäft, also mehr vergebene Kredite, mehr Derivate, mehr Anleihen und mehr Aktivität von Banken an den Finanz- und Kapitalmärkten. An deren anderem Ende stehen Unternehmen, Staaten, Kommunen und Investoren aller Art. Solange dieses Geschäft mit ausreichend Eigenkapital unterlegt ist – und wie sich zeigt ist das der Fall – kommt eine Ausweitung des Risikokapitals durchaus der Wirtschaft zugute. Allerdings, so muss man zugeben, ist das nicht überall auf der Welt gleich. In Europa gingen die risikogewichteten Aktiva zurück, im Rest der Welt ist das Geschäft hingegen gestiegen. Freuen dürfen sich hier also hauptsächlich Bankkunden außerhalb Europas.

Das Risikomanagement wurde verbessert

In den vergangenen zehn Jahren hat sich viel getan innerhalb von Banken. Vor allem im Bereich Risikomanagement hat sich etwas verändert. Neben den allgemeinen Marktrisiken und dem Ausfallrisiko für Verbindlichkeiten, die schon immer genau beobachtet wurden, ist nun auch das operationelle Risiko ins Blickfeld gerückt. Darunter versteht man etwa das Risiko von Hackerangriffen, Betrug (intern und extern), Systemausfällen, Produkthaftungen, aber auch Naturkatastrophen und das Versagen interner Kontrollen und Prozesse, und dem dadurch verursachten Schaden. Diese Risiken sind schwer zu bewerten, doch betrachtet man die Zahlen, so nehmen Banken diese Risikoklasse immer ernster. Im Jahr 2011 bewerteten Banken das operationelle Risiko mit 7,8% des gesamten Marktrisikos. Ende 2016 ist der Wert auf 16,8% gestiegen und hat sich damit mehr als verdoppelt! Wie jeder Risikomanager weiß ist das Bewusstsein für die Größe eines vorhandenen Risikos einer der wichtigsten Bestandteile eines erfolgreichen Risikomanagements.

Auf dem richtigen Weg

Die Banken sind damit auf einem richtigen Weg. Dass solche Veränderungen selten ganz freiwillig erfolgen, ist verständlich. Schließlich sind damit hohe Anstrengungen und auch Kosten verbunden. Basel III und die jeweiligen Umsetzungen in EU-Recht und nationales Recht haben hier einen wichtigen Beitrag geleistet. Innerhalb der Bankenlandschaft haben die vielen neuen Vorschriften zu oft großen Umbrüchen geführt. Ganze Geschäftsbereiche wurden aufgegeben oder umstrukturiert, Mitarbeiter haben ihre Arbeit verloren, viele Bereiche und Geschäfte wurden komplett auf den Kopf gestellt. Doch das bisherige Zwischenergebnis deutet darauf hin, dass der Weg zwar anstrengend aber wohl nicht ganz falsch sein dürfte. Die Zahlen sprechen aktuell für sich. Den Banken geht es gut, das Finanzsystem wirkt stabiler als noch vor zehn Jahren. Noch ist der Weg nicht zu Ende gegangen. Basel III ist noch nicht vollständig in Kraft getreten, und schon werden neue Konsultationen und Änderungen geplant. Doch im Grunde lässt sich aktuell durchaus sagen: Den Banken geht es gut!