BahlConsult GmbH: Ihre Experten für die Bewertung und Analyse von Swaps, Derivaten und strukturierten ProduktenDie aktuelle Benchmark Anleihe der Ersten Abwicklungsanstalt (EAA), die am 30.11.2015 begeben wurde und vom 7.12.2015 – 7.12.2018 läuft, hat einen interessanten Fixzinssatz: 0,00%. Noch interessanter: Der Emissionspreis liegt mit 100,331% über Pari. Das entsprach zum Zeitpunkt der Emission einem Niveau von Midswap minus 5 Basispunkten. Ein Investor in diese Anleihe zahlt also für einen Nominalwert von zum Beispiel 100.000 Euro einen Preis von 100.331 Euro. Hält er die Anleihe bis zur Fälligkeit in drei Jahren, erhält er genau 100.000 Euro zurück. In der Zwischenzeit bekommt er keine Zinsen oder sonstigen Zahlungen. Der Investor zahlt an die EAA also in unserem Beispiel 331 Euro, um der EAA für drei Jahre 100.000 Euro leihen zu dürfen.

Sie fragen sich, wer das freiwillig macht? Überraschend viele Investoren wollten die Anleihe kaufen. Die Emission war binnen kürzester Zeit mehrfach überzeichnet. Das Emissionsvolumen betrug am Ende 1,5 Milliarden Euro. Eine stattliche Summe. Warum geben so viele Investoren jemandem Geld und zahlen auch noch dafür? Wohlgemerkt handelt es sich hier nur um institutionelle Investoren, denn die Stückelung dürfte mit 100.000 Euro über das Budget der meisten Kleinanleger gehen.

Der Hauptgrund für die enorme Nachfrage bei dieser Emission ist die ausgezeichnete Bonität. Die Erste Abwicklungsanstalt ist eine Anstalt öffentlichen Rechts im Besitz des Landes NRW und besitzt deshalb ein AAA Rating. In Deutschland wird die Anleihe, wenn sie im Bestand von Banken landet, nach der Solvabilitätsverordnung (SolvV) unter Basel III mit Solver Null bewertet und bedarf somit keiner teuren Eigenkapitalunterlegung. Als große Benchmarkemission gilt die Anleihe zudem als liquide und kann den liquiden Beständen zugerechnet werden.

Die Wahl einer 3-jährigen Laufzeit ist zusätzlich interessant. Derzeit sind nämlich die Swapsätze in Euro für bis zu drei Jahre negativ. Theoretisch also müssten Investoren, die eine Anleihe mit einer kurzen Laufzeit von bis zu drei Jahren kaufen, dem Emittenten Zinsen bezahlen, anstatt welche zu bekommen. Da dies allerdings weder marktüblich noch in der Abwicklung vorgesehen und machbar ist, liegen die Zinsen für neu begebene, kurz laufende Anleihen und solche, bei denen der Abschlag gegenüber dem Midswap Niveau sehr hoch ist, bei Null oder einem symbolisch niedrigen Zinssatz. Um dem negativen Niveau trotzdem Rechnung zu tragen, werden die Anleihen über Pari, also mit mehr als 100% verkauft. Dadurch sinkt die Rendite wieder auf das negative Niveau.

Bei Anleihen hat der Investor zumindest die Hoffnung, dass das Zinsniveau noch weiter fällt und seine Anleihe im Kurs steigt. Dadurch bleibt dem Investor zumindest die Kursfantasie, die ihn für den anfänglichen Verlust entschädigt. Ob das nun eintrifft ist eine Sache. Die andere Sache ist, dass der Investor dafür die Anleihe vor Laufzeitende wieder verkaufen müsste. Für viele institutionelle Investoren wird das aber ohnehin keine Option sein, da viele von ihnen einen bestimmten Anteil hoch qualitativer Anleihen in ihren Beständen als Sicherheit aufgrund von Anlagevorschriften oder rechtlichen Regelungen halten müssen. Emittenten mit guter Bonität freut das. Sie können sich aktuell nicht nur günstig Kapital besorgen, sondern werden für das Leihen von Geld auch noch bezahlt. Ein weiterer Auswuchs der aktuell von den Notenbanken herbeigeführten Niedrigzinsphase.